Nach dem aktuellen Facelift ist das VW Flaggschiff das was es vorher war: Eine Ansammlung an sündhaften und weniger sündhaften Verlockungen.
Der Einstiegspreis für das Top-Modell „R eHybrid“ liegt bei 94.890,00 EUR. Mit ein paar mehr oder weniger unverzichtbaren Extras lässt der Touareg die 100.000 EUR – Grenze relativ locker hinter sich. Nur zur Einreihung, nicht, dass man sich vom Terminus „Volkswagen“ in die Irre leiten lässt. Das impliziert ja schließlich eine bürgerliche Ader oder zumindest als wäre der Touareg ein Auto für jedermann.
Ist er nicht. War er auch nie. Der Touareg stand immer für eine Art „Best of VW“, war trotz aufstrebender Schönheiten wie dem Arteon Shooting Brake stets Mittelpunkt jedes Schauraumes. Schon alleine ob seiner Statur war das nachvollziehbar, aber das große SUV verkörperte auch stets glaubwürdig den Premiumanspruch. Wenn das aber auch für den Vorgänger gilt, warum dann trotzdem den Neuen nehmen?
Da fällt uns jetzt auch keine Antwort ein. Vielleicht weil man es kann? Sagen wir so, sein Konto bis auf den letzten Cent abräumen um statt einem jungen Vormodell doch den Neuen zu nehmen, wäre zu viel des Guten. Wenn sie aber liquide sind, nur zu, und erfreuen sie sich an einer neuen markanten Lichtsignatur, einem durchgängig roten Lichtband samt beleuchtetem Logo, mehr Serienausstattung und einer nochmal optimierten Geräuschdämmung.
Unverändert blieb das opulent aber nicht überbordend gestaltete Interieur. Alles wirkt nicht nur eine Nummer größer als gewohnt, es ist auch so. 15“ Touchscreen, von vorne bis hinten ausufernde Platzverhältnisse, riesiger Kofferraum. Die Rückbank ist zudem verschiebbar, die Lehnen in der Neigung verstellbar. Vielleicht nicht das erste, was in einem „R“ relevant erscheint. Aber beim Touareg spielt sich das Sportliche, no na, eher im visuellen Bereich ab. Große Felgen, Alu-Pedale, getönte Scheiben.
Wobei, anschieben tut er ja schon arg. „eHybrid“ steht für Plug-in-Hybrid, steht für 462 PS Systemleistung, steht für 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das wirkt angesichts von 2,7 Tonnen Leergewicht, die je nach Straßenplan mal weniger (Gerade), mal mehr (Kurve) zu spüren sind, gleich noch imposanter. Das Duo V6-Benziner und E-Motor überzeugt auf ganzer Linie, selbiges vermag die 8-Gang-Automatik, abgesehen von einer kleinen Anfahrtsschwäche.
Das enorm satisfaktionsfähige Fahrerlebnis komplettiert das Luftfahrwerk als Teil des „Unlimited“-Extrapaketes. Es gibt dann zwar auch einen Sportmodus, tatsächlich aber verhilft sie dem Touareg zu höchsten Komfortehren. Da kann er „R“ sein so viel er will. Auch als Top-Modell haben wir den Touareg als omnipotenten und flexiblen Reisewagen wahrgenommen. Dass er via 4Motion auch viel Talent für Schabernack abseits befestigter Straßen hat, wurde notiert.
Ausprobieren wäre uns nicht in den Sinn gekommen, so wie wir die elektrischen 52 Kilometer des 17,8 kWh kleinen Akkus nicht ausgereizt haben. Besser beide Motoren arbeiten lassen, immer schön via maximalen 7,4 kW nachladen. Dann klappt es auch mit einem anständigen Verbrauch, eine „Zehn“ vor dem Komma wäre anno 2024 glatt sündhaft.
Echt lässig:
Ein Auto gerüstet für so gut wie jede Herausforderung.
Echt stressig:
Dass der Akku im Vergleich zum Auto eher klein geraten ist.
Echt fett:
Das aktuell preisreduzierte „Unlimited“-Paket.
Echt schade:
Kaufpreis vs Kontostand: 1:0.
Daten VW Touareg R eHybrid
Motor: Vierzylinder Bi-Turbobenziner/E-Motor
Systemleistung: 462 PS
Max. Drehmoment: 700 Nm
Testverbrauch: ca. 7,9 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 5,1 Sek
Preis ab EUR 94.890,00