Ford startete mit dem Mustang Mach E fulminant in die E-Mobilität. Das Warten danach auf ein neues Modell hat mit dem Explorer endlich ein Ende.
Vorfreude soll ja angeblich die schönste Form der Freude sein. Das mag wohl so sein, wobei man den Bogen auch überspannen kann. Nicht, dass Ford das getan hätte, aber, um bei der Metapher zu bleiben, die Bogensehne war schon sehr am Limit. Ob die Vorfreude und deren Dauer berechtigt waren klären wir im Test, gerne geben wir aber auch an dieser Stelle schon die Antwort: Ja, das war sie.
Auch wollen wir gleich den Elefanten im Raum ansprechen. Ja, der Explorer ist technisch gesehen ein VW ID4 und das finden bestimmt nicht alle super. Nüchtern betrachtet lässt sich an sinnvollen Synergien überhaupt nichts aussetzen und an den Talenten des Wolfsburgers wird auch niemand zweifeln. Die allseits unbeliebten Touchslider hätte man zwar nicht gebraucht, allzu viel mehr Gemeinsamkeiten wird man dafür weder im Interieur noch beim Exterieur finden.
Den Ford Explorer kennzeichnet ein wunderbar eigenständiges Design. Das will was heißen in Zeiten einer E-SUV Welle. Wobei der Explorer sowieso eher ein stilvolles Crossover sein will, optisch kauft man ihm das jedenfalls ab. Heck und Front schenken sich in Sachen Aufregung nichts, alles dazwischen ist aber auch nicht ohne. Man kann sagen, das Design ist wie aus einem Guss und ein schönes Verspreche für kommende E-Modelle aus dem Hause Ford.
Bis dahin muss der Explorer die Kohlen aus dem Feuer holen. Entsprechend breit ist er motorisch aufgestellt, entsprechend talentiert und großzügig ist sein Innenraum, entsprechend variabel sein Kofferraum. Adressaten sind sparsame Familien, die sich eventuell in der Basisversion mit 170 PS, Heckantrieb und einer WLTP-Reichweite von 384 Kilometer wiederfinden. Oder skifahrende Stand-up-Paddler, für die Allrad, 340 PS und 566 Kilometer Reichweite zum guten Ton gehören.
Mehr oder weniger zwischen den beiden liegt unser 286 PS starkes Testmodell. Bei den Fahrleistungen übertrumpft er seinen kleinen Bruder, zudem setzt er bei der Reichweite familienintern die Benchmark. Laut WLTP sind bis zu 602 Kilometer möglich, im dezent zu warmen Februar schafften wir sehr gute 450 Kilometer, lange Autobahnetappe gen Süden inklusive. Die 6,4 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h haben wir dabei ebenso wenig ständig ausgereizt wie die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit. Freude an den 585 Newtonmetern war aber schon dabei.
Die maximale Ladegeschwindigkeit entspricht mit 135 kW in etwa dem, was die Schnellader zu leisten vermögen. Etwas mehr Kreativität hätten wir uns beim Thema Rekuperation gewünscht, lediglich zwei Stufen ist etwas mau. Ganz im Gegenteil zum Interieur, wo der 14,6 Zoll Touchscreen im Hochformat ein Fest feiert. Optisch und bedientechnisch eine Wucht, lässt er sich auch noch stufenlos in der Neigung verstellen. Ähnlich originell: Das 17 Liter fassende Fach zwischen den Vordersitzen.
Unser Testmodell fuhr in der Basisausstattung „Explorer“ vor. Sie bietet mit 2- Zonen Klima, Fahrersitz mit Massagefunktion, Navi und Rückfahrkamera schon einiges. Nützliches wie Wärmepumpe oder Head-up Display steht in der Extraliste, die 48.790,00 EUR für den Extended Range 77kWh sind dafür eine faire Ausgangsbasis.
Echt lässig:
Dass die Letzten manchmal auch die Ersten sein können.
Echt stressig:
Die Touchslider. Da haben aber eh die, sie wissen schon, Schuld.
Echt fett:
Gut ins Navi integrierte EV-Routenplanung.
Echt schade:
Feine Ausstattung, aber Wärmepumpe nur als Extra.
Daten Ford Explorer Extended Rage RWD 210 kW
Motor: 77,0 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 286 PS
Max. Drehmoment: 545 Nm
Reichweite: ca. 430 km
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 6,4 Sek
Preis ab 48.790,00 EUR