Der neue Mercedes CLA ist weder günstig noch praktisch. Das wäre bei dem Aussehen aber auch zu viel des Guten. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, wenn dann noch Markenliebe- oder abneigung dazu kommt, gibt es zumeist keine zwei Meinungen mehr.
Hin- und wieder aber schafft es ein Hersteller, dass sein Modell zum Brückenbauer wird. Das sich Audi und BMW-Fans selig in den Armen liegen und dem Konkurrenten ihre Ehrfurcht darbieten. Einem Range Rover Evoque gelang das recht gut, noch höher einzuschätzen ist diese Leistung beim Mercedes CLA. Unter den drei deutschen Premiums ist der jeweils andere ja quasi Erbfeind.
Anerkennende Blicke und hochgestreckte Daumen zählen da doppelt. Woran liegt´s? Viertürige Coupés gelten gemeinhin als höchste Herausforderung an die Designer, hat ja auch was von der Quadratur des Kreises. Mercedes gelang dieser schmale Grat mit dem ersten CLA schon recht gut. Zur Perfektion haben sie aber jetzt, mit dem neuen Modell, gefunden. Die breitere Spur der neuen A-Klasse, auf welcher der CLA basiert, tut dem Schönling augenscheinlich gut. Genauso wie die recht grimmig gehaltene Leuchtengrafik und die vom Vorgänger übernommenen rahmenlosen Scheiben.
Die Mercedes Presseabteilung zeigte darüber hinaus ein ganz ausgezeichnetes Händchen bei der Wahl des Testautos. Als wir zuletzt so ein pechschwarzes Modell im Fuhrpark hatten, Moment, wir hatten noch nie so ein pechschwarzes Modell im Fuhrpark. Die Farbe der Trauer steht dem CLA zum Niederknien gut, die sportliche AMG Line-Ausstattung um durchaus angemessene EUR 3.970,00 verleiht dem Benz dabei final noch genau die Portion an Dynamik, die auch ein 4-türiges Coupé auszeichnet.
Das Design gibt ein Versprechen ab, welches das Fahrwerk locker einzulösen vermag. Komfortliebhaber sollten sich vielleicht wo anders umsehen bzw. das Kreuzerl bei der AMG Line wieder ausradieren. Der CLA ist zwar nicht ungebührlich hart, aber doch näher am Sportler als an der Sänfte. So ganz konnten wir die Grenzen der Fahrdynamik nicht ausloten. Nicht nur weil wir zwar einen sehr warmen Winter, aber immer noch Winter, haben. Sondern auch, weil unser Test-CLA als 180d mit dem 116 PS starken Basis-Diesel nicht überbordend motorisiert war.
Aber, das muss schon gesagt sein, gerade in Kombination mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe weiß der kleine 4-Zylinder zu überzeugen. Mit 260 Newtonmeter gut unterfüttert sorgen die perfekten Anschlüsse für ein recht souveränes Weiterkommen. Vielleicht gefühlt etwas schneller als in der Realität, aber das reicht ja. Darüber hinaus glänzt das Triebwerk mit einem seidigen Lauf und asketischen Trinksitten. Es mag wohl eher an den hohen Erwartungen liegen, die der schwarze Feschak in uns geschürt hat, dass wir trotzdem den Griff zum CLA 200d empfehlen.
Am Geld sollte es, wenn man sich einen Mercedes leistet, ja nicht liegen. Und man weiß ja auch warum. Alleine schon das Interieur mit seinen optionalen Widescreens ist vielleicht das schönste im Segment, fein zu bedienen übrigens und mit einer sensationell guten Sprachbedienung ausgerüstet. Premiumverarbeitung gibt es obendrauf, was einem dann noch fehlt, ist hübsch verpackt in diversen Paketen extra zu bestellen. Gestartet wird bei EUR 34.670,00, landen wird man aber ganz wo anders.
Was er kann:
Cool sein.
Was er nicht kann:
Was Coole eben nicht können.
Kästen transportieren zum Beispiel.
Ändern würden wir:
Stärkerer Motor dafür weniger Ausstattung?
Wir sind unsicher.
Extralob gibt es:
Für das High-End Interieur.
Daten Mercedes-Benz CLA 180d
Motor: 4-Zylinder Turbodiesel
Leistung: 116 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm/1750 U.min.
Testverbrauch: 5,8 Liter
Vmax: 205 km/h
0 auf 100 km/h: 10,7 Sek
Preis ab EUR 34.670,00