Endlich wissen wir was zu tun ist, wenn uns eine Fee erscheint und wir drei Wünsche frei haben: Den Porsche-Event „60 Jahre 911“ zurückwünschen. Dreimal.
2023 ist ein Jahr der Jubiläen, vor 75 Jahren Porsche in Stuttgart gegründet und Porsches ikonischstes Modell, der 911, trat 15 Jahre danach (zum Start noch als 901) die Nachfolge des 356 an. Manchmal hat das Alter schon seine Vorteile. Klar ertappt man sich gelegentlich dabei, sich die längst vergangene Jugend herbeizusehnen. Dann aber, hinter dem Lenkrad eines Porsche Carrera RS 2.7, ist man nur dankbar. Dankbar dafür, dass man dieses über alle Maßen emotional besetzte Stück Automobilgeschichte zu schätzen weiß. Und nicht lang darüber nachdenkt, wie man einst ohne Touchscreen und Spurhalteirgendwas überhaupt lebendig von A nach B kam.
Worum geht´s? Der Porsche 911 feiert sein 60-jähriges Jubiläum in Österreich. Und Porsche wäre nicht Porsche, würden sie das nicht in der Art feiern, wie sich das für die Sportwagenikone schlecht hin gehört. Geladen wurde zur Verkostung von neun Modellen aus acht Generationen an zwei Tagen. Einmalig. Als zu verunsichernde Gegend waren Kitzbühel, Felbertauern, Lienz und die unverzichtbare Großglockner Hochalpenstraße auserkoren.
„Ein Porsche 911
gehört in jeden
guten Haushalt!“
Walter Röhrl
Da wurde selbst die unvermeidbare Theorieeinheit zu einer spannenden Geschichte. So durften wir erfahren, dass sich der Einstiegspreis in die Welt des Porsche 911 von damals und heute beinahe decken. Okay, die Währung ist eine andere, gut 153.000 Schilling stehen rund 156.000 Euro gegenüber, da liegt der Hacken im Detail. Interessant auch, dass der 911er beim Porsche Fahrzeugbestand in Österreich intern unangefochten an der Spitze liegt. Weit dahinter auf Platz 2: Der Cayenne.
Die gefahrenen 8. Generationen:
Der Event selber verschrieb sich voll und ganz der historischen Bedeutung des Porsche 911. Wer auf querdynamische Offenbarungen, sportliche Grenzerfahrungen und ähnliches gehofft hatte, sah sich eines besseren belehrt. Wozu auch, dass der Porsche 911 der vielleicht beste Sportwagen der Welt ist weiß eh jedes Kind. Zudem sind die wenigsten Journalisten Rennfahrer und die Modelle zum Teil in preislichen Sphären zuhause, wo dir der ungezügelte Spaß am Gas eh von selber vergeht.
Klar, wir würden lügen, wenn wir nicht die ein oder andere Kurve etwas forscher genommen hätten. Der Porsche, und das galt für alle neun Modelle, merkte davon herzlich wenig. Tatsächlich aber stand flottes Cruisen ganz oben auf der Agenda. Eine zwei Tage dauernde Genussfahrt. Mit einem eigenen Zauber, den jedes Modell auf uns hatte. Wo die älteren Generationen mit ihrem unwiderstehlichen Flair und der unerschütterlichen Technik begeisterten, bestätigten die neueren Modelle, dass an einem perfekten Sportwagen 10 Jahre und mehr komplett spurlos vorübergehen. Was wir aber auch gelernt haben ist, dass wir den 992 Turbo S den älteren Modellen verziehen. Irgendwie mögen wir es wenn dir dieses Gerät einen fiesen Schlag in den Nacken knallt – einfach pure Kraft, roh, unvermittelt, Wahnsinn.
HIGHLIGHT – 911R
911 R: Das heisst Bremsen, Lenken, Gasgeben und immer wieder Kuppeln und Schalten – das ist ein automobiler Fünfkampf, den viele Porsche-Fahrer dank PDK fast schon vergessen haben. Unser Porsche Museum Modell 0/991 hatte kein Navi, zu diesem Auto passt auch kein Navi.
Und am Ende, wenn alle neun Modelle fürs Famlienfoto aufgefädelt stehen, wird einem erst bewusst, wie genial das Design des ersten 911ers die Zeiten überdauert hat. Sicher, er wurde mit jeder Generation etwas größer, breiter und pompöser. Tatsächlich aber bekommt der Begriff „zeitlos“ hier eine völlig neue Bedeutung. Kein Wunder, dass jeder Porsche 911 weniger ein Auto als eine Wertanlage ist. Und das hoffentlich auch noch die nächsten 60 Jahre.