Die chinesische Marke MG ist recht solide in den österreichischen Markt gestartet. Mit dem MG4 wendet man sich nun erstmals an die breite Masse.
Das ging ja flott. Bis vor gar nicht so langer Zeit haben wir Modelle aus China noch belächelt. Wenn wir sie denn überhaupt wahrgenommen hätten. Das war einmal, die Asiaten sind angekommen, mehr noch, sie sind gekommen um zu bleiben. Gegenüber den Neuankömmlingen wie BYD oder Aiways hat MG einen kleinen Zeitvorsprung, der bis dato auch gut genutzt wurde.
Im Gegensatz zur Konkurrenz aus dem eigenen Land, die mit (zu?) selbstbewussten Preise agieren, versucht MG ganz gezielt über attraktive Zahlen bei etablierten Marken nach Kunden zu angeln. Uns fällt da spontan Dacia als Vorbild ein, freilich auf niedrigerem Niveau, aber vom Prinzip her die selbe Geschichte. Unser getesteter MG4 Luxury beläuft sich auf 39.990,00 EUR, angesichts von 204 PS, 435 Kilometer WLTP Reichweite und der Tatsache, dass der Name der Ausstattung Programm ist, steht der MG4 dabei ziemlich allein auf weiter Flur.
Freilich immer noch viel Geld für ein Kompaktauto, feines Preis-Leistungsverhältnis alleine wird da nicht reichen. Muss es auch nicht. Der MG4 ist ein klassisches kompaktes Elektroauto im besten Wortsinn. Viel Platz für vier Erwachsene, gut dimensionierter und variabler Kofferraum. 250 Newtonmeter Drehmoment garantieren einen kräftigen Antritt, der Antrieb agiert komplett unauffällig, dreistufige Rekuperation, alternativ dazu auch adaptiv ist möglich. Bis zu 135 kWh Ladeleistung realisiert der MG4, mit 400 Kilometern Reichweite ist er ganz nah am WLTP-Wert und einem Alltag frei von Reichweitenangst.
Das Fahrwerk ist eine stimmige Mischung aus Komfort und agilem Handling, mit leichtem Schwerpunkt bei Zweiterem. Das passt perfekt zur Optik des MG4, welche via dynamisch gezeichneter Front und zweiteiligem Heckspoiler eindeutig auf der sportlichen Seite zu Hause ist. Das schreiende Orange unseres Testwagens ist vielleicht nichts für schwache Nerven, empfehlen möchten wir es trotzdem. Alleine schon, weil es die schwarze Seitenverkleidung und die markanten Alufelgen so schön betont.
Eine Verwechslung mit anderen Modellen ist ausgeschlossen, was für neue Marken ja schon die halbe Miete ist. Für das Interieur gilt selbiges, wobei der Spielraum hier naturgemäß knapper ist. Das kleine Infodisplay hinter dem Lenkrad und den mittig angebrachten Touchscreen kennt man in der Form von einem ID3. Eigenständigkeit wird erreicht durch ein nur im Ansatz rundes Lenkrad und eine Art Terrasse unter dem Screen, wo sich die Ablage für das Handy und der Regler für die Fahrstufen befindet. Verarbeitung? Top.
Etwas Gewöhnung bedarf die Bedienung. Klassische Tasten verbittet sich der MG4, was kein Ding wäre, wenn die Icons auf dem 10,25 Zoll-Touchscreen etwas größer wären. Die hochauflösende Anzeige und die an sich logische Menüstruktur können hier nur bedingt Abhilfe leisten. Das wäre ein Auftrag für das erste Facelift, dabei bitte gleich auch die Sensoren der Assistenzsysteme von „hyperaktiv“ auf „aktiv“ neu kalibrieren. Wenn das alles an Kritikpunkten ist, und das ist es aus unserer Sicht, ist weniger der Preis als der MG4 als Ganzes heiß.
Echt lässig:
Sieben Jahre oder bis zu 150.000 Kilometer Garantie.
Echt stressig:
Die inexistente Feinabstimmung diverser Assistenzsysteme.
Echt fett:
Der Vertrieb über die Denzel-Gruppe. Muss man wissen, zwecks Werkstatt und so.
Echt jetzt:
Wie rasch MG ein ernstzunehmender Mitstreiter wurde.
Daten MG4 Electric Luxury
Motor: 64 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 204 PS
Max. Drehmoment: 250 Nm
Reichweite: ca. 400 Kilometer
Vmax: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,9 Sek
Preis ab EUR 39.990,00