Der neue Mitsubishi Colt hat mit seinem über Jahrzehnte beliebten Vorgänger nichts mehr gemeinsam. Trotzdem ist er ganz der Alte.
Es gibt sie, diese Modelle, wo die bloße Erwähnung des Namens reicht, um sofort einen Bezug herzustellen. Gerne und oft auch mit Bildern aus der eigenen Jugend oder jener seiner Sprößlinge. Der Mitsubishi Colt ist ein solches Modell, über Dekaden fungierte der kleine Japaner als klassisches Zweitauto, Einstiegsmodell für Neulinge oder schlicht als günstige Möglichkeit ein Automobil sein Eigen zu nennen.
Selbst die seit dem Jahr 2013 klaffende Lücke konnte dem Selbstverständnis des Colt nichts anhaben. Zumindest nicht bei uns, „Hey cool, ein Colt“ frohlockte die Redaktion in seltener Harmonie beim Blick auf den Testkalender. So als wäre er nie weggewesen. Danke auch nach Paris, erst die Allianz zwischen Renault und Mitsubishi machte die Wiederauferstehung des Colt möglich. Und nachdem selbiges schon beim ASX vulgo Captur erfolgreich zelebriert wurde, kann da ja eh nichts schiefgehen, oder?
Tut es dann auch nicht. Fraglich ist nur, in wie fern unser Testmodell dem entspricht, was man von einem Colt erwartet. Stichwort Top-Modell „Diamond 1,6 HEV“, Ab-Preis 28.999,00 EUR. Wer sich da jetzt enttäuscht abwendend sei beruhigt, mit dem Basis-Saugbenziner und „Inform“-Ausstattung geht es schon bei 17.999,00 EUR los. Alles wieder gut. Zumal die Basics ja in jeder Version passen. Der Colt sieht immer cool aus, via großem Markenlogo, ein paar Chrom-Details und in großen Buchstaben gehaltenem Markenschriftzug ist er auch als Mitsubishi identifizierbar.
Dass wir trotzdem den Griff zur Top-Ausstattung ans Herz legen liegt also nicht an dem was die Basis nicht kann, sondern daran, was „Diamond“ kann. 17“ Felgen, getönte Scheiben und Chromzierleisten machen halt eine Menge her. Und es gibt auch noch so vieles mehr: 9,3“ Hochkant-Screen, 10“ digitales Display, BOSE Sound-System, 360° Kamerasystem, Sitze in hochwertiger Stoff-Lederkombi und eine Menge an Assistenzsystemen. Luxus in einem Colt? Warum nicht.
An dem Punkt schließt sich auch der Kreis zum vollhybriden Top-Aggregat. Die Kräfte von Saugbenziner und E-Antrieb kumulieren zu einer Systemleistung von 143 PS. Das ist relativ viel für einen Kleinwagen, von dem her überrascht der forsche Antritt und die 9,3 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h auch nicht wirklich. Wer das jetzt wie oft ausnutzt, sei dahingestellt, über mehr als genug Kraftreserven wird sich aber bestimmt niemand beschweren.
Über das Wesen des Antriebes schon gar nicht. Losgefahren wird stets elektrisch, je nach Gasbefehl schaltet sich der Benziner früher oder später dazu. Verbräuche von nur einen Hauch über der Vier-Liter-Grenze sind Alltag, und das komplett ohne Verzicht auf irgendwas. Den hohen Antriebskomfort finalisieren die „Multi Mode“- Automatik und das komfortable abgestimmte Fahrwerk.
Jetzt noch superbe Platzverhältnisse, hohe Kompetenz des Touchscreens und kreative aber logische Bedienlösungen dazu gezählt und fertig ist der vielleicht beste Mitsubishi Colt aller Zeiten.
Echt lässig:
Wie gut dem Colt ein wenig Luxus und Überfluss steht.
Echt stressig:
Lange überlegt, nichts eingefallen.
Echt fett:
Royal Blau Metallic.
Echt jetzt:
Wie schnell elf Colt-lose Jahre vergangen sind.
Daten Mitsubishi Colt 1.6 HEV Diamond
Motor: 4-Zylinder Benziner/E-Motor
Systemleistung: 143 PS
Testverbrauch: 4,3 Liter
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 9,3 Sek
Preis ab EUR 28.999,00