Die serienmäßige vegane Ausstattung des Polestar 2 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der edle Schwede zum Tier werden kann.
Jaja, es wird zunehmend animalisch unter den Elektroautos. Mit weniger als 200 PS gilt man als Schnecke, via mit wenig Aufwand zu realisierenden Allrad klettert man quasi Wände hoch wie eine Eidechse und schlägt dabei dank tief liegender Akkus Hacken wie ein Hase. Und bitte nicht vergessen dabei so genügsam wie ein Kamel zu sein. Soweit die Idealvorstellung, der die teilweise elefantösen SUV´s nur marginal gerecht werden.
Der Polestar 2 dafür umso mehr, auch wenn unser Single Motor-Testmodell über keinen Allradantrieb verfügt. Die Namensgebung stimmt trotzdem fröhlich, das dazugehörige Datenmaterial ebenso. 231 PS und 330 Newtonmeter werden offeriert, in 7,4 Sekunden ist der Sprint von 0 auf 100 km/h geschafft. Üblicherweise bleiben die Fahrleistungen zu meist nur Theorie, mindestens ein Auge schielt ja auch stets auf die Reichweitenanzeige.
Ganz kann sich der Polestar 2 dem auch nicht entziehen, trotz seiner schlanken und dynamischen Form konsumiert er bei forscher Gangart gerne 20 kWh und mehr auf 100 Kilometer. Dass sich damit die lt. WLTP mögliche Reichweite von 540 Kilometer nicht ausgeht, errechnet man auch ohne Taschenrechner. Aber, ganz ehrlich, angesichts der gebotenen Fahrfreude nimmt man das stoisch zur Kenntnis. Der Polestar ist ein Sportler durch und durch, liegt satt und straff auf der Straße. Und wenn am Ende rund 450 Kilometer übrig bleiben, na bitte, was will man mehr.
Zu diesem ausgeprägten Hang zur Dynamik passt das eher knapp geschnittene Platzangebot ganz wunderbar. Anderswo wäre das vielleicht Ansatz für Kritik, im Polestar 2 ist es Teil des stimmigen Gesamtkonzeptes. Weitläufigkeit wäre hier fehl am Platz, und als Familienauto steht der Schwede ja eh nicht auf der Wunschliste. Gelegentlichen Ausflügen mit vier Erwachsenen steht unabhängig davon aber nichts im Wege, der Kofferraum ist mit 405 Liter Fassungsvermögen ebenfalls ausreichend groß dimensioniert. Zumal die Ladekabel im Frunk ihr zuhause haben.
Zuhause wird sich im Polestar auch jeder auf Anhieb fühlen, der es gerne nordisch-kühl hat. Das Interieur ist ein perfektes Beispiel für elegante Zurückhaltung. Alles in eher dezenten Farben gehalten, keine Taste, kein Drehregler zu viel. „Reduziert auf ein Maximum“ wie man schön sagt, was auch für die Bedienung gilt. Ein großer Drehregler, recht viel mehr Analoges ist nicht zu finden. Infotainment, Navi, Klima, alles wird über den 11,15-Zoll Touchscreen geregelt. Die digitalen Anzeigen sind mit 12,3-Zoll noch größer.
Die Bedienung fällt denkbar einfach aus, soweit das ohne Tasten halt möglich ist. Als größter Trumpf stellt sich dabei das im Polestar verwendete Google-System heraus. Es setzt auf die allseits bekannten Apps aus dem Google-Imperium, was für viele den Umgang mit dem Polestar 2 endgültig tierisch einfach gestaltet. Der Polestar 2 startet als Longe Range Single Motor mit 78 kWh Akku bei 47.900,00 EUR. Die Ausstattung ist toll, via drei Extrapakete wird sie noch toller.
Echt lässig:
Wie cool der Polestar 2 ist.
Echt stressig:
Sicher nicht die Reichweite.
Echt fett:
Bis zu 155 kW Ladeleistung.
Echt jetzt:
Feines Preis-Leistungsverhältnis trotz Premiumware.
Daten Polestar 2 Longe Range Single Motor
Motor: 78,0 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Brutto)
Leistung: 231 PS
Max. Drehmoment: 330 Nm
Reichweite: ca. 450 km
Vmax: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,4 Sek
Preis ab 47.900,00