Wenn Honda einen neuen Civic bringt, hat das immer was hoch dramatisches. Altes wird eingestampft, damit Neues um so heller strahlen kann.
Darum ist er auch unser Anti-Golf. Wir hatten die neueste Version des Klassenprimus ebenfalls bei uns zum Test, hier ist zum Beispiel zu lesen, dass quasi eh alles beim Alten ist. Gut, beim Honda Civic ist jetzt auch nicht alles anders, also es hat auch der Neue vier Räder, ein Lenkrad, Türen, eine Hupe und immerhin heißt er auch noch wie sein Vorgänger. Ja, das war es dann aber auch schon im Wesentlichen.
Halt, nein, das stimmt so nicht, er hat auch noch seine Drehfreude behalten. Und das ist ganz großes Kino, weil Honda mittlerweile auf Turbobeatmung setzt. Dabei haben es sich die Herren in Tokio aber nicht nehmen lassen, dem Zwangsbeatmer die honda-typische Freude an Drehzahl einzuimpfen. Will heißen, Turbo-Bumms dank 240 Newtonmeter schon, aber keiner der Verspannungen auslöst. Dafür aber giert der 182 PS starke Benziner nach dem roten Bereich und schnellen Gangwechseln im knackigen 6-Gang-Getriebe. Der Sound wandert dabei vom säuselnde ins kernige, der Verbrauch, ja, der wandert beim Ausreizen des Gebotenen auch. Sonst eh nicht so.
Der Civic ist sicher einer der fahraktivsten Kompakten, Halt gebende Sitze und ein auf Knopfdruck verhärtetes Fahrwerk steuern das Ihre dazu bei. Könnte sich die Landjugend einmal von ihren imageschwangeren Gölfen&Co.s trennen, bei Honda fänden sie mehr als würdigen Ersatz. Weil, Platz für die Bro´s und die Sis´s hat der Civic zum Beispiel eindeutig mehr. Und bei 420 Litern Volumen passt wirklich alles für eine Discomucke-Beachparty in den Kofferraum. Wobei hier nicht ein falscher Eindruck entstehen soll. Der Civic ist neben seiner Dynamik auch hoch seriös und technisch am neuesten Stand.
Das Infotainment zum Beispiel hat sich in seiner Useability gegenüber dem Vorgänger stark verbessert, auch wenn der Totalverzicht auf Drehregler nicht dem entspricht, was gemeinhin mit fernöstlicher Weisheit verbunden wird. Trotzdem, so intuitiv war ein Civic noch nie zu bedienen. Und das bei einer Vielzahl an Funktionen wie Navi, Mirror Link und diversen Assistenzsystemen. Auch sind die Instrumente tadellos abzulesen, ist die Verarbeitung eine Gute. Kurz gesagt, das Interieur ist im besten Sinne kein Aufreger mehr.
Das Exterieur, ja von dem kann man das nicht behaupten. Sagen wir mal so, es polarisiert so stark, dass wir uns entschieden haben erst am Ende des Berichtes darauf hinzuweisen. Denn, unabhängig davon, dass Geschmäcker sowieso unterschiedlich sind, sollen zuerst der tolle Antrieb, die feinen Platzverhältnisse und das gelungene Interieur auf sie wirken. Eindruck schinden. Und wenn das klappt, na ja, dann stört einem das eigenwillige Design auch nicht weiter. Der Rest kann ja Golf fahren. Gähn.
Was er kann:
Aufmerksamkeit erregen.
Was er nicht kann:
Er hat keine „Magic Seats“ mehr. Sehr schade.
Extralob gibt es:
Den drehfreudigen Turbo-Benziner.
Ändern würden wir:
Bei so einem Charakterkopf? Eher nichts.
Daten Honda Civic 1.5 VTEC Turbo
Motor: 4-Zylinder Turbo-Benziner
Leistung: 182 PS
Max. Drehmoment: 240 Nm ab 1900 U.
Testverbrauch: 6,3 Liter
Vmax: 220 km/h
0 auf 100 km/h: 8,3 Sek.
Preis ab EUR 30.990,00