Der neue Nissan Leaf hat im Vergleich zu seinem Vorgänger enorm zugelegt. An allem. Womit er auch sinnbildlich für den status quo der E-Mobilität steht.
Elektroautos der zweiten Generation sind selten. Beinahe jedes gerade auf den Markt kommende Modell ist ein lupenreiner Erstling. Der Nissan Leaf als einer der ersten Wegbereiter und Zeit seines Lebens so gut wie immer weltweit meistverkauftes Elektroauto ist dabei eine Ausnahme.
Das ist insofern interessant, als dass er somit zu einer Art Indikator wird, wohin sich wie rasch die Elektroautos entwickeln. Viel, aber nicht alles, dreht sich dabei naturgemäß um die Reichweite. Die nackten Zahlen sprechen hier Bände, mehr noch im Echtbetrieb als in der Theorie. In der schaut der Leaf 1 mit bis zu 270 Kilometern gegenüber seinem Nachfolger mit 350 Kilometern gar nicht mal so schlecht aus.
Das große Aha-Erlebnis stellt sich dann im echten Leben ein. Nissan investierte nicht nur in eine neue Batteriekapazität, sondern sehr viel Hirnschmalz floss in das Thema Rekuperation. Das manifestiert sich im “e-Pedal”, was bei weitem nicht so spannend klingt wie es ist. Hat man es aktiviert, rekuperiert der Nissan was das Zeug hält. Das Bremspedal kennt man als Fahrer dann nur noch vom Hörensagen, der Spruch “Wer bremst verliert” bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.
An dieser Stelle sollte man nicht den Fehler machen, den Leaf in die “Sparen um jeden Preis” – Schublade ablegen. Der Nissan hat einen massiv stärkeren Antrieb, 150 PS an Maximalleistung und 320 Newtonmeter um genau zu sein. Derart motorisiert beschleunigt der Japaner in freudvollen 7,9 Sekunden auf 100 km/h. Im Alltag stellt sich somit ein recht unterhaltsames Wechselspiel zwischen Vollstrom und Vollrekuperation ein. Entsprechend schwankte die Reichweite, trotz tiefwinterlicher Temperaturen und gelegentlichem Laternenparken waren aber stets zwischen 250 und 300 Kilometer realisierbar.
Dass sich ständig alles nur um Reichweiten zu drehen scheint ist natürlich unfair. Zumindest gegenüber dem Auto an sich. Denn der neue Leaf hat sich beim Außen- und Innendesign extrem verändert, sprich weiterentwickelt. Auch hier ist er ein Indikator, denn die Zeit der von weiten schon identifizierbaren E-Autos scheint vorbei zu sein. So erkennt man auch im Leaf in erster Linie einmal die sehr gelungene Formsprache von Nissan. Erst die betont optimierte Linienführung und Details wie die 3D-Gitterstruktur innerhalb des Grills enttarnen ihn als Stromer.
Im Interieur bekommt man davon eher weniger mit, der Japaner besitzt ein ist im besten Sinne unaufgeregtes Dashboard, eine ordentliche Verarbeitung und eine rasch durchschaute Bedienung. Die Platzverhältnisse begeistern vor allem in der ersten Reihe, lassen dann etwas nach, um beim Kofferraumvolumen mit 435 Litern wieder durchzustarten. Natürlich hat der Nissan seinen Vorgänger auch beim Thema Ausstattung weit hinter sich gelassen. Bis hin zum teilautonomen Fahren ist auf Wunsch alles drin und dran.
Preislich startet der Nissan Leaf bei sehr fairen EUR 37.450,00, drei Jahre Garantie und eine Leasingoption für die Batterien sind auch nicht schlecht. Wer gerne mehr ausgeben würde – aktuell kann man das auf 5.000 Stück limitierte Sondermodell “3.Zero e+” bestellen, seines Zeichens EUR 46.500,00 teuer, dafür aber auch mit einer 62 kWh-starken Batterie ausgerüstet und 217 PS stark.
Was er kann: Seinen Vorgänger vergessen machen. Was er nicht kann: Kurven räubern. Er hat sich eher dem Komfort verschrieben. Ändern würden wir: Die hohe Ladekante tiefer legen. Extralob gibt es: Für das "e-Pedal".
Daten Nissan Leaf N-Connecta
Motor: 40 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 150 PS
Max. Drehmoment: 320 Nm bei 0 U.
Normverbrauch: 15,2 kWh
Reichweite: ca. 290 km
Vmax: 144 km/h
0 auf 100 km/h: 7,9 Sek
Preis ab EUR 37.450,00