Die Nissan Micra Mouse ist tot. Der neue Micra ist ein bierernstes Auto und verbittet sich jede Form von Verniedlichung.
Das nennt man mal Stilbruch. Vier Generationen lang war der Micra Inbegriff des femininen und possierlichen Kleinwagens, ein Auto fürs Herz, gern verziert mit allem was das Merchandising von Diddle-Maus&Co. hergab. Nummer 5 sieht aus, als hätte sie alle Vorgänger quasi gefressen, durchgekaut und ausgespuckt. Ob das jetzt total schade ist und der Micra dadurch nur noch ein Kleinwagen unter vielen ist klärt unser Test.
Naja, eigentlich kann er das gar nicht final klären, weil das eine zutiefst individuelle Entscheidung sein muß. Ganz klischeehaft formuliert, während die Gattin der Niedlichkeit nachweint, traut sich ihr Mann jetzt auch mit dem Micra zum Stammtisch fahren. Oder der Sohn zum Tanzschuppen seiner Wahl. Des einen Leid, des anderen Freud quasi. Wobei wir, die wir dem Micra ohne generationenübergreifende Vorbelastung gegenüber treten, kommen relativ rasch zu dem Schluß, dass der Nissan ein verdammt gutes Auto ist.
Vorher noch konnten wir schon feststellen, dass er auch verdammt gut aussieht. In seinem Segment gibt es nicht viel, was ähnlich dynamisch und scharf gezeichnet ist. Besonders die Front hat uns schwer imponiert. Und die Tatsache, dass auch viele Kanten ein rundes Erscheinungsbild zur Folge haben können. Das neben der Dynamik auch der Lifestyle nicht zu kurz kommt, ist der feschen Blau-Metallic Lackierung geschuldet. Sie findet zahlreiche Zitate im fein verarbeiteten Interieur, womit einem eine durchwegs freundliche Aura umgibt.
Man kann diese völlig entspannt einwirken lassen, besonders in Reihe Eins sind die Platzverhältnisse ganz hervorragend. Da hat uns zum großen Glück nur die Mittelarmlehne gefehlt. Wie üblich in dieser Klasse wird es hinten naturgemäß enger, wobei 300 Liter Kofferraumvolumen ein sehr ordentlicher Wert sind. Weniger ordentlich empfanden wir die hinteren Fensterkurbeln. Für sich gesehen kein Drama, angesichts des sehr hohen technischen Standards unseres top ausgestatteten Testwagens aber zumindest unüblich.
Weil sonst ist alles versammelt, was noch vor ein paar Jahren der Oberklasse vorbehalten war. Diverse Assistenten, Navi, Bose-Soundsystem und selbst ein Arround-View-Monitor lassen den Micra glänzen. Klar, dass da der Motor nicht hinten anstehen darf. Ganz dem Trend der Zeit folgend sorgt ein 3-Zylinder-Turbobenziner für ordentlichen Vortrieb bei überschaubarem Verbrauch. Bei 90 PS und 898 cm Hubraum ist man zwar schon geneigt doch noch ins Reich der Niedlichkeiten abzudriften, das Motörchen gefällt aber mit Antrittstärke und guten Durchzug bis in den legalen Bereich.
Mehr brauchts dann auch nicht, zumal 5-Gang-Schaltgeriebe und direkte Lenkung den Micra im City-Gewusel bestens unterstützen. Der Verbrauch bleibt dabei stets im Bereich um 5 Liter, so wie der Kaufpreis spürbar unter EUR 20.000,00 bleibt. Das finden wir dann doch wieder…..niedlich.
Was er kann:
Ein total erwachsenes Auto sein.
Was er nicht kann:
So schnell sein wie er aussieht.
Extralob gibt es:
Für das sehr gelungene Design.
Ändern würden wir:
Das Lenkrad um ein paar Tasten erleichtern.
Daten Nissan Micra 0,9 IG-T N_Connecta
Motor: 3-Zylinder Turbobenziner
Hubraum: 898 ccm
Leistung: 90 PS
Max. Drehmoment: 140 Nm bei 2250 U.
Testverbrauch: 5,2 Liter
Vmax: 175 km/h
0 auf 100 km/h: 10,7 Sek.
Preis ab EUR 18.359,00