Überraschend lange überließ Mercedes-Benz das Feld der E-Limousinen der Konkurrenz. Der neue EQE macht damit Schluss.
Man könnte monieren, dass diesen Part der EQS schon übernommen hat. Das stimmt schon, nur wann haben sie zuletzt einen EQS in echt gesehen? Eben. Als quasi elektrische S-Klasse ist er dann doch eher für die oberen Zehntausend. Der EQE soll jetzt mehr die breitere Masse ansprechen, wiewohl sich auch hier die finanziell entspannten angesprochen fühlen dürfen. Auf immerhin 102.822,00 EUR kam unser via Premium Plus-Paket und AMG-Line voll ausgestatteter EQE 350+.
Zahlen die beeindrucken, was in Ordnung ist, wenn das Auto noch mehr beeindruckt. Und das tut der EQE. Von der ersten Sekunde an. Die kurzen Überhänge und der nach hinten abfallende Dachbogen kreieren einen eleganten und zugleich bulligen Look. Der EQE ist eher ein viertüriges Coupé als eine klassische Limousine, er könnte auch EQCLS heißen. Die wuchtigen 21“ Räder der AMG-Line und das edle Graphitgrau Metallic krönen einen Auftritt mit enormen Aufmerksamkeitspotential.
Eine Vorgabe, welche das Interieur locker übernimmt. Die aus dem „Star Wars“-Universum gewählte Headline passt auch hier perfekt. Ein digitales Wunderland mit mächtigem OLED-Touchscreen sticht sofort ins Auge. Da stecken wohl mehr Mikroprozessoren als in R2-D2 – zumal der ja nicht einmal unserer Sprache mächtig war. Der EQE schon, die hervorragende Sprachsteuerung ist ein Genuss. Mehr noch, bei idealer Nutzung ist sie fast schon das zentrale Bedienungstool, was die Eingewöhnungszeit für die vielen Funktionen spürbar reduziert.
Gewohnt souverän präsentieren sich die Verarbeitung und die gewählten Materialien. Wir residieren in veganen Ledersportsitzen, umgreifen ein Sportlenkrad in Leder Nappa, nutzen galvanisierte Lenkradpaddles und streicheln über Zierelemente aus offenporigem Holz Nussbaum. Der EQE schafft hier die Quadratur des Kreises, vereint Komfort und Sport unter einem Dach. Darunter genießen vier Erwachsene sehr feine Platzverhältnisse, etwas knapp wird es für das Gepäck – 420 Liter Kofferraumvolumen sind aber okay.
Weit mehr als okay gibt sich der EQE 350+ unterwegs. Er ist quasi das Basismodell, was bei einer Leistung von 292 PS, einem Drehmoment von 565 Newtonmetern und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,4 Sekunden die Untertreibung des Jahres ist. Freilich, man kennt brachialere Fahrleistungen unter den Stromern, dafür ist beim EQE der AMG 43 4Matic zuständig. In Wahrheit ist aber der 350+ schon über alle Zweifel erhaben. Er bietet Kraft im Überfluss und kann ganz nach Belieben sportlich oder genussvoll bewegt werden. Die optionale Airmatic Luftfederung und die automatische Rekuperation sind dafür finaler Garant.
An Reichweite gibt der WLTP-Wert 583 Kilometer vor, wir kamen bei kalten Nächten und eher sportlicher Gangart in den Bereich von 450 Kilometer. Sehr fein das ist, zumal die maximale Ladeleistung von 170 kW im Idealfall für kurzes Verweilen bei den Ladestationen sorgt. Spannend für die Wallbox zu Hause: Wechselstrom verdaut der Benz bis zu 22 kW, nur knapp über vier Stunden braucht es für eine Vollladung.
Echt lässig:
Eigentlich eh alles.
Echt stressig:
Wie kostspielig das PremiumPlus Paket und die AMG-Line sind.
Echt fett:
Dass das Preis-Leistungsverhältnis der Extras trotzdem super ist.
Echt jetzt:
Das wir schön langsam für die Zukunft bereit sind.
Daten Mercedes EQE 350+
Motor: 90,6 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 292 PS
Max. Drehmoment: 565 Nm
Reichweite: ca. 450 km
Vmax: 210 km/h
0 auf 100 km/h: 6,4 Sek
Preis ab 72.740,00