Warum sich ein zwei Tonnen schweres SUV mit 306 PS „MINI“ nennt und wir das auch noch gut finden wollen wir möglichst nachvollziehbar beantworten.
Goethe ließ einst Faust sagen:
„Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch“.
Es gilt als gesichert, dass er dabei nicht den neuen MINI Countryman im Sinn hatte. Schon gar nicht das elektrische Top-Modell SE, wo weder Schall noch Rauch eine tragende Rolle spielen. Und trotzdem finden wir das Zitat auf den Countryman umgemünzt so stimmig, weil er rational betrachtet nichts im MINI Showroom verloren hat.
Emotional sehr wohl, da packt einen der Countryman ab der ersten Sekunde. Damit ist seine Beliebtheit im Wesentlichen schon geklärt, eh klar untermauert mit dann doch wieder rationalen Argumenten. In erster Linie ist er aber der MINI für all jene, deren Jugend im Rückspiegel schon recht klein wird. In deren Leben komfortabler Zustieg, tolle Platzverhältnisse und variabler Kofferraum eine größere Rolle spielen als ein knackiges Fahrwerk und täglich neue Streckenrekorde zum Bäcker.
Wobei das mit dem Streckenrekord gar nicht mal gesagt sein muss. Als „SE All 4“ bringt der Countryman erwähnte 306 PS samt 494 Newtonmeter enorm druckvoll auf die Straße. Bei einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden muss sich selbst das sportliche Top-Modell JCW warm anziehen. Anders gesagt, man verfügt über Leistungsreserven satt, was der SE querdynamisch angesichts seiner Masse liegen lässt, holt er längsdynamisch wieder auf.
Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, als hätte der Countryman mit Kurven nichts am Hut. Tatsächlich ist er dynamisch abgestimmt, samt direkter Lenkung und souveräner Traktion lässt er den MINI in ihm schon ein bissl raus zum Spielen. Ob man das in einem E- SUV jetzt unbedingt haben muss, steht wieder auf einem anderen Blatt Papier. Dort stehen auch die maximale Reichweite von 432 Kilometern maximal 130 kW Ladeleistung und ein Verbrauch von 17,4 kWh auf 100 Kilometer.
Wie wir wissen ist Papier aber geduldig, bei E-Autos sowieso, und je größer und potenter umso geduldiger. Sagen wir so, das volle Potential sollte man nur wohl dosiert ausreizen, sonst macht sich schon nach 300 Kilometer Reichweitenangst bemerkbar. Wer sich die Kräfte aber gut einteilt, vielleicht mal in den „Green“-Mode wechselt und die adaptive Rekuperation ihre Arbeit tun lässt, kann mit der Suche nach einer Ladestation noch locker 60 Kilometer warten.
Der entspannte Zugang passt eh besser zum Countryman. Gibt auch dem Interieur die notwendige Zeit, sich seinem Lenker zu erschließen. Mainstream wurde quasi komplett draußen gelassen. Statt dessen wurden Armaturen zu Gunsten eines Head-up Displays gestrichen, ein Drehschalter fungiert als Startknopf und Fahrfunktionen werden über Kippschalter bedient. Neben der sehr guten Sprachsteuerung erfolgt die Bedienung über das kreisrunde und kristallklare OLED-Display.
Das funktioniert nicht nur recht gut, sondern sieht richtig cool aus. Da schließt sich auch der Kreis zum Exterieur, welches via schnörkellosem Design, markanter Front und klassisch-aufrechter Silhouette den Countryman von weitem als MINI erkennbar machen. Maxi wird er nochmal beim Preis, 49.500,00 EUR und eine serienmäßige Ausstattung die nach Extras schreit sind einzuplanen.
Echt lässig:
Wie es MINI schafft seinen Markenkern in ein ausgewachsenes SUV zu pressen.
Echt stressig:
Je nach Erwartungshaltung die Reichweite. Oder auch nicht.
Echt fett:
Armaturen aus textilen Oberflächen. Soll Wärme ausstrahlen und tut es tatsächlich auch.
Echt schade:
Dass der maximal ausstaffierte Testwagen 63.474,00 EUR kostet.
Daten MINI Countryman SE All 4
Motor: 64,4 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 306 PS
Max. Drehmoment: 494 Nm
Reichweite: ca. 360 km
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 5,6 Sek
Preis ab 49.500,00 EUR