Ein hochseriöses E-Auto auf neuestem Stand dem ein laut röhrender Sportwagen inne wohnt. Sowas hat die Welt noch nicht gehört, Verzeihung, gesehen.
Hyundai, das war einmal eine koreanische Billigmarke. Heute steht man mit einem Bein im Premiumclub, ist Komplettanbieter und Herausforderer von eh jedem. Die beiden letzten Errungenschaften waren die Etablierung eines rassigen Sportlabels und der gelungene Start in die E-Mobilität. Beides hat Hyundai nun unter einem Dach vereint und mit dem Ioniq 5 N ein einzigartiges Stück Auto erschaffen.
So wie alle Hersteller sportlicher Modelle haben sich auch die Koreaner die Frage gestellt, wie diese DNA am besten in das E-Zeitalter zu transformieren ist. Antwort: Keine Kompromisse eingehen. Folge: Ein E-Auto, das auf Knopfdruck so fährt, klingt und sich verhält wie ein Sportwagen mit Turbobenziner. Wer das affig findet, sei an die altehrwürdigen 12-Zylinder Benzinmotoren erinnert. Deren Hauptziel war die Kombination von hervorragenden Leistungsdaten mit vollkommener Lautlosigkeit. Man könnte sagen, sie wollten wie moderne E-Motoren sein.
Nichts Anderes mit vertauschten Rollen verkörpert der Ioniq 5 N. Er will laut, rotzig, pubertär sein, wie ein moderner Sportwagen sein. Und sowohl leistungsmäßig als auch akustisch als solcher verstanden und ernst genommen werden. Dafür machte man 650 PS und 770 Newtonmeter locker, die für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden sorgen. Optisch setzen 21-Zöller, Spoiler und Diffusor wirkungsvoll auf Drama, während im Interieur optionale Schalensitze und zwei N-Tasten hinter dem Lenkrad freudvolle Erwartungen wecken.
Was als nächstes passiert, liegt am Fahrer. Denn man kann (und so wie wir wird man auch) den Top-Ioniq als zwar omnipotentes, letztlich aber ganz normales E-Auto bewegen. Schön lautlos stromen, kurze Stromstöße beim Überholen, sich möglichst der WLTP-Reichweite von 448 Kilometern annähern und bei Gelegenheit das 800 Volt Bordnetz sowie die maximale Ladeleistung von 240 kW ausnutzen. Da werden einem auch die feinen Platzverhältnisse, die gediegenen Materialien und das digitale Wunderland auffallen.
Oder aber man erweckt via der N-Tasten und der N E-Shift Funktion das Tier im Hyundai. Via Software wurde dem Ioniq 5 N bis ins letzte Detail ein Sportler mit 8-Gang Doppelkupplungsgetriebe einprogrammiert. Inklusive Drehzahlbegrenzer, Gangwechsel via Schaltpaddles, Drehmomentkurve. Das volle Programm, akustisch begleitet vom digital aufbereiteten Sound des i30 N. Ein Stromer mit dem Herz eines Turbobenziners. Oder war es umgekehrt? Die Grenzen verschwimmen angesichts dieses völlig so absurden wie atemberaubenden Erlebnisses.
Welches zur vollen Entfaltung auch fahrdynamische Offenbarungen inkludiert. Knapp 2,3 Tonnen lassen sich zwar nicht wegprogrammieren, trotzdem wird auch hier einzigartiges geboten. Deaktivierbares ESP, ein via N Torque Distribution variabler Allradantrieb, Tuning an Lenkung und Bremsen, Drift- und Race-Programm und so Sachen, die in einem E-Auto abseits von Supersportlern eigentlich nichts zu suchen haben. Interesse? Wir hoffen ja und wünschen alles Gute bei der Suche nach 77.980,00 EUR.
Echt lässig:
Die Kompromisslosigkeit von Hyundai. Respekt.
Echt stressig:
Die Suche nach Platz zum Spielen.
Echt fett:
260 km/h Höchstgeschwindigkeit. Man stelle sich nur die Blicke vor.
Echt jetzt:
Dass ein E-Auto derart starke Emotionen auslösen kann.
Daten Hyundai Ioniq 5 N
Motor: 84,0 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 650 PS
Max. Drehmoment: 770 Nm
Reichweite: ca. 380 km
Vmax: 260 km/h
0 auf 100 km/h: 3,4 Sek
Preis ab 77.980,00 EUR