Das Spritsparpotential der Plug-in Hybrid-Technologie ist relativ groß. In einem weniger relativ denn tatsächlich großen Auto wie dem Volvo XC90 sind dafür aber gewisse Rahmenbedingungen erforderlich.
Kurz zur Standortbestimmung: Der Volvo XC90 ist das Alphatier des aktuell sehr erfolgreichen schwedischen Herstellers. Ein Trumm von Auto im Dunstkreis von BMW X5 oder Range Rover, in allen Belangen mindestens ebenbürtig mit der noblen Konkurrenz. Politisch korrekt ist ein SUV dieser Ausmaße natürlich nicht, als Argumentationshilfe und wohl auch für das eigene Gewissen gibt es den T8, seines Zeichens NoVa-befreit und Top-Modell in der XC90-Hierarchie.
Er ist ein Auto voller Talente, weniger freundlich gesinnte Menschen würden wohl eher “Widersprüche” dazu sagen. Wie´s kommt? Der T8 hat den aus anderen Modellen bekannten Bi-Turbo Benziner mit 318 PS an Bord, tatkräftig unterstützt von einem 87 PS leistenden E-Motor. Ergibt am Papier eine Systemleistung von 407 PS, einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden, eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h bei einem Normverbrauch von 2,1 Litern. Das spielt es im echten Leben alles genau so, nur die Sache mit dem Verbrauch pendelt eher zwischen 0 und 13 Liter.
Womit wir bei den Rahmenbedingungen angelangt sind. Die Akkus ermöglichen dem XC90 eine rein elektrisch zu bewältigende Strecke von rund 40 Kilometern. Klassisch Plug-in kann man auch im Hybrid-Modus dem Volvo das Energiemanagement überlassen oder aber im Save-Modus Strom für später aufsparen.
Unsere Redaktion machte in 14 Tagen folgende Erfahrungen: Zwei Kollegen aus dem Speckgürtel fuhren Großteils rein elektrisch, waren voll des Lobes, geradezu überschwenglich, wenn es um das Gefühl ging, ein 2,3 Tonnen schweres Bröckerl lautlos innerstädtisch zu bewegen.
Fossiler Rohstoff wurde nur in homöopathischen Dosen konsumiert, um so mehr freute sich der Stromanbieter
Kollege Nummer 3, unser Reisefreak, fuhr nach Osttirol. Er lobte das reibungslose wirken der Kräfte und den gewaltigen, quasi ansatzlosen Durchzug. Er nahm den Volvo T8 als grandiosen Gleiter war, als perfektes Urlaubsauto für die Großfamilie samt Gepäck. Verbrauch? Im Schnitt runde 9 Liter. Und dann war da noch Kollege Nummer 4. Er entpuppte sich trotz vorhandener Infrastruktur als Ladefaulpelz. Es war wohl Bequemlichkeit auf der einen Seite, aber auch die zumindest für ihn völlig ausreichende Performance des Turbo-Benziners. Für den Plug-in Gedanken ist das freilich ein worst case-Szenario, weil das Zusatzgewicht der Batterien den Verbrauch in den zweistelligen Bereich trieb.
Klar, nicht jeder Besitzer wird seinen XC90 mit drei Kollegen teilen müssen. Doch die “Wechselwirkungen des Lebens”, wie es so schön heißt, sind nicht immer planbar. Um das Sparpotential des T8 bestmöglich zu nutzen, ist Ladedisziplin das Um und Auf. Da darf man sich dann auch nicht zu schade sein, die besuchte Verwandtschaft anzuschnorren. “Hast a bissl Strom für mi?!”. Und selbst dann ist davon auszugehen, dass die Tage kommen werden, wo einem die Restreichweitenanzeige die Tränen in die Augen treibt.
Hat man das mit sich selber geklärt, kann man sich aber mit Freude auf den Volvo stürzen. Er ist ein beeindruckendes Auto, gewandet im “R-Design” unseres Testwagens ein optischer Leckerbissen. Interieur, Infotainment und Assistenzeinsätze bewegen sich auf Top-Niveau, Feinheiten wie der Schalthebel aus Orrefors-Kristallglas oder die heilige Dreifaltigkeit aus Carbon, Leder und Alcantara adeln ihn zusätzlich. Kostenpunkt bei Vollausstattung EUR 103.266,00.
Was er kann:
Gleiten. Sprinten. Sparen.
Was er nicht kann:
Gleiten, sprinten Und sparen.
Ändern würden wir:
Analoge Bedienung für die Sitzheizung installieren.
Extralob gibt es:
Für den metall-geriffelten Start-Knopf.
Daten Volvo XC90 T8 Twin Engine R-Design
Motor: 4-Zylinder Bi-Turbo Benziner
Leistung: 318 PS
Leistung E-Motor: 87 PS
Systemleistung: 407 PS
Max. Drehmoment: 660 NM/2.200 U.
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 4,6 Sekunden
Preis ab EUR 69.625,00