Muss ein modernes Elektroauto wirklich jeden technischen Schnickschnack an Bord haben? Nein, nur an den richtigen Stellen.
So wie der neue Hyundai Kona EV. Touchslider, Softtouchfelder, multilinguale Sprachsteuerungen, aufgeplusterte Touchscreens, dutzende Icons. Schöne neue Welt, was aber wohl im Auge des Betrachters vulgo Nutzers liegt. Man gewöhnt sich zwar bekanntlich an alles, manch digitale oder trendige Verschlimmbesserung müsste aber echt nicht sein. Diverse Hersteller erliegen hier dem Irrglauben, der Kunde will das alles so.
Hyundai gehört nicht dazu. Die Koreaner haben traditionell einen lebensnäheren Zugang zu dem Thema. Sprich, sie scheuen sich nicht, den technisch auf neuestem Stand befindlichen Kona Elektro mit einer ganzen Armada an analogen Tasten und Drehreglern auszustatten. Die komplette Radio- und Klimasteuerung und so manches mehr ist damit in fünf Sekunden erlernt, eine komplett ablenkungsfreie Bedienung ist nicht nur möglich, sondern garantiert.
Quasi Sicherheits- und Komfortausstattung in einem und eigentlich auch ein eigenes Assistenzsystem, der „No look“-Assistent. Eh klar gibt es auch eine Vielzahl an „echten“ elektronischen Helfern. Hyundai zieht alle Register, die Systeme wachen über Spurfolge, toten Winkel, Abstand, Müdigkeit und eh alles andere auch. Dabei ist die den Alltag weitestgehend in Ruhe lassende Arbeitsweise zu loben. Und wir sind sicher, wenn sie dürften, wären die Koreaner die Ersten, welche die von der EU verlangte Warnung bei Überschreitung der erlaubten Geschwindigkeit canceln.
Denn tatsächlich gehört das „zu schnell“-fahren, was übrigens so gar nichts mit dem in den Medien gern verwendeten „rasen“ zu tun hat, beim Kona dazu. Würde einem ja nicht zwingend als erstes einfallen, aber der 218 PS und 255 Newtonmeter starke Antrieb hat mit dem relativ leichten Kona seine Freude. Ansatzlos und druckvoll beschleunigt der Koreaner, die Elastizität kann bis über 130 km/h voll überzeugen. Mehr braucht niemand, wer aber weniger will darf sich auch freuen, es gibt den Kona Elektro auch mit 156 PS und kleinerem Akku.
Die 4.000,00 EUR Aufpreis für den netto 65,4 kWh fassenden größeren Speicher sind aber gut angelegt. Mehr Reichweite geht halt immer, aus 518 WLTP-Kilometern wurden bei uns auch sehr gute 420 echte. Und die Mehrleistung macht aus dem Kona ja eh keinen falsch verstandenen Sportler. Ist mehr so ein Back-up wenn es dann doch mal im rechten Bein juckt. Ginge es rein nach dem Kona, reichen ein bis zwei schnelle Kurven, dann wäre bitte wieder dem Komfort zu frönen.
In diesem Sinne ist auch die automatische Rekuperation zu empfehlen, die, weil fehlerfrei und harmonisch, den fünf einstellbaren Modi klar den Rang abläuft. Geladen wird der Kona Elektro mit maximal 102 kW. Ist nicht rasend schnell, wer schon öfters öffentlich geladen hat weiß, dass auch die Hypercharger oft nicht mehr zu leisten vermögen. Dafür steht man stets fix richtig an der Ladesäule, denn der Kona hat seine Ladebuchse vorne.
Als Top-Modell „Prestige Line“ startet der Hyundai bei 54.990,00, die großzügige Serienausstattung lässt sich mit lässigen Extras wie Wärmepumpe, 19“ Zoll Felgen, Vehicle to Load-Adapter oder Zwei-Ton-Lackierung nach oben abrunden.
Echt lässig:
Extrovertiertes und markantes Design.
Echt stressig:
Dass es zwar viele Tasten gibt, aber keine zum Abschalten des Warntones bei zu schneller Geschwindigkeit.
Echt fett:
In jeder Hinsicht ein vollwertiges Erstauto.
Echt jetzt:
Wie gut er auch Basics kann. Großer und variabler Kofferraum zum Beispiel.
Daten Hyundai Kona Elektro Prestige Line
Motor: 65,4 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 218 PS
Max. Drehmoment: 255 Nm
Reichweite: ca. 420 km
Vmax: 172 km/h
0 auf 100 km/h: 7,8 Sek
Preis ab 54.990,00 EUR (exklusive Förderungen)