Der Ford Ranger Raptor ist die fahrende Antithese zu allem, was ökologisch und politisch aktuell als salonfähig gilt. Genau deshalb lieben wir ihn.
Pick-up´s sind hierzulande nicht gerade ein Massenphänomen. Groß, sperrig und sehr speziell in ihren Fähigkeiten sind sie selten ein Fall für den Alltag. Sieht man doch einmal ein Modell, ist die Freude über die Abwechslung im Straßenbild groß. Man fragt sich, wie der denn wohl zu fahren ist und ertappt sich nicht selten dabei, selbst einen in der Garage stehen haben zu wollen. Hat ja schon was Erhabenes, über den Dingen stehendes, abgerundet von der Gewissheit, dass man von Blackout bis Zombiapokalypse für alles bestens gerüstet scheint.
Im Ford Ranger Raptor fallen diese Gedanken auf fruchtbaren Boden. Vom Namen her eindeutig den Carnivoren zuordenbar, verspeist er mittelschweres Gelände zum Frühstück und legt Flüsse bis zu einer Watttiefe von 850mm trocken. Elektronisch gesteuerter Allrad, sperrbare Differenziale an Vorder-und Hinterachse, Schutzplatten aus Stahl als Unterfahrschutz und Offroad-Reifen definieren den Ford als Koryphäe im Gelände. Sieben verschiedene Fahrmodi sorgen dafür, dass die Person am Steuer nichts dergleichen sein muss, um wie ein Afrikaforscher zu performen.
Freilich haben wir beim Ranger Raptor das Gefühl, dass hier viel Potential ungenutzt bleiben wird. Wir sehen ihn eher als trendigen Lifestyler, von der hauseigenen Sportabteilung bestmöglich darauf vorbereitet, auch am Asphalt großartiges zu leisten. Übersehen kann man ihn innerstädtisch fix nicht, seiner schieren Größe setzt das neue Modell noch einen markanten Kühlergrill, maskuline Stoßfänger, ausgestellte Radhäuser und Trittbretter oben drauf. Ein Bulle, der sich selber auf die Brust zu klopfen scheint und ruft: „Sehet und staunet“.
Und das tun wir. Spätestens wenn der 3.0-Liter-EcoBoost-V6 seine Stimme erhebt, der Twin-Turbo 292 PS und 491 Newtonmeter von der Leine lässt und wir in 7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmen, untermalt von einem herrlichen Brummen und Brodeln aus dem aktiven Abgassystem. Das hat schon was von Naturgewalt. Freilich hat ein Verbrauch von knapp 15 Litern auf 100 Kilometern auch etwas von Gewalt an der Natur. Wie gesagt, ist eh kein Massenphänomen und mit weniger Flugreisen passt dann auch die persönliche Ökobilanz.
Wozu auch fliegen, mit dem Ranger Raptor kommt man eh überall hin. Die Platzverhältnisse sind großzügig und die Ladefläche ist, nun ja, eine Ladefläche. Am Ziel entsteigt man seiner Burg auch nach stundenlanger Fahrt völlig tiefenentspannt. Die adaptiven und elektronisch gesteuerten Stoßdämpfer von Fox sorgen für feinen Komfort, während die 10-Gang-Automatik nur durch ihre Unauffälligkeit auffällt. Race-Modus hin, Sportsitze her, in Wahrheit manifestiert sich das tolle Sporttuning zu einem großen Teil in einem beschwerdefreien und PKW-mäßigen Alltag.
Dazu passt auch das Interieur perfekt. Sportliche Gimmicks sind präsent, optisch dominieren aber der vertikal stehende 12 Zoll-Touchscreen, die digitalen Anzeigen und die feine Verarbeitung. Für eine sorgenfreie Bedienung sorgen das SYNC4 System sowie echte Drehregler und Tasten. Gut so, hier hat Ford die Abenteuer draußen gelassen. Der Ford Ranger Raptor startet bei 96.666,80 EUR.
Echt lässig:
Dass Ford mit dem Bronco den nächsten Dino in der Pipeline hat.
Echt stressig:
Enge Gassen. Gelegentlich auch Tiefgaragen.
Echt fett:
Hochsitz mit beheizten Ledersitzen.
Echt jetzt:
Dass der Raptor auch nicht mehr wiegt als zwei Nummern kleinere E-SUV´s.
Daten Ford Ranger Raptor 3.0L Ecoboost
Motor: Sechszylinder Bi-Turbobenziner
Leistung: 292 PS
Max. Drehmoment: 491 Nm / 2300 U.
Testverbrauch: 14,7 Liter
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 7,9 Sek
Preis ab EUR 96.666,80