Fragen sie nicht was sie für ihr Auto tun können. Fragen sie, was ihr Auto für sie tun kann. Antwort vom VW Amarok: Eh (fast) alles.
Die Geschichte des Pick-up´s ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Lokal gesprochen freilich, in anderen Teilen der Welt ist der Pick-up das was bei uns ein SUV ist. Verständlich ist diese Schieflage durchaus, einen über fünf Meter langen und 2,4 Tonnen schweren Amarok muss man sich schon auch antun wollen. Das hat gelegentlich was von Gulliver´s erster Reise, zumindest innerstädtisch hat man ständig Sorge jemanden oder etwas zu übersehen.
Sicher ist auch, dass gerade beim Pick-up die Spreizung innerhalb des Modelles gewaltig ist. Zwischen Amarok als Basis und unserem Test-Amarok in der „Aventura“ – Ausstattung liegen charakterliche Welten. Wie wohl selbst elektrische Ledersitze, Matrix-LED und Harman Kardon-Sound aus einem Nutztier kein streichelweiches Haustier machen. Was wiederum kein Grund ist, sich derlei Annehmlichkeiten zu verweigern. Arbeit und Vergnügen harmonisch vereint.
Sagen wir so, wer sich seinen Amarok so nah wie möglich am PKW gestalten will, kann das gerne tun. Muss er aber nicht. Es kann sehr gern der V6 Turbodiesel mit 240 PS und 600 Newtonmeter bei 2.250 Umdrehungen sein. Muss aber nicht. Stimmig ist es halt schon, wenn so ein V6 seine Stimme erhöht und den Amarok in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Der Diesel ist wie geschaffen für das große Stück Auto, agiert souverän und durchzugsstark. Der Verbrauch ist spürbar, die 10-Gang-Automatik dafür weniger.
Seit wann VW 10-Gang-Automaten baut fragen sie? Seitdem sie auch 12“ Hochkant-Screens verbauen. Gar nicht um genau zu sein, denn der Amarok ist aufgrund einer Kooperation mit Ford baugleich mit dem Ranger. Beim Design ist ihm davon nichts anzusehen. Die ID-Familie einmal ausgenommen sieht der Amarok wie ein ganz typischer VW aus, in Front und Heck sind einige Arbeitsstunden geflossen.
Im Interieur ist die Ähnlichkeit schon größer. Lenkrad und digitale Anzeigen sind zwar VW-like, der dominante Touchscreen legt darüber aber einen fordschen Schatten. Nachteil ist das keiner, der Screen ist komplett logisch aufgebaut und überzeugt durch klare Bilder. Dazu gesellen sich ein paar griffgünstige Knöpfe und Drehregler, fertig ist eine weitestgehend ablenkungsfreie Benutzeroberfläche. Darum herum fallen die sehr gute Verarbeitung und die praxisfreundlichen Ablagen auf.
Ist fast schon zu fein für schweres Gelände oder das Ausleben schmutziger Fantasien im Schlamm. Tatsächlich wird das Offroad-Talent des Amarok oft zu kurz kommen, werden starrer Durchtrieb, Bergabfahrhilfe, Untersetzung und Differential- Hinterachssperre tendenziell ungenutzt bleiben. Sei´s drum. Ein Alltag, in dem gute Federung, leichtes Handling und Rundumkameras die Hauptrollen spielen, ist auch für einen Pick-up ein guter.
Zu überweisen wären für den VW Amarok V6 TDI Aventura 86.461,00 EUR. Vorsteuerabzugsfähig ist er, aber auch so ist der Preis angesichts des Gegenwertes durchaus angemessen.
Echt lässig:
Das Gefühl, nein, die Gewissheit, jedes Ziel erreichen zu können.
Echt stressig:
13,5 Meter Wendekreis.
Echt fett:
V6 Diesel. Ja, wir stehen drauf.
Echt jetzt:
Das unbezahlbare Gefühl der Unverwundbarkeit.
Daten VW Amarok V6 TDI 4Motion Aventura
Motor: 6-Zylinder Turbodiesel
Systemleistung: 240 PS
Max. Drehmoment: 600 Nm/2.250 U.
Testverbrauch: 10,5 Liter
Vmax: 190 km/h
0 auf 100 km/h: 8,8 Sek
Preis ab EUR 86.461,00