Die lautlosen Elektroautos mit ihrer Ein-Gang-Automatik sind schon ziemlich cool. Dachten dir. Dann kam der Hyundai i20 N. Ganz neu ist die bedingungslose Hingabe der Koreaner zu emotionalen und zugleich leistbaren Sportlern nicht.
Der i30 und sein Kollege Fastback haben ja bereits eine Schneise der Glückseligkeit durch die Autowelt gezogen. Der i20 steht seinen beiden Brüdern um nichts nach, im Gegenteil, seine geringeren Ausmaße krönen ihn zu einem noch lustigeren Automobil. Zusätzlich kann er auf der Habenseite verbuchen, dass er vom Rallye-Auto i20 WRC abgeleitet wurde.
Essentiell ist, sich dem i20 N offen zu nähern, „open-minded“ wie man neuerdings so schön sagt. Noch essentieller wäre es, sein Herz zu öffnen. Klingt nach Rosamunde Pilcher, aber wir sagen das trotzdem dazu, denn rein rational wird man sich schwer tun mit einem 204 PS starken Kleinwagen, dessen Einstiegspreis bei EUR 30.990,00 liegt. Manch einen wird der Koreaner ohnehin nie erreichen, schließlich ist er ein waschechter Benziner, hat keine Automatik und ist so schrill wie laut.
Genau das sind aber seine Stärken, und wer das nicht erkennt oder versteht, darf ja mit dem Ioniq5 kokettieren. Der große Rest katapultiert sich in der Zwischenzeit in 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Begleitet von einem infernalischen Sound dreht der 1.6 Liter T-GDI hoch bis auf 6.000 Umdrehungen. Alles Weitere erledigen die 275 Newtonmeter maximales Drehmoment und der unfassbar knackige 6-Gang-Handschalter. Mindestens genauso ins Herz geht die brachiale Entschleunigung, das rotzige Zwischengas und das Blubbern beim Gaswegnehmen.
Bei all dem Spieltrieb meint es Hyundai mit den sportlichen Ansprüchen des i20 N aber todernst. Sowohl sein Look als auch die technischen Zutaten machen klar, dass hier weniger ein übermotorisiertes Weichei denn ein wachechter Sportwagen steht. Sie zweifeln? Große Lufteinlässe, rote Designakzente, markanter Dachspoiler und 18-Zoll Alus schaffen Abhilfe. Zudem verfügt der i20 N über eine Launch Control, ein mechanisches Torson-Sperrdifferential, eine Hochleistungsbremsanlage, ein maximiertes Fahrwerk, ein deaktivierbares Stabilitätsprogramm und fünf Fahrmodi.
Der Bevorzugte ist klarerweise der N-Modus, übrigens auch vom Fahrzeug selber. So weisen einen die digitalen Anzeigen gerne darauf hin, dass eine S-Kurve voraus liegt und doch bitte der N-Modus auszuwählen sei. Was für ein herrlicher Kontrast zu den sonst grassierenden Eco-Tipps diverser Hersteller. So geschehen, reagieren die digitalen Anzeigen mit einem Feuerring (!!) mit anschließender Darstellung aller wichtigen Parameter. Öltemperatur und so Sachen.
Apropos Darstellung, das Interieur stellt sich sportlich dar, quasi ganz im Dienst an der Sache. Sportsitze mit integrierter Kopfstütze, Sportpedale in Alu-Optik, Sportlenkrad und gar ein N-Schaltknauf sind die dynamischen Ingredienzien in einem souverän verarbeiteten Interieur. Die Bedienung ist entwaffnend einfach, die Mischung aus großen Touchscreen und diversen Tasten machts. Und die grellrote Taste am Lenkrad? Sie aktiviert „Rev matching“, was wiederum die Motor- mit der Getriebezahl synchronisiert und noch energischere Schaltmanöver ermöglicht.
Echt lässig:
Hervorragende Ausstattung, folglich auch das Preis-Leistungsverhältnis.
Echt stressig:
Der Trennungsschmerz bei Testende.
Echt fett:
Alles.
Echt jetzt:
Dass er im Tunnel fast wie ein grantiger T-Rex klingt.
Daten Hyundai i20 N
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 204 PS
Max. Drehmoment: 275 Nm / 1750 U.
Testverbrauch: 7,7 Liter
Vmax: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 6,2 Sek
Preis ab EUR 30.990,00