Wer Tesla Model X sagt, meint in erster Linie Fahrleistungen auf Sportwagenniveau und Flügeltüren. Dabei wird gerne übersehen, dass es auch einfach ein sehr gutes Auto ist. Unser Autotest ging in das Gradonna Mountain Resort in Kals am Großglockner.
Ein Schicksal vieler Elektro-Fahrzeuge. Alles dreht sich um Akkugröße, Reichweite und Fahrleistungen. Erst wenn man damit durch ist, so scheint es, wird der Rest des Autos beurteilt. Tesla, könnte man sagen, ist daran beim Model X noch mehr selber schuld als sonst, denn neben den gewohnt argen Leistungsdaten haben sie noch argere Falcon Wings verbaut.
Nach unzähligen Erfahrungen während unseres Tests dürfen wir guten Gewissens feststellen, diese Dinger ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als das Auto an sich. Den Dialog “Ist das der Tesla mit den Flügeltüren?” “Ja. Es ist aber auch der Tesla mit 745 – 2.180 Kofferraumvolumen, einer optionalen dritten Sitzreihe und Allrad.” “Von mir aus. Aber können sie die Türen einmal für mich öffnen?!” haben wir unzählige Male geführt.
Zur Verteidigung der Gesprächspartner, es sieht auch verdammt cool aus. Wenn sie sich überraschend platzsparend elektrisch nach oben hin öffnen werden Smartphones in “Billy the kid”-Manier gezogen. Im Alltag könnte man sich das Szenario etwas schneller vorstellen, der sich dahinter verbergende großzügige Fond mit feinem Ledergestühl entbehrt aber für die zusätzlichen Wartesekunden.
Das gilt in der Form klarerweise auch für die erste Sitzreihe. Blickfang ist und bleibt aber der mittig angebrachte 17″-Touchscreen, der auch das zentrale Bedienungstool ist. Tesla hat es dabei geschafft, die Struktur der Menüs sehr intuitiv zu gestalten, zusammen mit der schieren Größe ergibt das im Alltag eine rasch durchschaute und weitgehend ablenkungsfreie Bedienbarkeit.
Angesichts der Leistungsdaten ist das auch ein must have. An dieser Stelle ein gut gemeinter Rat an alle Tesla-Neulinge: Auf den ersten Kilometern niemals pedal to the metal, das könnte ein böses Ende nehmen. Auch wir, die vor kurzem das Model 3 fuhren, wurden von der dramatischen Beschleunigung unseres Model X 100 D beinahe überrascht. Die Systemleistung von 471 PS und 830 Newtonmeter alleine ist schon eine Ansage, der ansatzlose Sprung vom Stand auf Lichtgeschwindigkeit setzt dem ganzen noch die Gaga-Krone auf.
Dazu kommt noch, dass das Model X ja ein Trumm von Auto ist. Über zwei Tonnen schwer, über fünf Meter lang, über zwei Meter breit. Gemeinsam mit der 100 kWh großen Lithium-Ionen-Batterien ergibt das unterm Strich eine Normreichweite von 565 Kilometern. Je nach Fahrstil ist sie von der Realität gar nicht so weit weg, wie wohl die besagte Größe des Model X bei forscher Fahrweise ihren Tribut verlangt.
Generell versteht sich der Tesla sowieso als großer Gleiter, allzu forsch wird man ihn selten durchs Hinterland jagen. Und wenn doch, sorgen die zahlreichen Supercharger-Ladestationen von Tesla, an denen sich die Akkus in 30 Minuten mit 80% Leistung aufladen lassen, für Gelassenheit. Ist so nebenbei auch ein entspannter Ort für ein meet&greet unter seinesgleichen und der einzige Ort wo man von den “Mach mir die Flügeltüren”-Anfragen sicher ist.
Die Exklusivität sichert dem Model X final sein Preis. EUR 121.250,00 sind kein Pappenstiel, obwohl der Gegenwert dank umfangreicher Ausstattung und einem immens hohen Prestige nicht zu verachten ist. Und neben dem ganzen Glanz&Glamour ist der Tesla ja auch noch ein verdammt gutes Auto.
Was er kann: Bei Verarbeitung und Materialien seinem Preis gerecht werden.
Was er nicht kann: Atemberaubende Querdynamik.
Ändern würden wir: Manchmal wünschten wir uns etwas mehr Anonymität.
Extralob gibt es: Für die Flügeltüren, what else?
Daten Tesla Model X 100D
Motor: 2 Synchronmotoren
Systemleistung: 471 PS
Max. Drehmoment: 830 Nm bei 1500 U/min
Normreichweite: 565 Km
Normverbrauch: 17,3 kWh
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 4,9 Sek
Preis ab EUR 121.250,00
Shooting-Location: Gradonna****s Mountain Resort in Kals am Großglockner