Volkswagen feiert 20 Jahre „R“ und beschenkt uns und sich selber mit der limitierten Sonderedition „20 Years“.
Wir dachten ja, über den Golf ist alles schon gesagt. Langsam aber sicher begann zuletzt der Ruhm erfolgreicher Jahrzehnte zu verblassen, E-Mobilität und SUV´s „sei Dank“. So leicht kann man sich täuschen. Zuletzt wurde das wohl erfolgreichste Sondermodell aller Zeiten namens „Rabbit“ neu aufgelegt. Und jetzt steht ein Golf R „20 Years“ vor uns, letztlich nichts weniger als ein Golf der Superlative.
Das beginnt schon beim Preis. Unser mit einigen essentiellen Extras wie Akrapovic-Abgasanlage, LED-Matrix Licht, adaptive Fahrwerksregelung oder Businesspaket Pro ausgestattetes Modell kam auf EUR 83.075,63. Ein rationaler Erklärungsversuch muss hier scheitern, wobei ein Golf R eh noch nie ein rationales Auto war. Die erwähnten Optionen unterstreichen das schon zum Teil, Auszüge aus der Serienausstattung setzten das Rufzeichen dazu: 19“ Felgen, Progressivlenkung, Tourque Vectoring oder der DriftModus in der Fahrprofilauswahl.
Am bekannten 2.0 Liter Turbobenziner wurde auch etwas Hand angelegt. Ergebnis: 333 PS und 420 Newtonmeter maximales Drehmoment. Friendly Reminder: Wir reden hier immer noch von einem Golf. Der Antrieb ist eine Wucht, trotz Allrad wiegt der Volkswagen nur 1.555 Kilo. In 4,6 Sekunden beschleunigt der Golf R von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 270 km/h. Da werden die üblichen Verdächtigen auf der deutschen Autobahn schön schauen. Lichthupe bei 250 km/h von einem Golf? Welch Affront.
Realitätsnäher ist freilich sein Kurventalent. Ehrlich wie er ist, startet der R stets im Sportmodus. Der danach folgende Spaßfaktor liegt auf einer zehnteiligen Skala locker bei 12. Und das, ohne den Drift-Modus mit deaktiviertem ESP mangels abgesperrter Strecke ausprobiert zu haben. Dafür reichen neben seinen Urkräften das brutal zielgenaue Handling, die leicht frivole Hecklastigkeit und der orgiastische Sound der R Performance Abgasanlage. Da mögen jetzt manche die Stirn in Falten legen, weil das wohl nicht mehr zeitgemäß sei. Wobei, wie kann Spaß nicht mehr zeitgemäß sein?
Da stellt sich ja eher die Frage, ist der Golf R „20 Years“ überhaupt noch ein Golf? Oder schon ein kompromissloser Sportwagen. Auch diese Frage beantwortet auf Wunsch die Serienausstattung: Einparkhilfe, Keyless, klimatisierte Ledersitze, LED-Leselampen, Climatronic und vieles mehr, was mit Wumms und Krach herzlich wenig am Hut hat. Dazu gibt es wie gehabt fünf vollwertige Sitze, einen gut nutzbaren und ausreichend großen Kofferraum und ein klassisches Golf-Interieur.
Chrom-Applikationen und Pedale in Edelstahl halten eifrig dagegen, trotzdem ist einem auch das Interieur des stärksten Golfs in der Sekunde vertraut. Das ist eh was Gutes, weil feine Verarbeitung, digitale Anzeigen und großer Screen tun der Dynamik ja keinen Abbruch. Wer es partout gern sportlich hat, kann ja versuchen, im Dunklen die unbeleuchteten Slider für Lautstärke und Temperatur aufs erste Mal zu treffen.
Echt lässig:
Ein Golf wie kein Golf.
Echt stressig:
Die ständigen Aufforderungen zum Duell.
Echt fett:
Blaue Bremssättel. Raue Töne. Flaue Mägen.
Echt jetzt:
Dass wir bei der 3-fachen Leistung vom Ur-GTI angelangt sind.
Daten VW Golf R „20 Years“
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 333 PS
Max. Drehmoment: 420 Nm / 2100 U.
Testverbrauch: 8,9 Liter
Vmax: 270 km/h
0 auf 100 km/h: 4,6 Sek
Preis ab EUR 68.695,00