Stimmgewaltig wie eh und je beschert uns der neue Ford Mustang merk-würdige Momente. 24 Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche.
Sind Ikonen zu Gast im Fuhrpark, verabschiedet sich der präfrontale Cortex gerne einmal in den zweiwöchigen Kurzurlaub. Die Frage, ob wir es trotzdem erkennen würden, wenn eine Ikone sich selbst abmontiert, können wir nicht mit Gewissheit beantworten. Uns wäre zumindest noch keine untergekommen, schon gar nicht der Mustang. Den Schritt zur Seite namens Mach-E rechnen wir an der Stelle nicht mit, weil ein eh cooles E-Auto, aber dann doch nicht so ganz ein echter Mustang.
Was aber ist ein echter Mustang anno 2024 überhaupt? Nur ein infernalischer Sound aus einem frei atmenden 453 PS starken V8-Benzinmonster mit einem Auto darum herum? Wir sind geneigt das mit „ja“ zu beantworten, würden dem Mustang damit aber grob unrecht zu tun. Immerhin reden wir hier vom neuen Jahrgang, der im neuen Modell „Dark Horse“ zur Höchstform aufläuft. Speziell die Front wirkt jetzt noch markanter und aggressiver, das unveränderte Gesamtlayout wie ein aufgepumpter und angespannter Muskel.
Dezent sind hier nur das in der Sonne schimmernde und dem „Dark Horse“ vorbehaltenen „Blue Ember Metallic“ und die hinter den 19“ Zöllern lauernden blauen Bremssättel aus dem Hause Brembo. Sieht nicht nur toll aus, sondern ist zugleich farblicher Hinweis, dass hier ein quasi gedopter Mustang kauert. Dabei kommt es weniger auf die zusätzlichen sieben PS an, denn auf Features wie ultraleichter Kühler, Torsen-Sperrdifferenzial oder aktives MagneRide-Fahrwerk.
Die Technik macht aus dem Mustang einen leichtfüßigen Kurvenräuber, der…nein, Scherz, ein klassisches Muscle Car hat aus Prinzip keiner derartigen Avancen. Sagen wir so, der Mustang war seit jeher eine einzigartige Mischung aus GT und Sportwagen, beim Dark Horse schwingt das Pendel ein wenig weiter Richtung Sportler. Via sechs Fahrmodi besteht die Möglichkeit noch selbst etwas an der Performance zu experimentieren, wir empfehlen den wohl dosierten „Sport“-Modus im Alltag und die „Rennstrecke“-Einstellung nur auf einer solchen.
Ein epochales Erlebnis ist jede noch so fade Strecke im Mustang so oder so. Das Donnergrollen des bis über 7.000 Touren drehenden V8-Saugbenziners, die nach Grip lechzenden Hinterreifen und der brachiale Schub bilden die heilige Dreifaltigkeit einer aussterbenden Spezies. Der Mustang ist eine Urgewalt, er lässt seine Insassen jede kleine Kurve, jeden Gasbefehl weniger spüren denn als aktiv daran teilnehmen. Gänsehaut als Dauerzustand, die 10-Gang-Automatik ist da auch kein Widerspruch.
Geht reinsetzen, losfahren und genießen auch? Tatsächlich schon. Im Menü des neuen Infotainmentsystems gibt es sogar einen Punkt „Leiser Start“. Sorry Nachbarn, das geht zu weit. Aber Ledersitze, vielfach konfigurierbare digitale Anzeigen, Sitz- und Lenkradheizung und der große und vorbildlich strukturierte Touchscreen laden zur Entschleunigung ein, zudem halten sich die unvermeidbaren Assistenzsysteme weitestgehend zurück.
Der Verbrauch tut derlei nicht, aber hey, soviel Spaß für 15 Liter auf 100 Kilometer bekommt man nie mehr. Und für attraktive 109.600,00 EUR schon gar nicht.
Echt lässig:
Na was wohl, die 381 Liter Kofferraumvolumen natürlich.
Echt stressig:
Wird es für Ungeübte bei Nässe.
Echt fett:
Dass es ihn auch mit 6-Gang-Handschalter gäbe.
Echt schade:
Dass Bang&Olufsen ihr Soundsystem völlig umsonst eingebaut haben.
Daten Ford Mustang Dark Horse
Motor: V8-Benziner
Leistung: 453 PS
Max. Drehmoment: 540 Nm / 5100 U.
Testverbrauch: 15,1 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 4,4 Sek
Preis ab EUR 109.600,00