Größer, schneller, stärker! Beim VW Polo GTI von evolutionärem Wachstum zu sprechen ist schwer untertrieben.
Während sich der Golf GTI mit seiner Entwicklung vom ehemals 110 PS (halb-)starken Kleinwagen hinauf zum gut 230 PS starken HotHatch der Neuzeit noch 42 Jahre Zeit gelassen hat, hat der sportliche Ableger des Polo deutlich weniger Lebensjahre auf dem Buckel. Er begann seine Karriere 1985 als 115 PS starker G40 mit gleichnamigem Lader und steht jetzt als 200 PS starker, immerhin fast auf Dreier-Golf-Größe gewachsener Sportler vor uns.
Die neueste Generation darf sich wieder mit ordentlich Hubraum schmücken.
Satte zwei Liter misst die Kubatur des aufgeladenen Vierzylinders – eine echte Seltenheit, wenn man sich das grassierende Motoren-Downsizing in der Branche ansieht und auch den Vierzehnhunderter-Motor des Vorgängers betrachtet. Der Mitbewerb tritt da deutlich kleinvolumiger an.
Der TSI werkte in ähnlicher Ausführung schon im VW Golf GTI – dort klarerweise ein wenig kräftiger ausgeprägt. Dennoch, die gebotenen 200 PS reichen im kleineren und leichteren Polo GTI natürlich völlig aus. Zusammen mit dem serienmäßigen fein schaltenden Sechsgang-DSG – VW verzichtete gottseidank auf die nachdenkliche Siebengang-Version – erhält man ein wunderbar agiles Fahrzeug voller Drehfreude und trotzdem gehaltvollem Drehmoment (320 Newtonmeter ab 1500 Umdrehungen). Und genau dieses fette Schmalz auf der Kurbelwelle verleiht dem VW Polo GTI die volle Bandbreite, die auch seinen großen Bruder auszeichnet.
Der VW Polo GTI beherrscht alle Umgangsformen.
Ganz markentypisch verzichtet VW auch beim Polo GTI auf allzu effektheischendes Design. Unser dunkelblau lackiertes Testexemplar verbirgt sein sporliches Wesen gekonnt – lediglich der rote Streifen an der Front, fesche 18-Zoll-Aluräder und ein paar Badges verraten ihn als GTI. Beim Interieur das gleiche Bild – perfektes Polo-Ambiente, also Virtual-Cockpit, saubere Verarbeitung und top Usability – gepaart mit kontrastierenden Nähten, Lederlenkrad und den obligaten Sportsitzen im Karo-Look.
Und fahren tut er sich natürlich auch noch ganz vortrefflich. Halt wie ein echter GTI. Dank Fahrmodus-Schalter lässt sich auch der VW Polo GTI perfekt auf die gerade vorherrschende Laune des Fahrers hintrimmen. Morgens in die Arbeit gemütlich ohne Härten und dann nach Feierabend lustig Zwischengas gebend im SPORT-Modus. Alles natürlich fein abgeschmeckt, rauchig tönend aber dennoch niemals knochenbrechend hart oder proletoid laut.
Das Zusammenspiel aus Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung hat VW wirklich toll hingebracht. Es lässt einem regelrecht mit dem Fahrzeug verschmelzen. Der kraftvolle Zweiliter dreht röhrend hoch, das DSG schlenzt die Gänge locker durch und das rigide Einlenkverhalten sorgt für grenzenloses Vertrauen im kurvigen Geläuf. Die serienmäßige XDS Differenzialsperre sorgt für zusätzliche Straßenverzahnung.
Alleine eine Sache muss man dem VW Polo GTI ein wenig ankreiden: Er bedient vorrangig die Ratio.
Wer etwas für’s Herz sucht, sollte sich überlegen, vielleicht mal in Richtung VW Up GTI zu schielen – der fährt dem Polo zwar leistungsmäßig hinterher, schafft es aber dennoch besser, das alte – sagen wir – etwas dreckige GTI-Flair wiederzubeleben.
Daten Fakten VW Polo GTI
Motor: 2-Liter 4-Zylinder Turbo-Benziner
Leistung: 200 PS
Drehmoment: 320 Nm 1500 – 4350 U/min
Testverbrauch: 8,4 Liter Super / 100 km
Preis: ab EUR 26.440,-