Die frisch aufgelegte Generation des Dacia Duster wurde in vielen Bereichen spürbar und umfassend aufgewertet. Der Duster as such blieb dabei ganz der Alte.
Junge, Junge, was hat der Duster für einen Weg hinter sich. Von einem rumänischen Experiment mit französischem Hintergrund mutierte der SUV wie nix zu einer fixen Größe am heimischen Automobilmarkt. Mehr noch, ist er doch auch primus inter pares im Hause Dacia. Hätte es damals Wettquoten auf einen derartigen Durchmarsch gegeben, sie wären wohl irgendwo im Bereich 1:10.000 gelegen. Anno 2019, soviel ist sicher, lässt sich mit wetten auf Verkaufserfolge des Duster kein Geld mehr verdienen.
Dafür verdient Renault recht gut am Duster. So gut, dass nach sieben Jahren ein Modellwechsel vollzogen wurde. Die große Frage war dabei, wie sich dieser Erfolg auf den Nachfolger auswirkte. Wurde er genutzt um den Powerseller höher zu positionieren, um neue Kunden anzusprechen? Wurde der Duster zu einem VW-Jäger aufgepimpt, wie wir das von Kia&Co. kennen? Oder aber behutsam weiterentwickelt, um quasi nahe beim Kunden und letztlich sich selbst zu bleiben?
Das Design lässt eine klare Einordnung nicht zu. Grill und LED-Signatur machen jedenfalls was her, das Heck hat mit seiner markanten Leuchtengrafik spürbar an Charakter gewonnen. Kleine Aufmerksamkeiten wie der Dacia-Schriftzug auf dem Dachträger lassen Liebe zum Detail erkennen, ein etwas filigraner Gesamteindruck bleibt aber. Das Interieur geht in eine ganz ähnliche Richtung. In der vorbildlich gestalteten Mittelkonsole thront ein großer Navi-Bildschirm, die Klimaregler sind überhaupt ein High-light. Rundherum gibt es dafür Hartplastik vom Härtesten.
Unabhängig davon hat der Duster beim Thema Infotainment und Elektronik die größten Schritte gemacht. Das Navi lässt sich kinderleicht zu bedienen, das Keyless funktioniert völlig fehlerfrei und die 360° Rückfahrkamera liefert gestochen scharfe Bilder. Lediglich die schwache Freisprechanlage trübte hier den Gesamteindruck, umso mehr, als die problemlose Kopplung unseres Handy anderes erwarten ließ.
Erwartet wird auch, dass die Kombination aus 109 PS starkem Diesel und Allradantrieb wieder die bevorzugte Variante von Frau und Herrn Österreicher wird. Wirklich neues lässt sich hier ausnahmsweise nicht berichten. 260 Newtonmeter sorgen für standesgemäße Fahrleistungen, mehr aber auch nicht. Zum Kurvenräuber wurde er auch nicht zwangsumgeschult, auf der sicheren und gut beherrschbaren Seite bleibt er allemal. Am Antriebsprinzip kommen nie Zweifel auf, dafür bleibt der Verbrauch auf 100 Kilometer konsequent unter der 6,5-Liter Marke.
Natürlich tut sich der Motor ein wenig schwer, erst recht wenn man die wirklich großzügigen Platzverhältnisse ausnutzt. Vier Erwachsene samt Gepäck schluckt der Dacia locker. Um so mehr ist das Studieren der Preisliste ein echter Genuss. Unser “dCi 110 4WD Prestige” belief sich auf EUR 19.790,00. Noch besser, die Aufpreise. EUR 317,00 für die 360° Kamera, EUR 216,00 für die Sitzheizung, und so weiter. Als hätte es in den letzten sieben Jahren keine Inflation gegeben.
Auf den Punkt gebracht kann man zusammenfassen – neu ja, modern teilweise auch, aber trotzdem im Herzen ein echter Duster geblieben. Und damit hat Dacia voll ins Schwarze getroffen. Die Welt braucht nicht das X-te Auto, das VW΄s jagt und eh nie erreicht. Der Duster war und ist ein grundsolides und ehrliches Auto, er befriedigt automobile Grundbedürfnisse und ein bisserl mehr. Damit, und das ist wohl mit das Entscheidende, darf er auch weiter DER Preisbrecher sein.
Was er kann:
Vier Erwachsenen plus Gepäck unterbringen.
Was er nicht kann:
Flüstern. Säuseln.
Ändern würden wir:
Aufgrund der ultrakurzen Übersetzung den 1.Gang gedanklich streichen.
Extralob gibt es:
Für die richtigen Portionen Moderne an den richtigen Stellen.
Daten Dacia Duster dCi110 4WD Prestige
Motor: 4-Zylinder Turbodiesel
Leistung: 109 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm bei 1750 U/min
Testverbrauch: 6,4 Liter
Vmax: 169 km/h
0 auf 100 km/h: 12,4 Sek
Preis ab EUR 19.790,00