Der Test des CLE 300 Cabrio im Winter ermöglicht neue Zugänge. Weil geredet wird von der Ganzjahrestauglichkeit schnell einmal, wir aber haben sie erlebt.
Cabrios zählen zu einer gefährdeten Spezies. Neue Modelle sind so selten wie Supersportwagen, entsprechend groß ist die Freude, wenn dann doch eines seinen Weg in unseren Testfuhrpark findet. Den Testmonat Jänner konnten wir uns da nur bedingt Schönreden, dafür hat sich das Klima noch nicht ausreichend gewandelt. Trotzdem haben wir die Zeit im neuen Mercedes CLE 300 sehr genossen.
Freilich nur im geschlossenen Zustand. Bei aller Liebe zum freien Himmel und bei aller Dienstbeflissenheit, offenes Fahren rund um den Gefrierpunkt war uns schlicht zu affig. Dabei haben die Schwaben alles unternommen, um die Cabrio-Saison möglichst in die Länge zu ziehen. „Aircap“ als Windabweiser an der Frontscheibe, „Airscarf“ als Nackenföhn, elektrisches Windschott. All das mit hochgefahrenen Seitenscheiben mag Wind und Wetter tatsächlich seinen Schrecken nehmen, allerdings auch dem offenen Fahren seinen Zauber.
Es gab aber eh genug andere Talente, an denen wir uns erfreuen konnten. Das Cabrio übernimmt wie das Coupé ja die Rolle sowohl vom C-Klasse als auch vom E-Klasse Modell. Mit klarer Tendenz zur E-Klasse, was Platzangebot, Prestige und Anmut betrifft. Das Design ist einfach nur wunderbar, ein harmonischer und kaum zu übertreffender Schulterschluss von Eleganz und Dynamik. Das feurige Rot unseres Testwagens samt 20“ AMG-Rädern sind die stilvolle Draufgabe.
Wie überhaupt „Stil“ bei Mercedes fett und doppelt unterstrichen geschrieben wird. Interieur kann kaum wer so gut die die Stuttgarter, Kompromisse werden hier keine eingegangen. Eh klar dominieren die beiden Bildschirme für die Anzeigen und das Multimedia das Geschehen. Die große Kunst findet sich freilich darum herum, die Zierelemente aus offenporigem Holz mit Aluminium-Einsätzen, das Sportlenkrad in Nappa Leder und die Sitze in tonkabraunem Leder sind schon eine eigene Show.
Angesichts fehlender echter Tasten sind Sorgen ob der Bedienbarkeit verständlich, aber umsonst. Ja, die Touchflächen am Lenkrad sind keine Sternstunde, der große Screen dafür umso mehr. Fixe Buttons für alle relevanten Klimaregelungen, ein kleines Icon zur Deaktivierung des Tempowarners und kristallklare Bilder sorgen für große Bedienfreude. Zusätzlich stets ein offenes Ohr hat die Sprachsteuerung.
Und nein, die wird nicht von Fahrgeräuschen gestört. Der mehrschichtige Aufbau des Verdecks mit aufwendiger Dämmung bietet besten Komfort, akustisch fehlt nicht viel zum Coupé. Somit wird man sich nicht an den vier Zylindern des Turbobenziners stören. Eh klar, bei einem Ab-Preis von 85.110,00 EUR könnte man sich auch zwei Zylinder mehr gut vorstellen, abgehen tun sie aber nicht. 258 PS, 400 Newtonmeter und Mildhybrid-Boost sorgen für großartige Fahrleistungen und seidigen Lauf.
Dass knapp zwei Tonnen Leergewicht den sportlichen Avancen physikalische Grenzen setzen, nimmt man eher gelassen in Kauf. Die Kurvendynamik ist dank Sportfahrwerk auch so genial, die Traktion dank Allrad sowieso. Falls das bei offenem Cruisen überhaupt zur Debatte steht. Ach ja, das elektrische Stoffverdeck öffnet in knapp 20 Sekunden bis Tempo 60. Steht so in der Pressemappe.
Echt lässig:
Dass Mercedes noch am Cabrio festhält.
Echt stressig:
Extras um knapp 25.000,00 EUR und keines will man wissen.
Echt fett:
385 Liter Kofferraumvolumen. Das ist wichtig!
Echt schade:
Wenn Cabrio fahren Theorie bleibt.
Daten Mercedes CLE 300 Cabrio 4MATIC
Motor: Vierzylinder-Turbobenziner
Leistung: 258 PS
Max. Drehmoment: 400 Nm / 2000 U.
Testverbrauch: 8,8 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 6,6 Sek
Preis ab EUR 85.110,00