Im exklusiven Club der sportlichen Mittelklasse gibt es einen neuen Mitstreiter. Muss sich die etablierte Konkurrenz etwa warm anziehen?
Ja doch, eine leicht gefütterte Jacke kann nicht schaden. Freilich stellt sich die Frage, wer oder was ist überhaupt Konkurrent eines 360 PS starken Kombis, der gerade frisch aus dem Designerstudio und der Muckibude kommt. Vielleicht sollte man sich in diesen Sphären vom Konkurrenzgedanken generell verabschieden. Oft sind sich die hochgezüchteten Mittelklassler untereinander viel näher, als dass es die eigene Verwandtschaft je sein wird. Brüder im Geiste quasi.
Oder aber man schert sich überhaupt nicht um die Anderen und zieht sein Ding durch. Peugeot hat das getan, angefangen bei ganz banalem wie dem Wechsel von „GTi“ auf PSE, sprich Peugeot Sports Engineered, bis hin zu hoch komplexen wie dem Zusammenspiel eines Benzinmotors und zwei Elektromotoren. Nicht zu vergessen die feine 8-Gang-Automatik, Herrin über das maximale Drehmoment von 520 Newtonmetern und besagten 360 Pferden aus drei Kraftquellen.
Allerdings leben wir in einer seltsamen Zeit, in welcher selbst Plug-in-Hybride SUV´s vor Kraft nur so strotzen. Sprich, die Leistungsdaten des 508 PSE nötigen Respekt ab, rauben einem aber nicht den Atem. Am Papier. In echt dann doch, es geht ganz klar Richtung Schnappatmung. Denn natürlich drückt der PSE aus allen Drehzahlbereichen gewaltig an. Die verlustfreie und unmittelbare Kraftzufuhr aus der Elektroabteilung tut sich hier als quasi kleiner Bonusschub hervor. Vollgas bei 80 km/h und es vergehen lächerliche drei Sekunden für den Zwischensprint auf 120 km/h, um das auch in Zahlen irgendwie darzustellen.
Wir verkneifen uns an dieser Stelle einen genaueren Blick auf Ladedauer oder rein elektrische Reichweite. 42 Kilometer sollen es laut WLTP sein, ganz ehrlich, nur unserer journalistischen Pflicht ist es zu verdanken, dass wir einmal kurz im „Eelectric“-Modus gelandet sind. Tatsächlich darf, kann und muss es der „Sport“-Modus sein, wo die Gasannahme noch direkter erfolgt und die Lenkung noch präziser wird. Apropos Lenkung, das kleine Lenkrad hat im 508 PSE sein wahres zuhause gefunden. Hier kommt sein sportlicher Charakter so richtig zur Geltung.
Um bei all dem Vortrieb die Haltung zu bewahren, hat Peugeot Hand an die Hardware gelegt. Der PSE verfügt unter anderem über eine breitere Spur, einem optimierten Fahrwerk und größeren Bremsen. Alles zum Wohle der Längs- und Querdynamik, ohne dabei aber den großen Familienkombi hinter dem Sportgerät zu vergessen. Sprich, der 508 taugt auch für die Urlaubsreise oder entspannten Flanieren.
Was die Außenwelt wohl mehr irritiert als einen selber. Der 508 PSE trägt seine Potenz recht unverblümt zur Schau. Mattgrauer Lack, gelbe Akzente, Diffusor, Seitenschweller, 20“ Zöller und ein fast schon martialischer Kühlergrill sorgen für mächtig Aufsehen. Etwas gediegener gibt sich das Interieur, wo Alcantara, Leder und Aluminium eine elegante und hochwertige Stimmung erschaffen. Die feinen Stoffe sind Teil einer ebensolchen Komplettausstattung, der Preis von EUR 68.960,00 erscheint demnach nicht nur der Leistung wegen sehr angemessen.
Echt lässig:
Markant. Dynamisch. Und 530 – 1.780 Liter Kofferraumvolumen.
Echt stressig:
Dass sich die üblichen Verdächtigen ständig mit dem 508er messen wollen.
Echt fett:
Die hoffnungsvolle Aussicht auf mehr PSE-Modelle.
Echt jetzt:
Auf den passenden Motorsound wurde etwas vergessen.
Daten Peugeot 508 SW PSE Hybrid4 360 e-EAT8
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner/2 E-Motoren
Systemleistung: 360 PS
Max. Drehmoment: 520 Nm
Testverbrauch: ca. 6,2 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 5,2 Sek
Preis ab EUR 68.960,00