Autos werden immer größer, stärker, komplizierter und teurer. Sagt man. Wenn das stimmt, dürfte es den Seat Ibiza 1.0 Reference aber nicht geben.
Zugegeben, es ist schon was dran an unserer Einleitung. Das allseits beliebte „reinsetzen und wegfahren“ gehört zu einer aussterbenden Spezies. Und das zuerst die SUV-Welle, dann die E-Mobilität und als vorläufig letzter Schritt die Kombination beider manch Neuwageninteressenten kreidebleich im Regen stehen lässt, ist auch nichts Neues. Wenn billig, dann Gebrauchtwagen oder Dacia.
Oder Seat Ibiza 1.0 Reference, seines Zeichens Einstiegsversion des beliebten kleinen Spaniers. Genau genommen ist er aber nicht billig, sondern günstig. Ein vielleicht kleiner, aber feiner Unterschied. Denn billig wirkt an ihm nichts, wenn schon dann merkt man ihm den Drang zum Kostensparen an. Lenkrad und Ganghebel aus Hartplastik und fehlende Mittelarmlehne ist uns da am ehesten ins Auge gestochen.
Unabhängig der Materialien ist alles sehr gut verarbeitet. Es knarzt und quietscht aus keiner Ecke, via weißer Dekor-Leiste schafft das Interieur auch den Sprung auf die freundliche Seite der Macht. Das mag wohl auch an der genial einfachen Bedienung liegen. Analoge Lenkradtasten, Drehregler für die Klimaanlage und ein kleiner aber feiner und gut strukturierter 8,25 Zoll Touchscreen zeichnen dafür verantwortlich.
Wer da jetzt meint, dass sei keine Kunst bei einer vermeintlich nackten Basisvariante irrt. Der „Reference“ bringt immerhin digitale Instrumente, DAB-Tuner, Klimaanlage, Apple CarPlay und Android Auto und ein Multimediasystem mit sich. Sicher, die Liste dessen, was es alles nicht gibt, ist länger, teilweise lässt sich das via günstigem Österreich-Paket aber ausgleichen. Sagen wir so, im Luxus baden geht sich nicht aus, wem das vorschwebt, ist hier aber eh im falschen Bericht.
Lieber den Kaufpreis von 17.640,00 EUR feiern. Unser Testwagen kam via besagtem Österreich-Paket, Seat Full Link und 15“-Felgen auf 17.159,95 EUR. Rechenfehler? Nicht wenn man den aktuellen Jubiläumsbonus von 2.000,00 EUR berücksichtigt. Der etwas abgedroschene Spruch von „Mehr Auto für weniger Geld“ trifft es zu 100%. Zumal der Ibiza ja einer dieser Kleinwagen ist, die gar nicht klein sind. Selbst vier Erwachsene sitzen kommod, das Kofferraumvolumen ragt mit 355 Litern generell in die nächste Klasse.
Wenn wo Abstriche zu machen sind, dann am ehesten beim Antrieb. Das 1.0 Drei-Zylinder-Motörchen muss ohne Turboaufladung auskommen, bescheidene 80 PS und 93 Newtonmeter maximales Drehmoment sind sein Output. Innerstädtisch ist man damit ausreichend flink unterwegs, jenseits des Ortsschildes wird man demütig. Überholvorgänge wollen perfekt getimt oder am besten gleich auf später verschoben werden. Unauffällig im Verkehr mitschwimmen bekommt dem Ibiza besser.
Immerhin flutscht der Hebel der Fünfgangschaltung locker durch die Gassen, ist der Antrieb gut gedämmt und nur bei höheren Drehzahlen hörbar. Auch hat uns das Fahrwerk mit seinem agilen Verhalten bei respektabler Federung Freude bereitet. Das uns der Seat Ibiza auch noch fahrdynamisch Spaß bereitet hat, macht seinen Preis am Ende nur noch heißer.
Echt lässig:
Das, und dann hätten wir alle Floskeln, weniger mehr sein kann.
Echt stressig:
Der Gedanke an 172 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Echt fett:
Das aufpreisfreie Emotion-Red Metallic.
Echt schade:
Dass es nur noch wenige seiner Zunft gibt.
Daten Seat Ibiza 1.0 Reference
Motor: 3-Zylinder Benziner
Leistung: 80 PS
Max. Drehmoment: 93 Nm / 3750 U.
Testverbrauch: 5,6 Liter
Vmax: 172 km/h
0 auf 100 km/h: 15,3 Sek
Preis ab EUR 17.640,00