Einen würdigen Nachfolger für eine Ikone zu bauen scheint fast aussichtlos. Aber nur fast, wie der neue Land Rover Defender eindrucksvoll beweist.
Land Rover Defender. Ein Auto, das so viel mehr ist als ein reines Mittel zum Zweck. Ein Defender ist eine Lebensphilosophie, was man alleine daran erkennt, dass sich Lenker und Lenkerinnen eines Defenders gegenseitig grüßen. Lässt man seinen Gedanken freien Lauf, sieht man den Defender stets auf einer Expedition in fremden Ländern oder einer Entdeckungstour in heimischen Wäldern. Freilich, die Welt ist quasi ausgeforscht, und wer oder was bis jetzt nicht entdeckt wurde, dem seien weitere ruhige 200 Jahre vergönnt.
Der Duft des Abenteuers muss demnach eher vom Wunderbaum her wehen.
Das ist auch völlig okay, alle hochpreisigen und auf ihre Art extremen Fahrzeuge leben vom „hättiwari“-Gedanken. Konkret beim Defender: „Hätt i Lust gehabt, wär i von Salzburg nach Wien querfeldein gefahren“. Das ist wichtig zu wissen, denn trotz seiner Einzigartigkeit findet sich der Defender umgeben von SUV´s, die ihm so unähnlich gar nicht sind. Die haben aber keinen „Wade Sensing“-Assistenten, kein Adventure Pack, kein konfigurierbares Terrain Response System und schon gar kein an der Heckklappe befestigtes Ersatzrad.
Wie sehr all das tatsächlich auch genutzt wird sei mal dahingestellt. Sagen wir so, für die klassischen Wald- und Wiesenbewohner spielt der Defender in der falschen Preisliga. 95.495,00 EUR kostet unser Testmodell, ein 110 D200 X-Dynamic S, typisch Premium ist dabei nicht alles serienmäßig, was vielleicht zu erwarten wäre. Dafür gäbe es schon drei bis vier Suzukis, wo der erlegte Zwölfender thematisch irgendwie auch besser passt. Eierschwammerl sehen wir eher im Defender, alle direkt vom Auto aus gesammelt, eh klar.
Der Alltag wird freilich auch in einem Defender anders aussehen, und da muss er sich, Ikone hin oder her, in Wirklichkeit beweisen. Das Rüstzeug dafür hat er, so man nicht täglich durch Altstadtgassen wuseln muss, sorgt schon alleine seine Größe für Tiefenentspannung. Der 110er verfügt über tolle Platzverhältnisse für Mensch und Material, eingebettet in ein geniales Interieur. Alles ist edel und auf dem letzten Stand der Technik angerichtet, eine rustikale Note bleibt aber, was für Authentizität und eine einzigarte Mischung sorgt. Die Bedienung des brillanten Touchscreens geht locker von der Hand, Tasten und Drehregler sorgen für den letzten Schliff.
Bei den Antrieben ist der Defender quasi ein bunter Hund, Diesel, Plug-in-Hybrid, V8, alles zu haben. Unser D200 mimt in dem Fall den Vernünftigen, wobei 200 PS aus einem Sechszylinder Doppel-Turbo auch zu unvernünftigem Einladen. Mächtige 500 Newtonmeter lassen den Defender beinahe leichtfüßig wirken, Achtgang-Automatik und 20 zusätzliche mildhybride PS setzen dem rundum gelungenen Fahrgefühl die Krone auf.
Oder macht das doch das serienmäßige adaptive Fahrwerk? Oder die elektrischen Ledersitze? Oder das Kamera Surroundsystem? Es wird wohl die Summe aller Komponenten sein, die den Land Rover Defender 110 am Ende zu einem großen, starken, einzigartigen und scheinbar unverwundbaren Gleiter machen. Und das ist kein Mythos.
Echt lässig:
Wie sehr man im Defender über den Dingen steht.
Echt stressig:
Dass der Defender mehr kann als man sich selber traut.
Echt fett:
Rustikale Noblesse.
Echt jetzt:
Dass vieles dann doch in der Extraliste steht.
Daten Land Rover Defender 110 D200 X-Dynamic S
Motor: 6-Zylinder Bi-Turbodiesel/Mild-Hybrid
Leistung: 200 PS
Max. Drehmoment: 500 Nm / 1250 U.
Testverbrauch: 9,2 Liter
Vmax: 175 km/h
0 auf 100 km/h: 10,2 Sek
Preis ab EUR 95.495,00