Mittelfristig geht es auch ihm an den Kragen, noch aber begeistert er in all seinen Varianten mit einer hohen Ausgereiftheit – der Benziner. Als fossiler Brennstoff spürt der Benziner bereits Gegenwind, im Vergleich zu seinem schwer angeschlagenen Bruder Diesel hat er aber nicht mit Bashing und schlechtem Ruf zu kämpfen. Eine Autowelt ohne Benziner wäre derzeit auch nicht vorstellbar, erwünscht sowieso nicht. Dafür bietet er in all seinen Facetten einfach zu viel von Allem. Emotion pur als blubbernder Achtzylinder, geniale Fahrleistungen als Bi-Turbo-Sechszylinder, hohes Sparpotential als spritziger Turbo-Dreizylinder.
Dabei fühlt sich der Benziner in jedem Segment pudelwohl. Vom winzigen Hyundai i10 bis zum frivolen Ford Mustang Mach 1 reicht seine Welt. “Brot und Butter” – Autos treffen auf Spaßgranaten, edle Limousinen auf knackige Roadster, Mini-SUV´s auf fahrende Schrankwände. Dabei machen die Turbovarianten gefühlt 99% des Portfolios aus, manch Hersteller haben noch Sauger als Einstiegsmodelle, ganz hartnäckige wie Subaru setzen gänzlich auf dieses Prinzip. Mazda mit seiner Skyactiv-Technologie hat überhaupt ein Alleinstellungsmerkmal
Dass der wohl unanständigste Motor unseres Testjahres der frei atmende V8 des Ford Mustangs war, ist wieder etwas anderes.
Das hat etwas mit Denkmalschutz zu tun, darunter fällt auch sein zweistelliger Verbrauch. Das Ford eh auch anders kann, beweisen die Kölner seit Jahren mit ihren Ecoboost-Varianten. Das waren die Vorreiter der 3-Zylinder Turbobenziner, die sich mittlerweile fleißig quer durch alle Segmente unters Volk mischen. Zunehmender Einsatz von Dämmmaterial macht sie auch leiser, wobei wir eher der Fraktion “knarzig-knorriger Sound” angehören.
Gerade wer so wie wir einen gewissen Hang zur Sportlichkeit hat, wird sich als Freund des Benziners fühlen. Die genialen Reihen-Sechszylinder von BMW haben uns in der mittlerweile riesigen M-Familie gar freudvolle Momente beschert. Hyundai treibt in seinen “N”-Modellen den Turbo-Vierzylinder zur Höchstform, dynamisch wie olfaktorisch. Cupra sind überhaupt die Ärgsten, haben sie sich doch den Fünf-Zylinder von Audi gekrallt um damit den Cupra zu befeuern.
Die Liste der emotional besetzten Benzinermodelle 2022 ist erfreulich lange, Porsche 992 GT3, T-Roc R, Mazda MX-5, MINI JohnCooperWorks. Fast hätten wir übersehen, dass der Benziner auch über hohes Sparpotential verfügt. Diverse Mild-Hybrid Systeme greifen ihm dabei noch unter die Arme, wobei selbst diese oft mehr Wirkung bei den Fahrleistungen entfalten. So oder so, wenn ein Kompakt-SUV wie der Kia Sportage mit 180 PS und Allrad weniger als sieben Liter konsumiert, sagt schon eine Menge. Opel Astra PS 5,1 Liter, BMW 220i Coupé 6,9 Liter, alles Werte zum Herzeigen.
Auch hier der Versuch einer Antwort auf die Frage der Kaufempfehlung: Ja, schon. Der Benziner steht imagemäßig weitaus besser da als der Diesel. Das bringt stabilere Verhältnisse beim Wiederverkauf, zumal ja auch keine Fahrverbotszonen drohen. Und die Spritkosten? Die fehlen an dieser Stelle, denn vor einer Woche waren sie noch ganz woanders als zu dem Zeitpunkt, wo diese Zeilen entstehen. Und bis sie diese lesen, ist er wohl schon wieder… ganz woanders!