Der I-Pace ist nicht nur der erste vollelektrische Jaguar, er ist auch das erste vollelektrische Auto, das sich mit dem Titel „Auto des Jahres“ schmücken darf.
Das weckt natürlich zusätzliche Begehrlichkeiten, es soll ja Modelle gegeben haben, für welche die fast staatstragende Auszeichnung mehr Bürde denn Würde war. Dem Jaguar I-Pace wird das nicht passieren, denn die Erwartungshaltung war vorher schon beinahe unermesslich. Bei einer als nobel und dynamisch wahrgenommenen Marke wie Jaguar ist der Umgang mit dem Thema E-Mobilität einfach spannender als bei „Brot und Butter“ – Marken.
Sieht man sich ihn und seine Eckdaten an, eigentlich eh ganz klassisch Jaguar: Mit tollem Design, feinstem Interieur und ordentlich Power. Will man ihn klassifizieren, dann wäre er am ehesten den SUV´s zuzurechnen, wobei er dafür fast ein wenig zu tief geduckt vor uns kauert. Gemeinsam mit den kurzen Überhängen und den großen Rädern macht der I-Pace einen extrem sportlichen Eindruck, bietet dank einem riesigen Radstand aber auch beeindruckend viel Platz.
Dieser visualisierten Ankündigung müssen natürlich Taten folgen. Sich so zu gebaren um sich dann dem Schlucken von Bodenwellen zu verschreiben wäre nicht wirklich stimmig. Die Luftfederung tut das zwar trotzdem, kann (und will) aber auch nicht verhindern, dass man doch eine flottere Gangart wählt. Dank niedrigem Schwerpunkt, Allrad-Traktion, präziser Lenkung und packenden Bremsen verleitet der I-Pace seinen Fahrer quasi zu schauen was geht.
Den Rest erledigen die 400 PS der zwei unabhängig voneinander arbeitenden Elektromotoren, welche auch vor den 2.208 Kilogramm Leergewicht nicht kapitulieren. In druckvollen 4,8 Sekunden sprintet der I-Pace auf 100 km/h, seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Klarerweise ist auch der satte Durchzug ein Garant für freudvolle Momente, den oft zitierten Tesla-Jäger kauft man dem Jag voll und ganz ab.
Unweigerlich landet man früher oder später auch bei einem „Auto des Jahres“ bei so vermeintlich banalen Dingen wie Reichweite und Ladedauer. Für sich betrachtet liegt der I-Pace mit einer Normreichweite von 470 Kilometern in einem sehr ordentlichen Bereich, bei unserem Test ließen sich bis zu 400 Kilometer ohne großen Verzicht realisieren. Trotzdem, den generellen Konflikt zwischen Gewicht, hoher Leistung und alltagsfreundlicher Reichweite kann auch der I-Pace nicht ganz lösen.
Kommt noch dazu, dass große Batterien auch satte Ladezeiten mit sich bringen. Ohne adäquates technisches Equipment bekommt man die Dinger an der Haushaltssteckdose nur voll, wenn man den Jaguar zwei Tage stehen lässt. Besser schaut es bei stärkeren Leitungen aus, bei 50 kW-Ladestationen ruft Jaguar für 80% Leistung eine Ladezeit von 1h 45 min aus.
Man kann sich die Zeit mit der vielbeschworenen Kaffeepause verkürzen, oder man verliert sich im hochdigitalisierten Interieur des I-Pace. Es gibt quasi nichts was man nicht auf den diversen Touchscreens ein-, um- oder verstellen kann. Und ein wenig Gewöhnung ans System kann auch nicht schaden. Ein gefülltes Sparschwein übrigens auch nicht. Die Preise beginnen bei EUR 78.850,00, und weil der Jaguar I-Pace durch und durch ein Premiumprodukt ist, wird es ohne ein paar Extras nicht gehen. Dafür fährt man dann aber auch einen echten Gewinner.
Was er kann:
Sowohl klassisches Jaguarklientel als auch Neukunden ansprechen.
Was er nicht kann:
Anonym bleiben. Wir wurden nicht nur einmal angesprochen.
Ändern würden wir:
Regulierung der Rekuperation vom Touchscreen auslagern.
Extralob gibt es:
Für sein ungeahntes Ladetalent.
Daten Jaguar I-Pace
Motor: 2 Permanent-Synchronmotoren
Leistung: 400 PS
Max. Drehmoment: 696 Nm bei 0 U/min
Normverbrauch: 21,2 kWh
Norm/Testreichweite: 470km / 410km
Vmax: 200 km/h
0 auf 100 km/h: 4,8 Sek
Preis ab EUR 78.850,00