Aerodynamik ist bei E-Autos die halbe Miete in Sachen Reichweite. Ein Prinzip, dass Hyundai beim Ioniq 6 auf die Spitze treibt.
Die Vielfalt unter den Elektroautos ist überschaubar. So gut wie jedes Modell ist ein SUV, dann und wann ist auch mal ein SUV-Coupé dabei, aufgelockert von einigen kompakten Derivaten. Nicht zwingend der Weisheit letzter Schluss, schon gar nicht mit Blick auf die unverändert bestehenden Defizite in Sachen Reichweite. So weit so bekannt. Neu ist der kompromisslose Lösungsansatz des Hyundai Ioniq 6.
Groß erklären muss man das nicht, das Design des Koreaners spricht für sich. Etwas vergleichbares gibt es aktuell am Markt nicht, wer höchstmögliche Individualität anstrebt, weiß wohin er gehen muss. Vom Scheitel bis zur Sohle ist der Ioniq 6 quasi rundgelutscht, aerodynamisch optimiert, zahlenmäßig belegt mit einem cW-Wert von 0,21. Wer damit nichts anfangen kann – das ist sehr wenig, eher so im Bereich von einem Blatt Papier ohne Aufschrift.
Wie sinnvoll das ist, zeigt sich an der WLTP-Reichweite von 614 Kilometern unseres Testmodelles, seines Zeichens ein 2WD Long Range. Der Akku fasst netto 77,4 kWh, 800 Volt-Technolgie und eine maximale Ladeleistung von 221 kW stehen auf der Haben-Seite. Detto 229 PS und 350 Newtonmeter maximales Drehmoment. Eh klar sind die Fahrleistungen beachtlich, wie üblich garantieren kräftiger Antritt und imposanter Durchzug einen so unterhaltsamen wie sorgenfreien Alltag.
Das können freilich andere auch, sie scheitern aber am Verbrauch. Hunydai gibt für den Ioniq 6 einen fast illusorisch wirkenden Wert von 14,3 kWh an. Tatsächlich ist er das nicht, illusorisch, sondern zumindest in greifbarer Nähe. Gerade Überland, wo die hervorragend agierende automatische Rekuperation fleißig Kilometer aquiriert, hat man quasi eine Hand am 14er vor dem Komma. Auf der Autobahn relativiert sich das etwas, freilich nur dezent, gerade hier spielt die Aerodynamik ihre Stärken aus.
Wer sich angesichts der steil nach hinten abfallenden Silhouette Sorgen ob des Platzangebotes macht, sei beruhigt. Darunter leidet an sich nur der Kofferraum, hinter dessen kleiner Ladeluke überschaubare 401 Liter Ladevolumen warten. Passagiere dagegen werden kaum klagen. In der ersten Reihe ist sowieso alles lässig, und auch hinten wird sich jeder diesseits der 1,90 Meter pudelwohl fühlen.
Ein Talent, dass praktisch eh jedem Hyundai inne wohnt – dass man sich wohl fühlt. Das beginnt beim hohen Sitzkomfort auf vegan belederten Sitzen, zieht sich weiter über eine Vielzahl an Ablagen und findet ihr Finale in einem Interieur mit toller Qualität und hoher Benutzerfreude. Zwei gestochen scharfe 12,3 Zoll-Displays liefern alles an Daten und Informationen relevante, dazu gesellt sich eine Leiste mit klassischen Tasten und einem Drehregler. Die optionalen digitalen Außenspiegel passen in dem Kontext weniger, sind wohl eher als technisches Statement gedacht.
In die selbe Kerbe schlägt der Vehicle to load-Adapter, eines der ganz wenigen Extras. Die Ausstattung „Top Line“ ist, nun ja, top. Head-up Display, Matrix LED, Rundumkameras, Wärmepumpe, Keyless, eine Armada an Assistenzsystemen und vieles mehr sind ein Teil von ihr. Ob das den Preis von 64.090,00 EUR ausreichend relativiert muss jeder für sich selbst entscheiden.
Echt lässig:
Eine Reichweitenanzeige die hält was sie verspricht.
Echt stressig:
Der Reiz der Allradvariante mit 325 PS.
Echt fett:
Was wohl bei einem cW-Wert von 0,21?
Echt jetzt:
Dass man dachte, es sei eine gute Idee, wenn der Speed-Limiter bei zu schnellem Fahren 3x piepst.
Daten Hyundai Ioniq 6 Top Line Long Range
Motor: 77,4 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 229 PS
Max. Drehmoment: 350 Nm
Reichweite: ca. 500 km
Vmax: 185 km/h
0 auf 100 km/h: 7,4 Sek
Preis ab 64.090,00 EUR