Die V-Klasse von Mercedes als reinen Business-Van zu bezeichnen wäre fahrlässig. Wir würden eher von einem Loft auf Rädern sprechen. Zumindest was unseren Testwagen betrifft. V 300d lang, 4matic, 9-Gang Automatik, Exclusive-Ausstattung, Kaufpreis EUR 120.666.60.
Geld, um welches man unter anderem zwei Basismodelle in der Kurzversion bekommen würde. Auch ein Gedanke, wobei, fahren kann man eh immer nur mit Einem. Von dem her, bei entsprechender Liquidität ruhig zur Top-Version greifen und dem Begriff von noblem Reisen eine neue Bedeutung zukommen lassen.
Testfahrt:
Mit “Business Class” in das
Puradies in Leogang.
Was auf den ersten Kilometern auffällt – es gibt kein Auto in diesen Preisregionen, welches vom Umfeld so wohlwollend wahrgenommen wird. Versuch dich einmal mit einem GLE aus einer Seitenstraße in den fließenden Verkehr einzuordnen. Geht, aber erwarte dir keine Unterstützung, keine freundliche Lichthupe, keine einladenden Handzeichen. Ganz anders unsere Erfahrungen mit der V-Klasse. Die Assoziationen zu ihr dürften durch die Bank positiv besetzt sein. Etwas im Sinne von freundlichen und kompetenten Handwerkern am Weg zu einem Termin oder eine Vorzeigefamilie unterwegs Richtung nachhaltigem Urlaub im Grünen.
Raumtechnisch ist alles vorstellbar. Die 6-Sitzer Variante kommt auf sagenhafte 1.030 Liter Kofferraumvolumen. Aber nicht, dass es auf den Stühlen eng oder gar unkomfortabel wäre. Genau das Gegenteil ist der Fall, allesamt sind sie in feinem Leder gehalten und voll klimatisiert. Das macht den Ausbau zwar beschwerlicher, aber was die Bandscheiben dabei vielleicht leiden steht in keiner Relation zur völligen Beschwerdefreiheit selbst nach stundenlangen Fahrten.
Wo man am Ende aussteigt, verkommt fast zur Nebensache. Es wird wohl relativ weit weg sein, denn der 239 PS starke Turbodiesel des V300 d geht äußerst lässig zu Werke. Massive 500 Newtonmeter drücken bei 1.600 Umdrehungen ordentlich drauf. Das verhilft zu beachtlichen Sprintwerten, in 8,6 Sekunden knackt der Benz die 100er Marke. Noch beeindruckender ist die Symbiose aus Antrieb und perfekt arbeitender 9-Gang-Automatik. Die Elastizität begeistert, die Schaltvorgänge finden unter der Wahrnehmungsgrenze statt. All das hat auch Einfluss auf den Verbrauch, bescheidene 8,4 Liter verließen alle 100 Kilometer den Tank.
Wenn man da so thront und fährt und sich nicht denkt, vergisst man beinahe die schiere Masse, welche man mit einer fast schon frivolen Leichtigkeit bewegt. Gott sei Dank gibt es noch Kurven, die einen wieder zurück auf den Boden holen. Obwohl auch hier die V-Klasse mit einer beachtlichen Wendigkeit zu gefallen weiß. Das können manch große SUV auch nicht besser, zumal der V 300d serienmäßig den 4Matic Allradantrieb sein Eigen nennen darf.
Der Platz hinterm Lenkrad festigt den Eindruck der „So groß ist die gar nicht“ – V-Klasse. Edel angerichtet und perfekt verarbeitet glänzt das Interieur mit Limousinenfeeling. Nur wer die neuesten Benz von innen kennt, wird den Touchscreen und die analogen Armaturen als zweitneuesten Stand entlarven. Für sich betrachtet ist das alles aber klassisch Mercedes im besten Wortsinn und, unter uns gesagt, leichter zu bedienen als das neue Zeug.
Was er kann:
Luxus. Klimatisierte Becherhalter als Beispiel.
Was er nicht kann:
Wir können uns ihn nicht vor einem Baumarkt vorstellen.
Ändern würden wir:
Für die private Nutzung sind sechs Einzelsitze nicht die 1. Wahl.
Extralob gibt es für:
AMG-Line in einem Business-Van.
Daten Mercedes V-Klasse 300d 4matic Automatik
Motor: 4-Zylinder Turbo-Diesel
Leistung: 239 PS
Max. Drehmoment: 500 Nm bei 1600 U/min
Testverbrauch: 8,4 Liter
Vmax: 214 km/h
0 auf 100 km/h: 8,6 Sek
Preis ab EUR 120.666,60