Mit dem ID.3 beginnt für Volkswagen das Abenteuer E-Mobilität so richtig. Und damit in Wirklichkeit auch für den gesamten Markt.
Schön, dass sich manche Dinge nicht verändern. VW war schon immer Weltmeister darin, einen Markt zu sondieren. Experimente anderer Hersteller zu beobachten, um in weiterer Folge in Ruhe zu entscheiden, ob und inwiefern es sich lohnt, auf diesen Zug aufzuspringen. In Sachen Elektrofahrzeuge war das im Prinzip ähnlich, mit dem Unterschied, dass es die Option einer Verweigerung freilich nie gab. So erklärt sich auch der sanfte Einstieg via E-Golf, nach dem Motto „Schau ma mal“.
Die Phase ist vorbei, der ID.3 läutet quasi das Motto „Mach ma mal“ ein. Er darf demnach nicht als autarkes Modell betrachtet werden, vielmehr ist er Wegbereiter für ID.4, Skoda Enyaq und Cupra el Born. Der Riese ist wach, und der ID.3 als Erstgeborener steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Vielleicht hat man sich auch deshalb für ein freundliches, aber nicht extrovertiertes Design entschieden. Für etwas Pep sorgen die Zweifarbenlackierung und die originell designten Felgen.
Das Urteil über den ID.3 hängt letztlich stark von den Erwartungen ab. Die Hoffnung auf einen revolutionären Lösungsansatz in Sachen Reichweite erfüllt sich nicht. Wer aber einen erfolgreichen Transport der Golf-Tugenden in das Zeitalter der Elektromobilität erhofft hat, wird mit dem ID.3 hoch zufrieden sein. In Sachen Fahrkomfort, Platzverhältnisse und Benutzerfreundlichkeit ist der VW eine Bank. Und auch in Sachen Verarbeitung, wie wohl man den oft monierten Sparstift bei den verwendeten Materialien öfter spürt als einem vielleicht lieb ist.
In manchen Bereichen beißt sich die Katze eben in den Schwanz, edleres Interieur heißt mehr Kosten, heißt mehr Gewicht. Womit wir beim Thema Reichweite angelangt sind. Den ID.3 gibt es mit drei Akkugrößen, wir fuhren mit 58 kWh die mittlere Variante. Laut WLTP ist sie für eine Reichweite bis zu 425 Kilometer gut. Ein beruhigender Wert, mit eingerechnet, dass es in der Realität etwas weniger sind. Wir brauchten auf unseren Testfahrten im Schnitt zwischen 16 und 19 kWh, was auf rund 350 Kilometer Reichweite hinaus läuft. Laden lässt sich der ID.3 mit maximal 100 kW Gleichstrom, an der Wallbox via 11 kW Wechselstrom sind die Akkus in knapp sechs Stunden voll.
Sehr angetan waren wir von der Fahrdynamik des ID.3. 204 PS Spitzenleistung und 310 Newtonmeter sorgen für sehr sportliche Fahrleistungen. In Sachen Querdynamik kommen dem VW Heckantrieb und der aus der Unterbringung der Batterien im Fahrzeugboden folgende tiefe Schwerpunkt zu Gute. Aufgrund dieser quasi natürlichen Umstände bleibt der Komfort aber auf sehr hohem Niveau.
So wie vieles andere auch. VW hat sich redlich bemüht, ein für VW-Verhältnisse futuristisches Interieur mit erstaunlich hoher Bedienfreude entwickelt. Und auch auf die kleinen Freuden wurde nicht vergessen. So hat der ID.3 keinen Startknopf mehr, die Scheinwerfer schauen einen bei Fahrzeugnäherung an, die Sprachsteuerung funktioniert einwandfrei und ein Lichtband unterhalb der Windschutzscheibe dient als Kommunikationsmittel. Die Preise für den VW ID.3 Pro Performance mit dem 58 kWh Akku starten bei EUR 36.840,00.
Echt lässig:
Statt Extras-Dickicht sinnvolle Pakete.
Echt stressig:
Bleibt das Reichweitenthema bei forscher Gangart.
Echt fett:
Dass man ob der Fahrdynamik das Reichweitenthema vergisst.
Echt jetzt:
Kaum Knöpfe und trotzdem rasch durchschaute Bedienung.
Daten VW ID.3 Pro Performance
Motor: 58,0 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 204 PS
Max. Drehmoment: 310 Nm
Reichweite: ca. 350 km
Vmax: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,3 Sek
Preis ab EUR 36.840,00