Wenn du denkst, du hast schon so gut wie alles an Automobilen gesehen kommt Toyota und stellt dir einen GR Yaris vor die Tür.
Wir leben schon in einer verrückten Zeit. Während uns neue Marken aus China und klassische Sportwagenhersteller mit ihren neuesten E-Kreationen zwangsbeglücken (müssen) und sich dabei für keinen zu weit hergeholten Werbeschmäh zu schade sind, kommt von einer quasi „normalen“ Marke ein herrlich verrückter Sportwagen. Dass er dann auch noch Yaris, also wie ein ganz normaler Kleinwagen heißt, ist der Gipfel der Dreistigkeit.
Genau genommen ist das keine Überraschung. Via Gazoo Racing querbeschleunigt sich Toyota schon länger in die Herzen sportlich affiner Autolenker. GR Supra und GR 86 sind zwar seltene, aber heißbegehrte und anbetungswürdige Modelle mit klarer Ausrichtung auf Sport und Dynamik. Der Unterschied zum Yaris – neben den Namen verweist auch deren Optik auf ihr hohes Spaßpotential. Beim Kleinsten der GR-Familie denkt man beim Namen dagegen an irgendwas mit Hybrid und optisch gibt er sich erst auf den zweiten Blick als Sportwagen zu erkennen.
Und selbst dann hat man den GR in seiner Ganzheit nur im Ansatz entlarvt. Weil breite Räder, rote Bremssättel, doppelbordige Auspuffendrohre und eine aggressiv designte Front hat schnell mal wer. Auch im Interieur gibt sich der GR sportlich, aber wohl dosiert und gut verträglich. Sehr coole Sportsitze in Alcantara/Leder, ein Sport – Lederlenkrad oder auch die Aluminiumpedale setzen Akzente in einem sonst eher glanzlosen Interieur. Im Zuge des Faclifts wurden die Anzeigen auf digital umgestellt, der 8“-Screen in das Armaturenbrett eingebaut und die Sitzposition tiefer gelegt.
Für die echten „Halleluja“-Momente sind aber die Techniker zuständig. Der GR Yaris ist tatsächlich nur vage mit dem eigentlichen Yaris ident. Von der vorderen Hälfte der Bodengruppe teilen sich die Beiden nur einige wenige Teile, das Heck ist überhaupt gleich von einer größeren Plattform. Anders wäre sich der dem GR vorbehaltenen Allradantrieb gar nicht ausgegangen. Dass er statt vier nur zwei Türen hat geht dabei fast schon unter. Hinten sitzen ist freilich eh keine wirkliche Alternative, man möge die Rückbank als Verlängerung des Kofferraumes betrachten.
Drückt man dann endlich den Startknopf und fährt los geht die Tür in eine andere Welt auf. In eine, wo Stille keine Option, wo Komfort ein Fremdwort ist. Wir sagen das nochmal ganz bewusst, der GR ist kein etwas sportlicherer Yaris. Er ist ein reinrassiger Sportwagen, wo ein 280 PS starker Turbo-Dreizylinder auf lächerliche 1.355 Kilogramm trifft. Wo du unter furiosem Gebrüll und Geschrei in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmst, während dir die 8-Gang-Automatik das Genick und das Hochleistungs-Fahrwerk die Bandscheiben massiert.
Kurven hat der GR Yaris zum Fressen gern, bei Bedarf lässt sich im „Track“-Modus eine spaßige Hecklastigkeit einstellen. Der Performance geschuldet ist auch der konsequente Leichtbau und das Torsen Vorder- und Hinterachsdifferential. Physik wird zur Nebensache, genauso wie Soundsystem oder diverse Assistenzsysteme. Zumal wir beim der GR Yaris seit langem wieder einmal den Tempowarner nicht extra deaktiviert haben. Sein Gepiepse ging in der Soundkulisse des Motors schlicht unter. Alleine diese Erfahrung ist schon die 66.490,00 EUR Kaufpreis wert.
Echt lässig: Die kompromisslose Umsetzung.
Echt stressig: Für Liebhaber und Feinschmecker wird auch der Preis nicht stressig sein.
Echt fett: Der Lärm.
Echt schade: Wo sind die Konkurrenten geblieben?
Daten Toyota GR Yaris Automatik
Motor: Dreizylinder-Turbobenziner
Leistung: 280 PS
Max. Drehmoment: 390 Nm / 3250 U.
Testverbrauch: 9,7 Liter
Vmax: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 5,5 Sek
Preis ab EUR 66.490,00