Wasserstoff spielt als Antrieb aktuell eine Außenseiterrolle. Die allerdings auf höchstem Level, wie der Toyota Mirai eindrucksvoll beweist. Sagen wir es direkt heraus: Das dünne Netz an Wasserstofftankstellen ist ein Problem.
Fünf an der Zahl sind es in Österreich, eine davon steht im Großraum Linz. Planung ist demnach nicht das halbe, sondern das ganze Leben. Abgefedert wird dieser Umstand durch die respektable Reichweite des Mirai. 650 Kilometer laut WLTP bedeuten real rund 500 Kilometer. Hat man das mit sich und seinem Alltag ausreichend abgeklärt, steht einem die Tür zu einem tollen Auto offen.
Alleine visuell ist der Mirai eine Erscheinung, vielleicht der coolste und lässigste Toyota der letzten Jahre. Und ja, wir haben dabei auch den GT86 berücksichtigt. Auf fast fünf Metern Länge spannt sich ein vor Dynamik strotzendes Blechkleid. Schnörkellos. Zeitlos. Müsste man ihn in eine Schublade legen, dann in jene der Sportlimousinen mit Coupéanleihen. Die mächtigen 20“-Felgen der Top-Ausstattung „Advanced“ tragen ihr übriges zu einem imposanten und Aufsehen erregenden Auftritt bei.
Weniger dynamisch als geborgen fühlt man sich im Interieur. Edles Lederfauteuil nimmt einen in Empfang, eingerahmt von einer mit vielen Ablagen versehenen breiten Mittelkonsole. Die noble Opulenz des Mirai würde auch einem Lexus gut stehen, gerne darf man den Begriff „Premium“ strapazieren. Themenübergreifend übrigens, denn eine automatische Lenkradheizung oder ein elektrisch verstellbares Lenkrad sind genauso Premium wie diskrete und zuverlässige Assistenzsysteme. Sie und Features wie Head-up Display, volle Digitalisierung, Soundsystem, Panorama-Glasdach und noch so einiges mehr bringt die beste Ausstattung mit sich.
Man mag all das als Lockmittel verstehen, oder als Entschädigung für die zu machenden Zugeständnisse in Sachen Tankstellen. Der Antrieb selber weiß auch so zu begeistern. 182 PS und 300 Newtonmeter sorgen für tolle Fahrleistungen, egal ob aus dem Stand oder in Sachen Elastizität. Hinterradantrieb, niedriger Schwerpunkt und ausgewogene Gewichtsverteilung machen den Mirai dabei überraschend kurvengierig. Wir fanden uns nur zu oft im am Anfang noch belächelten Sportmodus. Das Ablassen des Wasserdampfes via H2O-Taste nach einer fröhlichen Kurvenhetz bekam da fast eine Wildwest-Note.
Der Mirai quasi als rauchender Colt. Na ja. Gefühlt lenkt man mit dem Mirai ja ein Elektroauto. Der in drei Tanks enthaltene Wasserstoff wird von der Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Mit den unschätzbaren Unterschieden, dass die Reichweite keinen Schwankungen unterliegt und der Tankvorgang ähnlich abläuft wie bei klassischen fossilen Brennstoffen. Man holt sich quasi das Gute vom E-Antrieb in den Toyota, lässt das Schlechte dafür draußen.
Ein Nachteil bleibt allerdings noch, in Form vom kleinen und nicht erweiterbaren Kofferraum. Generell aber ist mehr als ausreichend Platz vorhanden, es dürfen sich auch fünf Erwachsene zeitgleich vom Mirai beeindrucken lassen. Letzte Hürde ist der Preis, 74.900,00 EUR sind nicht nichts. Das Wissen um das technische Wunderwerk Toyota Mirai und seiner Vollausstattung helfen bei der Relativierung.
Echt lässig:
Wie alle schauen.
Echt stressig:
Hier kann nur das Tankstellennetz stehen.
Echt fett:
Die Erhabenheit hinter dem Lenkrad.
Echt jetzt:
Das sich bis auf Hyundai sonst kein Hersteller traut.
Daten Toyota Mirai Advanced
Motor: Brennstoffzelle mit Akku
Leistung: 182 PS
Max. Drehmoment: 300 Nm
Testverbrauch: 0,97 Kg H2
Vmax: 175 km/h
0 auf 100 km/h: 9,2 Sek
Preis ab EUR 74.900,00