Um den einstigen Elektropionier Nissan wurde es zuletzt etwas ruhiger. Jetzt meldet man sich mit dem neuen Ariya aber lautstark, Verzeihung, lautlos zurück.
An neuen Modellen fehlt es Nissan gerade nicht. Quashqai und X-Trail drängen mit neuem Look und spannenden Antriebskonzepten massiv in den Markt. Nur im Bereich der E-Mobilität, wo die Japaner mit dem Leaf ohne weiteres als Trendsetter gelten dürfen, gab es zuletzt wenig zu berichten. Es war wohl eine Zeit des tiefen Luftholens vor dem großen Sprung. Der Nissan mit dem Ariya auf ziemlich lässige Art auch gelungen ist.
Mit dem Namen hat man uns Mitteleuropäer eher keinen Gefallen getan. Kleiner Tipp: Das „y“ stumm lassen. Das war es dann aber auch schon mit notwendiger Hilfe zur Selbsthilfe. Heißt aber nicht, dass der Ariya auf weitere unkonventionelle Ideen verzichtet. So ist die Mittelkonsole elektrisch zu verstellen, auch das unter dem Armaturenträger gelegene Ablagefach ist elektrisch zu öffnen. Ein stimmiger Ansatz für ein Elektroauto, auf jeden Fall aber verhaltensoriginell und einzigartig.
Sorgen, dass derart viele Stellmotoren an der Reichweite knabbern, sind nicht von Nöten. Der größere der beiden angebotenen Akkus ist 87 kWh stark, was von den 530 WLTP-Kilometern immer noch sehr ordentliche 450 übrig lässt. Mit 242 PS und 300 Newtonmeter ist der Ariya auch standesgemäß motorisiert, 7,6 Sekunden nimmt der Sprint von 0 auf 100 km/h in Anspruch. Zudem agiert der Antrieb auch jenseits davon druckvoll und agil. Umgekehrt sorgen zweistufige Rekuperation, das per Taste aktivierbare Ein-Pedal-Fahren und 130 KW Ladeleistung für entspanntes Fahren.
Freilich nicht generell und überall. Das Navi leistet hier schöne Dienste, zeigt es doch nicht nur die alternativen Routen, sondern auch gleich den zu erwartenden Ladestand am Ziel an. Und das mit beeindruckender Genauigkeit. Man lernt dabei schnell, Autobahn mag der Nissan nicht so, Landstraße dafür umso mehr. Das kommt auch seinem tendenziell sanften, dabei aber nicht unsportlichen Wesen sehr entgegen. Überland zu cruisen, mit kurzweiligen Überholmanövern und manch dynamisch angesteuerter Kurve ist genau sein Ding. Das komfortable Fahrwerk und die präzise Lenkung tragen das Ihre dazu bei.
Ein Wesenszug, der sich im Design des Nissan Ariya durchaus widerspiegelt. Als fast schon klassisch gezeichnetes Crossover-SUV kennzeichnet ihn ein zeitloses Design mit sportlich gezeichneter Silhouette im Sinne eines Beinahe-Coupés. Platz herrscht aber auf allen Plätzen mehr als genug, zudem sind die Sitze angenehm gepolstert, womit sich hier der Kreis zum komfortablen Wesen des Ariya schließt.
Komfortabel ist auch die Bedienung, und das trotz kaum vorhandener Tasten. Dazu bedarf es lediglich eines logisch aufgebauten Infotainmentsystemes, analoger Lenkradtasten und einer ausgelagerten Klimasteuerung. Jene welche in einer Dekorleiste aus Holz liegt, was nicht nur toll aussieht, sondern als Indiz für perfekte Verarbeitung und feine Materialien gelten darf.
In der Top-Ausstattung „Evolve Pack“ kostet der Nissan Ariya 87 kWh 67.500,00 EUR. Head-up Display, klimatisierte Ledersitze, BOSE-Soundsystem, elektrisch verstellbares Lenkrad und vieles mehr relativieren dabei den stolzen Preis.
Echt lässig:
Interieur auf absolutem Premiumlevel.
Echt stressig:
Die zu empfehlende Zurückhaltung auf der Autobahn.
Echt fett:
Dass wir die Assistenzsysteme gar nicht bemerkt haben.
Echt jetzt:
Dass die Zeit so schnell vergeht. Wer war jetzt dieser „Leaf“ nochmal?
Daten Nissan Ariya Evolve Pack 87 kWh
Motor: 87 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 242 PS
Max. Drehmoment: 300 Nm
Reichweite: ca. 450 km
Vmax: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,6 Sek
Preis ab 67.500,00 EUR