Es mag aufregendere kompakte Sportler als den Golf GTI geben. Seiner Strahlkraft tut dies keinen Abbruch, unser Test des GTI Performance sucht die Gründe.
Eine schwierige Spurensuche fürwahr. Noch vor wenigen Jahren hat es völlig ausgereicht, einen vor Kraft strotzenden Golf mit den magischen drei Buchstaben zu bekleben. Fertig. Heute machen neuerdings die Koreaner mächtig Druck von unten, bedrängen die eigenen Geschwister den GTI, während die Premiumkrachmandln von oben runter treten.
Volkswagen hat darauf sehr gscheit reagiert. Dem unausweichlichen Aufrüsten hat man mit dem Golf R Rechnung getragen, während man die Ikone GTI zu einer kleinen, aber sowas von feinen Familie erweitert hat. Neben dem klassischen GTI gibt es noch den Clubsport und unseren Testwagen, den Performance. Damit hat man der Konkurrenz und ihren gedopten Einzelkämpfern ordentlich eine vor den Latz geknallt.
Sicher auch verantwortlich für den Erfolg des GTI ist, dass ihm, no na, ein Golf inne wohnt.
Da schwingt alles mit, was so viele an ihrem Golf lieben. Und Berufsnörgler hassen. Auch als GTI Performance ist sein Design mäßig mitreißend, dafür zeitlos. Sportler hin oder her, die Platzverhältnisse liegen über dem Klassenschnitt, die Verarbeitung sowieso. Genau so wie die Bedienung, wobei das große “Discover Pro”-Navi mit fehlenden Tasten und einer umständlichen Menüführung nervt.
Insgesamt bewegt sich die Ausstattung auf erfreulich hohem Niveau. Freilich gönnt der Performance sich und seinen Insassen ein paar sportliche Spitzen. Fest zupackende und in feschem Karomuster gehaltene Sportsitze zum Beispiel, ein griffgeiles und unten abgeflachtes Sportlederlenkrad oder ein Sportfahrwerk. Dem GTI selber hat er giftigere Bremsen, ein Sperrdifferential und ein Plus von 15 PS voraus.
Womit wir endlich beim Kern angelangt sind – dem Fahren. 245 PS und bereits bei 1.600 Umdrehungen abrufbare 370 Newtonmeter Drehmoment sind die reinen Leistungsdaten, 7-Gang-DSG und eine optionale adaptive Fahrwerksregelung stehen zur Verarbeitung bereit. Wer sich jetzt einen laut losbrüllenden Dragster erwartet, wird vielleicht etwas enttäuscht sein. Klar, 6,2 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h sind klasse, sind grandios. Aber nicht so, dass du automatisch rote Ampeln und davor stehende BMW´s zur Domestizierung suchst.
Wer sich allerdings einen hoch seriösen, hoch talentierten und entspannt zu beherrschenden Kurvenzerstörer erwartet, wird genau das bekommen. Sollte wer noch Bilder von der regionalen Dorfjugend im Kopf haben, vergessen sie´s. Der Golf GTI Performance ist so erwachsen wie ein vor Kraft strotzender Kompakter eben sein kann. Der Klang ist sportlich, die Haftung traumwandlerisch sicher, der Komfort durchaus spürbar. Feinspitze werden vor allem beim Kurvenausgang das Sperrdifferential goutieren, über das fehlerfrei arbeitende DSG freut sich ein jeder.
Final freut sich auch jeder über den Kaufpreis. In der Zentrale in Wolfsburg. Anderswo vielleicht weniger, denn wo Golf mitschwingt und auf der Preisinfo EUR 51.805,33 stehen herrscht zumindest Erklärungsbedarf. Eine wäre zum Beispiel, dass unser Testwagen Extras um einen runden 10er an Bord hatte. Andererseits, manches wie DSG, große Räder oder das Premium-Paket sind auch nicht wirklich wegzudenken. Am einfachsten ist das hohe Preisniveau zu akzeptieren, denn der Golf GTI Performance rechtfertigt jeden Cent.
Was er kann:
Seinem Namen alle Ehre machen.
Was er nicht kann:
Gestensteuerung. Vielleicht liegt es aber auch an uns.
Ändern würden wir:
EUR 229,00 für eine Garantierverlängerung auf 5 Jahre? Echt jetzt?
Extralob gibt es:
Für die Familie Golf GTI.
Daten VW Golf GTI Performance DSG
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 245 PS
Max. Drehmoment: 370 Nm bei 1600 U/min
Testverbrauch: 7,8 Liter
Vmax: 248 km/h
0 auf 100 km/h: 6,2 Sek
Preis ab EUR 40.790,00