Der VW Tiguan ist seit seinem Start 2007 eine tragende Säule im VW-Programm. Ist eh der Neue auch, wie wohl der Erfolgsdruck etwas nachgelassen hat.
Dem Tiguan geht es ähnlich wie dem Golf: Teil der DNA des Konzerns, verlässlicher Stückzahlenbringer über viele Jahre, doch ständig mit alten und neuen Konkurrenten aus fernen und nahen Ländern konfrontiert. Sowas kann einen bei der Entwicklung schon mal ins Schwitzen bringen, Stichwort „Erfolgsdruck“. Nicht so bei VW, wir haben den neuen Tiguan als locker entspanntes SUV am Höhepunkt seines Könnens erlebt.
Da schwingt auch die Gewissheit mit, dass sich von ihm abwendende Menschen eh tendenziell in einem anderen VW-Modell landen. ID.5, ID.7, Passat, suchen sie es sich aus. Zudem stellt der Tiguan wie noch keiner seiner Vorgänger unverhohlen den Premium-Anspruch, mit Zuwanderung aus München und Stuttgart ist zu rechnen. Das gilt zumindest für unser Testmodell, sportlich gewandet in der coolen „R-Line“ und via attraktiver Extras final zum rundum gelungenen Wohlfühlauto geadelt.
Am Design wurde dabei gar nicht einmal so viel geändert. Angesichts seiner vielen Fans zieht der neue Tiguan trotzdem die Blicke auf sich. Die bleiben dann an neuen LED-Lichtern, Chromdetails der R-Line, markantem Lufteinlass, LED-Leiste am Heck und optionalen 20-Zoll Rädern hängen. Damit schafft der VW den Spagat zwischen eigenständigem und zugleich allgemein verträglichem Look, dem aber auch sein Hang zur Noblesse durchaus anzusehen ist.
Was aber wäre ein Volkswagen ohne rationale Kaufargumente. Der Tiguan hat mehr als genug davon, inklusive einiger Neuzugänge. Bekannt soweit sind die formidablen Platzverhältnisse, trotz unveränderter Abmessungen konnten dem Gepäckraum noch ein paar Ladeliter entlockt werden. Zu alter Stärke hat der VW bei der Bedienung gefunden. Wo es notwendig war ging man einen Schritt zurück (Lenkradtasten statt Touchfelder), andernorts wurde nachjustiert (Beleuchtete Touchslider).
Gar nicht genug abfeiern kann man die verbesserte Menüführung des bis zu 15 Zoll großen Touchscreens, der mit logischer Struktur und scharfen Bildern überzeugt, abgerundet durch die neue Sprachsteuerung namens IDA. Sehr lässig ist auch die neue Mittelkonsole vulgo Ablageneldorado. Mittig positioniert sind der Startknopf und ein Drehregler für die Lautstärke und die diversen Fahrmodi. Der Drehschalter für die Automatik liegt jetzt hinter dem Lenkrad, die Bedienung des Scheibenwischers musste dafür in den Blinkerhebel abwandern.
Der einzige kleine Aufreger im täglichen Umgang mit dem Tiguan. Unterwegs fällt der VW eher durch deine Unauffälligkeit auf. Das Fahrwerk kann alles zwischen straff und komfortabel, die Lenkung ist präzise, die Assistenzsysteme halten sich so gut es geht zurück. In dem Sinne ist der 150 PS und 250 Newtonmeter starke eTSI samt 7-Gang-DSG die perfekte Wahl. Der mild-hybride Turbobenziner liefert eine solide Performance ohne große Ausreißer.
Lust auf mehr? Plug-in-Hybride und ein 193 PS Diesel schaffen Abhilfe, sind aber auch kostenintensiver. Als 1.5eTSI R-Line startet der VW Tiguan bei 47.990,00 EUR.
Echt lässig:
Wie sich alte und neue Stärken vereinen.
Echt stressig:
Die Qual der (Antriebs)Wahl.
Echt fett:
Das „Unlimited“-Paket. Inhaltlich, nicht preislich.
Echt schade:
Der Preis? Mitnichten, Tiguan fahren beginnt schon bei 33.990,00 EUR.
Daten VW Tiguan R-Line 1.5 eTSI DSG
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 150 PS
Max. Drehmoment: 250 Nm / 1.500 Umdrehungen
Testverbrauch: 6,8 Liter
Vmax: 210 km/h
0 auf 100 km/h: 9,1 Sek
Preis ab EUR 47.990,00