Sportliche Derivate gutbürgerlicher Autos erfreuen sich großer Beliebtheit. Ab sofort mitten drin statt nur dabei: Der Opel Grandland GSe.
GSe? War da nicht mal was? Stimmt, die Älteren mögen sich noch erinnern an die Zeit, als die sportlichsten Opel-Modelle mit jenem Kürzel geadelt wurden. Es zu revitalisieren hat sich angeboten, denn der stärkste Grandland ist wie zu erwarten ein Plug-in-Hybrid, womit das jetzt klein geschriebene „e“ auch schon erklärt ist. Wie sportlich so ein kompaktes Family-SUV tatsächlich sein kann (und darf) haben wir uns angesehen.
Dass Plug-in-Hybride mit ihrer Leistung nicht geizen ist bekannt. Der Grandland lukriert dann auch famose 300 PS aus gleich drei Motoren, deren zwei davon elektrisch. Als Besitzer darf man sich gleich doppelt freuen, dem Staat quasi zwei Schnippchen geschlagen zu haben. Steuer bezahlt man ja nur für den 200 PS starken Turbobenziner, und dank dem unrealistischen WLTP-Verbrauch von 1,2 Litern auf 100 Kilometer ist der GSe auch von der NoVa befreit.
Man muss da aber kein schlechtes Gewissen haben. Immerhin schafft der GSe knapp 50 Kilometer rein elektrisch und wer immer schön brav nachlädt, wird stets deutlich unter der 6 Liter-Marke bleiben. Oder aber den Sportmodus wählen, pedal to the metal und 520 Newtonmeter maximales Drehmoment von der Leine lassen. 6,1 Sekunden später ist die 100 km/h Marke Geschichte und schlechte Gedanken sind nur noch ein Punkt im Rückspiegel.
So weit so sportlich so vorhersehbar. Überrascht waren wir vom Kurventalent des Grandland. Hier lässt er das SUV in ihm beinah vergessen, dynamisch und sicher durcheilt er das Hinterland, dank Allrad mit stets souveräner Traktion. In Kauf nehmen muss man dafür ein relativ kompromissloses Sportfahrwerk. Positiv formuliert: Der GSe ist kein Blender, lässt Worten auch Taten folgen und enttäuscht nur jene, die schnell Schweben statt schnell Fahren wollen.
Er verhehlt ja auch optisch sein Ansinnen nicht. Die optionale schwarze Motorhaube unseres Testwagens ist vielleicht grenzwertig, dann aber auch wieder nicht, passt sie doch ganz wunderbar zum schwarzen Dach und den 19“ Alu´s in, erraten, Schwarz. Dekorleisten, Unterfahrschutz und allerlei Logos im eigenen GSe-Look versprühen darüber hinaus Liebe zum Detail mit martialischem Ansatz.
Dem sportlichen Familienvater, den wir als oberste Zielgruppe verstehen, bleiben Gott sei´s gedankt genug Möglichkeiten, auf alltagstauglicheres zu verweisen. Die Bedienung zum Beispiel, die das Alter des Grandland verrät. Wofür wir sehr dankbar sein, weil oldschool ist gleich Drehregler, Tasten und nur so viel Touchscreen wie nötig. Noch lässiger: Sportlederlenkrad, Alcantara-Sportsitze, Ziernähte.
Die Ausstattung ist generell recht fein, Matrix-LED, Keyless, Sitzheizung oder adaptiver Tempomat lassen auch dem Komfortgedanken etwas Spielraum. Wer ohne Extras nicht sein kann, könnte sich für das Night Vision-Nachtsichtgerät oder das Park & Go Premium-Paket erwärmen. Den psychologisch schlau angesetzten Ab-Preis von 59.999,00 EUR für den Opel Grandland GSe lässt man dann halt ähnlich schnell hinter sich wie die Konkurrenz an der Ampel.
Echt lässig:
Das „cooles SUV“ kein Widerspruch in sich sein muss.
Echt stressig:
Der nur mittelmäßig große Kofferraum.
Echt fett:
Plug-in-Hybrid at it´s best.
Echt jetzt:
Dass sich keines der sportlichen Features um den Sound kümmert.
Daten Opel Grandland GSe Plug-in-Hybrid 300
Motor: Vierzylinder Bi-Turbobenziner/E-Motor
Systemleistung: 300 PS
Max. Drehmoment: 520 Nm
Testverbrauch: ca. 5,7 Liter
Vmax: 235 km/h
0 auf 100 km/h: 6,1 Sek
Preis ab EUR 59.999,00