Die Marke Smart lässt ihre Vergangenheit hinter sich und beginnt ein neues Leben als vollelektrisches SUV mit kreativen Ansätzen.
„Smart“, das war mal die Idee auf möglichst kleiner Fläche möglichst viel Auto zu lukrieren. Wirtschaftlich war das unter der Regie von Mercedes zwar nie ein allzu großer Erfolg, Sympathiepunkte und eine treue Fangemeinde standen dafür auf der Habenseite. Von Beidem wird das neue Modell nicht zehren können und, das trauen wir uns zu prognostizieren, auch niemals erreichen. Im Umkehrschluss könnte es dafür mit den schwarzen Zahlen klappen.
Sagen wir so, Charme und Alleinstellungsmerkmal wurden gegen geballte technische Kompetenz zweier Weltkonzerne eingetauscht. Zweier? Der neue Smart ist zu einem guten Teil Asiate, denn Mercedes hat den chinesischen Hersteller „Geely“ mit an Bord geholt. Derart viel know-how unter dem Dach eines kompakten E-SUV kann nur gutes heißen. Tatsächlich überzeugt der Smart #1 ab der ersten Sekunde, fast so als ob er eh noch nie was anderes als ein E-Auto gewesen wäre.
Jetzt muss man ihn unter den BYD´s, MG´s und Konsorten nur noch erkennen. Das gelingt via modernem und rundgelutschtem Design samt breiten LED-Streifen gut, die mannigfaltigen Platzierungen des Smart-Logos schaden trotzdem nicht. Mehr Eigenständigkeit zeigt das Interieur. Hier trifft deutsche Qualitätsarbeit auf asiatische Verspieltheit. In Sachen Verarbeitung und Materialien sieht man die Handsprache von Mercedes, die zahlreichen LED-Bänder rechnen wir der asiatischen Fraktion zu.
Multinational anerkannt ist dagegen die durchgängige Bedienung via Touchscreen. Es gibt im Smart zwar eine Softtouchleiste, de facto ist aber eine mäßig zeitintensive Auseinandersetzung mit dem zwar kristallklaren, aber in seiner Menüstruktur nicht auf Anhieb durchschauten 12,8“ Touchscreen erforderlich. Zu seiner Verteidigung – der Smart #1 kann aber auch viel. Die Ausstattung unseres Testwagens umfasste Soundsystem, Head-up Display, Panorama-Glasdach, LED- Lichter und eine große Anzahl an Assistenzsystemen.
Die hatten auch einiges zu tun, fuhren wir doch die Top-Version mit dem klingenden Namen „Brabus“. Nostalgiker wird’s womöglich vor Grauen schütteln, aber die Kombi aus E-SUV und Edeltuner liegt am Puls der Zeit. So wie die aberwitzigen 428 PS aus zwei E-Motoren, die dem Smart neben Allradantrieb auch 543 Newtonmeter und einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden bescheren. Da werden die letzten Brücken zur eigenen Vergangenheit quasi wegbeschleunigt.
Die auffällige Schwarz-Rot Lackierung macht da schon Sinn, zumal der #1 auch querdynamisch einiges zu bieten hat. Sagen wir so, der beim Ampelsprint besiegte Porsche braucht mehr als eine Kurve zum Zurechtrücken. Dafür hat er nicht Platz für vier Erwachsene samt kleinem Gepäck. Auch das, wir wiederholen uns, ist neu für einen Smart. Genauso wie die maximale Ladeleistung von 150 kW und die reale Reichweite von rund 330 Kilometern.
Beim Preis zeigt sich der Smart #1 mutig, der „Brabus“ legt bei 50.200,00 EUR los. Gibt sie also doch noch, diese eine lose Verbindung zum Vorgänger.
Echt lässig:
Das ein Interieur edel und verspielt sein kann.
Echt stressig:
Die komplette Absenz analoger Tasten.
Echt fett:
Die Beschleunigung.
Echt schade:
Eine Chance weniger auf ein kleines und leistbares E-Auto.
Daten Smart #1 Brabus
Motor: 66,0 kWh Lithium-Eisenphosphat-Batterie (Netto)
Leistung: 428 PS
Max. Drehmoment: 543 Nm
Reichweite: ca. 330 km
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 3,9 Sek
Preis ab 50.200,00 EUR