Die Theorie von verschiedenen Realitäten ist im automobilen Bereich längst bewiesen. Jüngstes Beispiel: Der neue Ford Bronco.
Es mag einige geben, die mit dem Namen wenig anfangen können. Aufklärung für alles Unwissenden: Der Bronco ist das geländetaugliche Pendant zum Mustang. Sprich, mit einer jahrzehntelange Tradition gesegnet und in Amerika aus dem Straßenbild nicht wegzudenken. In Europa kann davon keine Rede sein, wie wohl der Mustang vorgemacht hat, wie sich das ändern lässt. Nach nichts weniger strebt der Bronco, freilich ohne den zusätzlichen elektrischen Ansatz des Mustangs.
Der Bronco hat generell mit Elektrifizierung nichts am Hut. Das einzige bei uns angebotene Triebwerk ist eine V6-Benzinergranate. 335 PS, 563 Newtonmeter und 10-Gang-Automatik bilden ein Triumvirat für Feinschmecker. Oder ewig gestrige, je nach Gesinnung. Der Durchschnittsverbrauch von rund 12 Litern wird die beiden Lager auch nicht versöhnen. Den Bronco kümmert das wenig, er ist an eine kleine, aber feine Zielgruppe adressiert. Und die wird mit ihm eine Menge Spaß haben.
Die mögliche Bandbreite spannt sich dabei vom Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,7 Sekunden bis zu Flussdurchquerungen mit abmontierten Türen und Dachelementen. Dazwischen liegt ganz viel Alltag in einem zugleich knorrigen, aber technisch auf neuestem Stand befindlichen Geländewagen. Letzterer springt einem optisch eh schon von Weitem ins Gesicht. Wie aus dem Vollen gefräst baut sich der Bronco vor uns auf, trotzdem mit einem sympathischen Blick durch seine runden Scheinwerfer.
Ist man ein-, Verzeihung, aufgestiegen wird man von einem hochwertigen Interieur in Empfang genommen. Rustikale Ansätze wird man hier vergeblich suchen. Gut so. Es regieren digitale Anzeigen und der 12“ Screen im Hochformat, die Kombination mit analogen Bedientools garantiert eine hohe Bedienfreude. Angesichts weiterer Features wie B&O Soundsystem, Keyless, Ford SYNC4 Infotainment und diversen Assistenzsystemen mag man dabei fast das Geländetier im Bronco vergessen.
Aber nur fast. Ein Drehregler für die Wahl der Antriebsmodi zwischen den Sitzen verrät den Bronco. Neben Zweirad, Allrad oder Untersetzung lassen sich diverse Untergründe einstellen. Was der Ford auch kann: Getriebe-Reduktion, sperrbares Hinterachsdifferential, Offroad-Tempomat, Einpedal-Fahren mit Motorbremswirkung, Watttiefe 800 Millimeter. Was es halt so braucht für den Weg von der Berghütte zum Basislager Eins. Weniger sollte es nicht sein, sonst geht es ihnen so wie uns, die wir nur im Ansatz erahnen konnten, was der Ford Bronco offroad alles kann.
Onroad taten wir uns schon leichter, im Umkehrschluss dafür der Bronco schwerer. Ist eben nicht ganz sein zuhause. Sagen wir so, er würde lieber den direkten Weg als Serpentinen und Kurven nehmen. Weil das selten möglich ist, hat Ford ihm aber eh eine stabile Kurvenlage und ein ausreichend komfortables Fahrwerk geschenkt. Das wir trotzdem über Freude am Fahren zu berichten vermögen, ist dem antrittsstarken und vor Kraft strotzendem V6 Triebwerk geschuldet.
Den Bronco gibt es in den Versionen „Outer Banks“ und Badlands, der Einstiegspreis liegt „dank“ NoVa bei stolzen EUR 103.000,00. Artgerecht genutzt, wird der Ford aber mit Sicherheit jedem Cent gerecht.
Echt lässig:
Dass er es von Amerika zu uns geschafft hat.
Echt stressig:
Die Kosten. Fixe wie variable.
Echt fett:
Seine Präsenz.
Echt schade:
Dass die meisten Abenteuer im Kopf bleiben.
Daten Ford Bronco 2.7 EcoBoost Badlands
Motor: 6-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 335 PS
Max. Drehmoment: 563 Nm / 3100 U.
Testverbrauch: 12,5 Liter
Vmax: 161 km/h
0 auf 100 km/h: 6,7 Sek
Preis ab EUR 115.000,00