Deutsche Autos in deutschen Autozeitschriften im Test besiegen? Geht das überhaupt? Ja, wie das Beispiel Hyundai Ioniq 5 beweist.
Auswärtssiege dieser Art sind quasi als Ritterschlag zu verstehen. Nirgendwo sonst als in Deutschland sind die Ansprüche so hoch, sind die Wertungen so detailliert, sind die rosaroten Brillen aus so festem Panzerglas. Dabei ist zu bedenken, dass das Design als subjektiver Eindruck gar nicht in die Wertung kommt. Gut für die Gegner, sonst wäre aus dem Sieg am Ende noch eine Machtdemonstration geworden.
Denn, Subjektivität hin oder her, der Hyundai ist eine Erscheinung. Nicht im religiösen Sinne, aber schon so, dass man darüber nachdenkt, auf die Knie zu gehen um „Danke“ zu sagen. Und das gern an jeder Ecke des Koreaners, denn der Ioniq 5 begeistert als Ganzes, hat nicht diese eine visuelle Highlight. Der Eine verliert sich in der markant-kantigen Seitenansicht, der Andere sieht sich in den rechteckigen Lichtsignaturen, während der Rest über die mattgraue Lackierung oder die eigenwillig gezeichneten Felgen diskutiert.
Weitaus objektiver lässt sich über das Interieur urteilen. Beide Daumen hoch, um es vorweg zu nehmen. Das ist mitunter der modernen Machart geschuldet. Ein riesiger Widescreen, der in Wirklichkeit aus zwei großen Touchscreens besteht, eine Softtouch-Bedienleiste für einen direkten Zugriff auf die wesentlichen Tools und edle Materialien sind echt lässig. Weniger mit modern als mit sehr gescheit hat der lange Radstand zu tun. Satte drei Meter hat der Ioniq 5 vorzuweisen, welche er konsequent ausnutzt.
Hyundai wäre aber nicht Hyundai, wenn sie es bei generösen Platzverhältnissen belassen würden. Sicher nicht. Alleine die Mittelkonsole ist variabler als anderswo ein ganzer Kofferraum, auch lässt sich die Rückbank zweigeteilt elektrisch verschieben, die Lehnen sind in der Neigung verstellbar. Der Ioniq 5 ist der Inbegriff eines Cross-overs, kann alles was ein Van oder SUV kann, ohne dabei nur im Ansatz wie einer der Beiden auszusehen. Der Gipfel der Aufmerksamkeit sind die vollständig umlegbaren Vordersitze.
Das nutzt man gerne beim Laden, ein Powernap ist auch weitaus gesünder als der Kaffee von der Tanke. Und passt zeitlich, der Ioniq 5 verträgt gigantische 220 kW Ladeleistung, was im Idealfall 18 Minuten für eine Ladung von 10 auf 80% bedeutet. Unser Testwagen war ein Long Range 2WD, 218 PS und 350 Newtonmeter verhandeln mit einem 72,6 kWh-Akku um Fahrleistungen und Reichweite. Da braucht es ein aufeinander zugehen, weil ständig in 7,4 Sekunden von auf 100 km/h zu sprinten oder 185 km/h auf der Autobahn zu brettern verträgt sich mit lt. WLTP möglichen 480 Kilometern eher weniger.
Im einsetzenden Frühwinter schafften wir rund 370 Kilometer, ohne dabei zur Gänze auf den Sportmodus zu verzichten. Der Ioniq 5 kann hier auf hohe Kompetenz beim Rekuperieren und dem Energiemanagement zurückgreifen. Auf „One Pedal“-Drive oder „Driver only“– Klima zum Beispiel. Dass der Hyundai als „Top Line“ faire EUR 56.990,00 kostet, dabei über Vollausstattung wie Augmented Reality, klimatisierte Ledersitze und komplettem Assistenzaufkommen verfügt, garantiert final den obersten Platz am Treppchen.
Echt lässig:
So einiges. Die einfache Bedienung zum Beispiel.
Echt stressig:
Die Suche nach dem Hacken.
Echt fett:
Die vielen kleinen Aufmerksamkeiten.
Echt jetzt:
Wie souverän sich der Ioniq 5 sein eigenes Segment schafft.
Daten Hyundai Ioniq 5 Long Range Top Line
Motor: 72,6 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 218 PS
Max. Drehmoment: 350 Nm
Reichweite: ca. 390 km
Vmax: 185 km/h
0 auf 100 km/h: 7,4 Sek
Preis ab EUR 56.990,00