Die E-Mobilität steht ja im Verdacht das Klima zu retten. Das in allen Belangen luxuriöse und geniale Mercedes EQS SUV ist dahingehend aber komplett unverdächtig.
2.810 Kilogramm Leergewicht, 108,4 kWh großer Akku und 360 PS Leistung reduzieren den oft genannten grünen Anstrich der E-Mobilität auf einen Pinselstrich. Freilich stand derartiges in noch keinem Lastenheft eines Top-Modelles aus dem Hause Mercedes. Als auf der ganzen Welt anerkanntes Statussymbol ging es stets um eine Art Leistungsschau. Und die fällt auch Im EQS SUV beeindruckend aus.
Zur Hilfestellung vielleicht noch ein paar weitere Zahlen: Über 5 Meter Länge, bis zu 2.100 Liter Kofferraumvolumen, maximale Reichweite lt. WLTP 601 Kilometer, Ladeleistung bis zu 200 kWh und als Klassiker zum Abschluss der Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,0 Sekunden. All das gilt für das EQS SUV 450 4Matic, seines Zeichens unser Testwagen. Motorisch ginge mit dem 580er noch mehr, wobei wir uns eher gefragt haben, wie viel denn bitte noch.
Druckvoll und ansatzlos liefert der 450 4Matic brachiale Fahrleistungen bis weit jenseits landesüblicher Geschwindigkeiten. So leicht haben sich knappe drei Tonnen unserer Erinnerung nach überhaupt noch nie angefühlt. Typisch Mercedes ist das aber nur eine Facette in einem komfortschwangeren Gesamterlebnis. Serienmäßig kommt das EQS SUV mit einer Vierlenker-Achse vorne und eine Raumlenkerachse hinten, vervollständigt mit der Luftfederung AIRMATIC und der feinen Hinterachslenkung, die das dicke SUV in Kurven glatt eine Nummer kleiner macht.
Der oft zitierte schwebende Teppich wird real, selbst wenn es ein massiver und dicker Perserteppich ist. Das „Dynamic Select“-Programm hat darauf kaum Auswirkungen, selbst im eh deplaziert wirkenden Sport-Modus kennt man Schlagloch&Co. nur vom Hörensagen. Man kommt nicht umhin sich etwas überlegen zu fühlen, unverwundbar fast, jedenfalls aber über den Dingen stehend. Dass WLTP hin oder her nach gut 400 Kilometern die Leichtigkeit des Seins der Suche nach einer Ladesäule weicht, hilft dann beim Erden.
Das Interieur trägt hier ja quasi überhaupt nichts dazu bei. Okay, wer mag, kann sich über die eher unpraktischen Touchslider für die Lautstärkenregelung echauffieren. Eine Winzigkeit, die in der eines Top-Modelles mehr als würdigen Opulenz und Hochwertigkeit komplett an Bedeutung verliert. Es gehen einem schlicht die Augen über, wenn man hochsteigt, sich im feudalen Ledergestühl bettet um den Blick über den Hyperscreen gleiten zu lassen. Oft ist ein Touchscreen mehr schlichte Notwendigkeit als Stilmittel, hier ist es genau umgekehrt.
Der Novize mag Sorge ob der Benutzerfreundlichkeit haben. Umso beeindruckender ist die Logik der Menüführung, die klare Struktur und die kristallklare Darstellung. Und das trotz einer Fülle von Möglichkeiten, deren Aufzählung jedweden Rahmen sprengen würde. Mercedes hat dabei viel Hirnschmalz in die Entwicklung einer Benutzeroberfläche mit kontextsensitivem Bewusstsein investiert. Sprich, das System erkennt sich wiederholende Abläufe. Jeden Dienstag Abend nach der Vorstandssitzung eine Hot Stone-Massage? Bitte, kommt sofort.
Und was muss man selbst investieren? Als Ab-Preis werden 105.896,00 EUR genannt, unser Testwagen kam via Extras auf 168.898,00 EUR. Angesichts des Gebotenen und des Anspruches des EQS SUV ist das auch der realistischere Ab-Preis.
Echt lässig:
Die Leichtigkeit des Seins.
Echt stressig:
Was fehlt: Schampus an der Ladesäule statt Kaffee an der Tanke.
Echt fett:
Das detailreiche und informative Head-up Display.
Echt jetzt:
Dass es trotz guter Serienausstattung ohne Extras nicht geht.
Daten Mercedes EQS SUV 450 4Matic
Motor: 108 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 360 PS
Max. Drehmoment: 800 Nm.
Reichweite: ca. 480 Kilometer
Vmax: 210 km/h
0 auf 100 km/h: 6,0 Sek
Preis ab EUR 128.350,00