Mit einem Skoda Octavia macht man immer eine gute Figur. Selbst im zugespitzten RS kommt nie der Verdacht auf, etwas kompensieren zu müssen.
Dass wir trotzdem mit offenen Mündern vor unserem Testgefährt standen, lag einfach an dessen ungewöhnlicher Konfiguration. Erwartet haben wir, no na, einen automatisierten Kombi, gewandet in klassisch langweiliges Weiß. Bekommen haben wir eine in feurigem Corrida-Rot gehaltene Limousine mit Sechsgang-Getriebe – wohlgemerkt handgerissen – und Heckspoiler. So etwas sieht man hierzulande nicht aller Tage, ein schöner Beweis, dass sich auch Massenware mit ein wenig Mut zu Farbe und Individualität wohltuend von selbiger abheben kann. „Massenware“ in diesem Kontext bitte als Kompliment verstehen.
Die RS-Variante hat am Verkaufserfolg einen nicht zu unterschätzenden Anteil, was insbesondere dann auffällt, wenn man selber in einer sitzt. Vom inflationären Kombi-Kleid einmal abgesehen ist ein RS aber nicht gleich ein RS. Neben der Wahl zwischen Handschalter und DSG darf auch über den passenden Antrieb gegrübelt werden. 184 Diesel-PS stellen sich gegen 230 Benziner-Pferde, wobei Dirty Campaigning ersteren aktuell etwas unattraktiv macht. Konsequenterweise war dann auch tatsächlich der TSI in unserem Testwagen für die bewegenden Momente zuständig.
Seine 230 PS sind eine durchaus sympathische Leistungsausbeute. Skoda beteiligt sich damit nicht an dem – auch konzerninternen – kompakten „Wer hat den Größten“ – Wettrüsten, und als Fahrer unterliegst du auch nicht dem ständigen Zwang alles bis rauf zu den Porsches herpanieren zu müssen. Trotzdem bist du schneller als die Meisten, ordentliches offensives Fahren ist locker drin. Bei Vollgas entkommt einem dann auch ein souveränes Lächeln, 350 Newtonmeter sorgen halt schon für tolle Fahrleistungen und starken Durchzug. Dank Handschalter ist man quasi Selbstverwalter, was Spaß macht, weil präzise und knackig exekutierbar.
In fähigen Händen schafft der Octavia RS dank Sportfahrwerk und optionalen 19er-Alus beachtliche Kurventempi, ohne dabei den Halt der Plomben allzu sehr herauszufordern. Auch nicht im RS-Modus der wählbaren Fahrprofile, wo ein sonores Blubbern für akustisch passende Untermalung sorgt. Ein diffizileres Bild zeichnet sich bei Nässe ab, wo der kompakte Sportler unter Volllast gelegentlich mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen hat. Da gilts die richtige Dosis zu finden, unabhängig davon bleibt der RS aber ein souveräner Begleiter.
Und in vielen Details auch ein ausgesprochen Hübscher. Ja gut, übers Facelift kann man diskutieren, aber besonders die Alcantara-Sportsitze und das extrem griffgeile Sportlenkrad sind schon etwas aus der ganz feinen Schublade. Auch in Sachen Infotainment, Connectivity und Assistenten hat Skoda den Octavia ordentlich aufgerüstet, treu geblieben ist man sich bei den Simply-Clever-Lösungen. Das alles kostet natürlich. Nicht viel. Unser vollbepackter Testwagen belief sich auf EUR 40.647,08, eine Latte, die schon zu packen ist. Ganz wie es sich für einen Racer for everybody gehört.
Was er kann:
Auch als RS-Limousine viel Platz für Mensch und Gepäck offerieren.
Was er nicht kann:
Am feuchten Asphalt kleben.
Extralob gibt es:
Für alle, die das Corrida-Rot bestellen.
Ändern würden wir:
Das Soundsystem scheint ausbaufähig.
Daten Skoda Octavia RS TSI
Motor: 4-Zylinder Turbo-Benziner
Hubraum: 1.998 ccm
Leistung: 230 PS
Max. Drehmoment: 350 Nm bei 1500 U.
Testverbrauch: 8,2 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 6,7 Sek.
Preis ab EUR 34,190