Wenn ein ausgewachsener Van wie der eVito Tourer auf die E-Mobilität trifft fragt man sich unweigerlich, ob das gut gehen kann. Ja, kann es.
Die Frage aller Fragen betrifft natürlich die Reichweite. Da ist der Benz ein E-Auto wie jedes andere auch, freilich in einer ganz anderen Dimension. Mit einem Gewicht von fast drei Tonnen und einer Höhe von knapp zwei Metern wird hier ordentlich Masse bewegt. Die schiere Größe hat aber auch den Vorteil, dass man sich akkumäßig quasi austoben kann. Dementsprechend fiel dieser mit 90 kWh sehr großzügig aus, was uns wieder zur eingangs gestellten Frage bringt. Die Antwort lautet: 360 Kilometer laut WLTP.
Zu berücksichtigen wäre eine gewisse Schwankungsbreite. Wir wiederholen uns nur ungern, auch hier ist der eVito ein E-Auto wie jedes andere, aber eben in anderen Dimensionen. Eh klar spielt hier auch das Gewicht eine Rolle, fast mehr noch aber das schier endlose Potential des Mercedes. Der Benz schöpft in Sachen Transportaufgaben aus dem Vollen, offeriert Mensch und Material Reisen auf höchstem Niveau. Die Betonung liegt hier bitte auf „und“, als quasi Draufgabe gibt es eine „Lang“-Version, jene welche auch wir testeten.
Da kommt dann mitunter einiges an Zusatzgewicht zusammen. Um dem Ganzen Herr zu werden, stehen 204 PS und 362 Newtonmeter zur Verfügung. Eine solide Leistung für den Stromer, die ansatzlose Beschleunigung lässt ihn auf den ersten Metern auch recht flink wirken. Zäh wird es eigentlich erst Überland, die optionale Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sollte generell Theorie bleiben. Nicht nur wegen dem Strafenkatalog, sondern mehr noch wegen der Reichweite. Masse mal Beschleunigung kostet einfach, dieses Rad wird so schnell keiner neu erfinden.
Aber man kann ihm Entgegenwirken. Mit einer Rekuperation bis hin zum Onepedal driving, vier verschiedenen Fahrmodi und einer soliden Ladeleistung. Der eVito verträgt maximal 110 kW starke Ladestöße, von 10 auf 80% Ladestand braucht es 45 Minuten. Die Batterien selber sind im Unterboden verbaut, nehmen also weder Platz noch Variabilität weg noch fallen sie anderweitig unangenehm auf. Das ist vor allem für den Einsatz als Hotelshuttle oder Großraumtaxi relevant, wo Mercedes selber den Van hauptsächlich sieht.
Wir würden aber auch die gut situierte Großfamilie nicht aus den Augen verlieren. Die Vito war seit jeher relativ nahe am PKW, mit der letzten Überarbeitung wurde der Focus noch stärker darauf gelegt. Eingebettet in Lederkomfortsitzen, mit Blick auf den großen Touchscreen und feiner Verarbeitung will so gar kein Gedanke an Transporte aufkommen. Goodies wie elektrische Schiebetüren, eine ganze Armada an Assistenzsystemen oder die Airmatic Luftfederung machen den Van final fast zu schade für schnöden Shuttleservice.
Freilich, ein Überfluss, den man sich auch leisten können muss. Der wie üblich vernachlässigbare Einstiegspreis liegt bei 71.580,00 EUR, unser „Einmal mit alles“ Modell fordert 94.556,40 EUR von seinem Käufer.
Echt lässig:
Platz und Variabilität ohne Ende.
Echt stressig:
Die Reichweite, wenn es auf die große Reise gehen soll.
Echt fett:
Die Ausstattung. Kostet zwar fast alles extra, dann aber ist sie echt fett.
Echt jetzt:
Regelmäßige Sprintsiege auf der kurzen Distanz.
Daten eVito Tourer lang
Motor: 90 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 204 PS
Max. Drehmoment: 362 Nm
Reichweite: ca. 320 km
Vmax: 160 km/h
Preis ab EUR 71.580,00