Der Opel Astra als klassischer Kompakter hat schon bessere Zeiten gesehen. Als „Electric“ schwingt er sich aber zu neuen Höhen auf.
Erinnern sie sich noch an das ewige Duell Golf gegen Astra? Über Jahrzehnte hat es quasi Nationen gespalten, ja, Familien zerrissen. Doch was ist schon ewig? Der Golf kommt zwar neu, aber nicht mehr als rein elektrisches Modell. Der Astra ist jetzt eigentlich Franzose und feiert als „Electric“ sowas wie seinen x-ten Frühling. Etwas, dass seinem einstigen Rivalen verwehrt wurde.
Als dem Stellantis-Konzern zugehörige Marke hat sich auch Opel gegen ein neu erfundenes reines E-Auto entschieden. Den Astra gibt es auch weiterhin als Diesel, Benziner oder Plug-in-Hybrid, eine Unterscheidung von außen ist kaum bis gar nicht möglich. Jene, die ihre ökologische Grundhaltung gerne der breiten Öffentlichkeit präsentieren wollen, sind hier demnach falsch. Jene, die auf ein bekanntes Gesicht mit neuen inneren Werten setzen im Umkehrschluss richtig.
Seit dem letzten Lifting besticht der Astra mit einem zeitlosen, aber trotzdem nicht faden Design. Die „Vizor“-Front hat nichts an ihrer Coolness verloren, detto die sportlich stark angehauchte Karosserie. Den visuell aufregenden Rest übernehmen das laut schreiende „Kobalt“-Blau Metallic und die 17“ BiColor-Felgen. Letztere verraten die „GS“-Ausstattung, ihres Zeichens Top-Variante beim Electric.
Ihre sportliche Ader manifestiert sich auch in den ergonomischen Sportsitzen und Alu-Pedalen. Generell ist die Serienausstattung kein Aufreger, das lässt sich via günstigem und umfangreichen Tech-Paket (Matrix-Licht, induktives Handladen, aktueller Stand an Assistenzsystemen) aber ändern. Der hervorragenden Bedienung tut das so oder so keinen Abbruch. Die schon bekannte Kombination von zwei 10“ Screens und darunter liegenden analogen Bedienleiste überzeugt vollends.
Ebensolches vermag der Antrieb, seines Zeichens eh über den ganzen Konzern und alle kompakten Modelle verteilt und folgerichtig auch bekannt. Mit seinen 156 PS, die zudem lediglich im „Sport“-Modus alle versammelt sind, befindet er sich eher am unteren Ende der elektrischen Nahrungskette. Was nichts zur Sache tut, denn 270 Newtonmeter (auch wieder nur im „Sport“-Modus) sind mehr als genug für den etwas milderen, aber doch spürbaren e-typischen Bumms ab Start.
In 9,1 Sekunden sprintet der Astra Electric von 0 auf 100 km/h, Ende Gelände ist bei 170 km/h. Abseits dieser theoretischen Werte überzeugt weit mehr das knackige Fahrwerk, die solide Traktion und die Unkompliziertheit von nur zwei Stufen der Rekuperation. Da hält der Opel was sein Design verspricht, macht Überland und in kurvigem Geläuf richtig Lust auf ein paar schnelle Etappen.
Dass die Reichweite dabei stabil bleibt, ist neben Frühsommer im April auch dem relativ niedrigen Gewicht zu verdanken. Dann reicht auch ein 50,9 kWh großer Akku für gut und gerne 360 Kilometer. Die maximale Ladeleistung scheint mit 100 kW überschaubar groß. Kenner wissen, mehr geht auch bei Hyperchargern eher selten, von dem her passt das schon. So wie der Preis, 44.239,00 EUR sind dem Gebotenen angemessen.
Echt lässig: Wie schick der ist. Vielleicht der schickste Astra ever.
Echt stressig: Bei 25° Plus nicht mehr die Reichweite.
Echt fett: Dass es auch ohne fette PS unterhaltsam sein kann.
Echt schade:Dass der Golf zwar weg ist, dafür aber die Chinesen nerven.
Daten Opel Astra Electric GS
Motor: 50,8 kWh Batterie (Netto)
Leistung: 156 PS
Max. Drehmoment: 270 Nm
Reichweite: ca. 360 km
Vmax: 170 km/h
0 auf 100 km/h: 9,2 Sek
Preis ab 44.239,00 EUR (exklusive Förderungen)