Autofahren als Erlebnis, Kurven als Belohnung und Frischluft als Draufgabe. In einem Mazda MX-5 bekommt so manches eine neue Bedeutung.
Der durchschnittliche PKW anno 2022 hat mit dem MX-5 relativ wenig gemeinsam. Alleine die Sitzhöhe im Mazda ist schon eine Offenbarung. Knapp über Kieselsteinniveau könnte man gefühlt unter jedem zweiten Auto durchfahren. Besonders die Flut an SUV´s verbannt einen quasi ins Sous-terrain, begleitet mit regelmäßigem Verweilen in deren Schatten und Sichtbeschränkungen auf Ampeln und derlei Lichtsignale. Fast könnte man Angst bekommen übersehen zu werden.
Zu Unrecht, denn der MX-5 hat nichts an Strahlkraft verloren. Viele Blicke begleiten einen durch den Alltag, vereinzelt vielleicht von oben herab, in echt aber würden sich die Meisten selber gerne den klassischsten aller Roadster in die Garage stellen. Sie trauen sich halt nicht. Das ist völlig okay, denn ein MX-5 verlangt Zugeständnisse. Er bietet nur Platz für zwei Personen von schlanker Statur, auch sollte das Gepäck schlank sein und dem Komfort sollte man auch nicht zu sehr zugeneigt sein.
Im Gegenzug wird man reich beschenkt. Wobei, nein, zuerst wird Mazda reich beschenkt. Wir fuhren den MX-5 als RF G184 in der neuen Ausstattungsvariante „Vintage“, Kostenpunkt inklusive dem wunderschönen Platinum Quartz Metallic 41.790,00 EUR. Das ist viel Holz für eine kleine Hütte, allerdings muss hier kalkuliert werden, dass die Liebe zu (s)einem MX-5 mitunter ewig währt. Im Sinne von „Den kaufst dir eh nur einmal“. Zudem ist die Ausstattung recht vollständig, LED-Matrix Lichter, Bose Sound, Nappaleder in Terracotta, Navi und ein Sperrdifferential sind unter anderem serienmäßig.
Jeder MX-5 des neuen Modelljahrganges hat auch „Kinemtaic Posture Control“ an Bord, ein System, das für eine reduzierte Seitenneigung und eine verbesserte Fahrstabilität sorgt. Wer auch immer der Meinung war, dass dem Mazda MX-5 so etwas gefehlt hat, bitte sehr. Nein, im ernst, technische Neuerungen sind eh super, nur ein „Dank KPC liegt der MX-5 jetzt noch besser“ kam uns nicht über die Lippen. Der Japaner war, ist und wird auf immer eine querdynamische Offenbarung bleiben. Eine im Grenzbereich verbessere Dynamik ist toll, für all jene die sich dort bewegen.
Gerade in der stärkeren Version bleibt dieser aber oft unentdeckt. 184 PS in einem 1.147 Kilo leichten Fliegengewicht, mein lieber Schwan, das hat Potential für Unanständiges am Rande der physikalischen Gesetze. Zudem gibt sich das ESP recht lasziv, nach dem Motto „Schau ma mal“, bis es sich dann doch entschließt einzugreifen. Die Folge daraus sind kleine Heckschwenks, die bei Unwissenden Unbehagen auslösen können. Kenner freilich stehen dabei voll im Genuss.
Dank des fehlenden Turbos begeistert der 2.0 Liter Benziner mit spontaner und gleichmäßiger Kraftentfaltung, die Fahrleistungen sind genial. Dabei liebt der Antrieb hohe Drehzahlen so wie wir die unfassbar knackige Handschaltung lieben. Das Mehrgewicht der Hardtop Version ist dabei vernachlässigbar, dafür nimmt die Ganzjahrestauglichkeit dramatisch zu. Auch schön, wenn sich am Ende einer emotionalen Ausfahrt auch noch ein rationales Argument findet.
Echt lässig:
MX-5 auf immer und ewig.
Echt stressig:
Dass man die toten Fliegen auf den Kühlergrillen im Rückspiegel zählen kann.
Echt fett:
Viel Leistung. Wenig Gewicht. Offenes Verdeck.
Echt jetzt:
Dass der MX-5 so gar keinen Konkurrenten hat. Sehr schade
Daten Mazda MX-5 RF G184 Vintage
Motor: 4-Zylinder Benziner
Leistung: 184 PS
Max. Drehmoment: 205 Nm / 4000 U.
Testverbrauch: 7,2 Liter
Vmax: 220 km/h
0 auf 100 km/h: 6,8 Sek
Preis ab EUR 41.190,00