Der Ford Mustang kehrt zurück nach Europa. Danke, mehr brauchen wir gar nicht, Ende des Testes. Oder lieber doch nicht? Weil ein paar Fragen gäbe es ja schon zu beantworten. Sicher, alleine der Name löst pure Gänsehaut aus, trotzdem, wer weiß, vielleicht ist er ja ein Blender.
Einer der sich auf seine glorreiche Historie verläßt, durch Kurven schunkelt wie es amerikanische Sportwagen eben oft so machen und auch sonst am europäischen Geschmack vorbeifährt. Oder aber er ist ein emotional 3-fach besetzter seriöser Sportwagen, der mit seinem martialischen Auftritt die gesamte europäische Konkurrenz zu weichgespülten Designerluschn abstempelt und dabei noch ein unangefochten gutes Preis:Power-Verhältnis darstellt. Liegt die Wahrheit vielleicht in der Mitte?
Sein Name an sich verhilft ihm schon zu einem Riesenvorsprung. Mustang. Zum Vergleich: TT, Z3. Schon eingeschlafen? Ja, wir auch. Dem Mustang, wir wortwiederholen uns in dem Fall gerne, haftet etwas ikonisches an. Er ist quasi eine Institution, wenn es um einen extrem extrovertierten Auftritt geht. Alleine die Motorhaube mit ihren massiven Längssicken hat gefühlt mehr optische Präsenz als ein Reihenhaus. Große Radhäuser, markante Schweller und ein zum Himmel schreiendes Gelb-Metallic runden den massiv extrovertierten Auftritt ab. Freilich, man muß das schon auch mögen, als Fluchtfahrzeug taugt der US-Boy eher weniger.
Wobei, fahrdynamisch wären die Tatütatas völlig chancenlos. Auch wenn unser Testwagen “nur” vom 2,3 Liter Ecoboost Turbobenziner, seines Zeichens 317 PS stark und 434 Newtonmeter auf der Hinterachse saftig, befeuert wurde. Manche werden an dieser Stelle auf dem 5,0 Liter V8 insistieren, der Eine aus Traditionsbewußtsein, der Andere wegen dem V8-Brabbeln. Oder vielleicht weil es heutzutage ja generell immer mehr sein muß. Wir sind ehrlich, wir müssen uns da auch dazu zählen. Genau 5,9 Sekunden lang, denn danach war der Mustang nämlich schon 100 km/h schnell, hat sich die 6-Gang-Automatik schon als würdig und recht erwiesen und auch die Soundkulisse trug nur positives zum Fahrerlebnis bei.
Dabei sorgt das in Europa serienmäßige Performance Paket für ein standesgemäß straffes Fahrwerk. Schön das sie da mitgedacht haben die Ford-Boys. Auch die Lenkung ist eine von der direkten Sorte, das Lenkrad als wichtigstes Bindeglied zwischen Fahrer und Auto ist klein, dick und somit ein supernes. Von den drei Fahrmodi ist der “Sport plus” – Modus der Stimmigste. Klingt vielleicht arg, ginge aber noch ärger, die Einstellung für die Rennstrecke haben wir uns aber verkniffen. Sport plus spannt den Mustang an, bereitet die Bühne für die Arbeit der Soundcompositoren, läßt die Rettungsanker aber aktiv. Spaß ohne Reue wenn man so will, sieht man vom etwas gesteigerten Trinkverhalten des Turbobenziners ab. Haben wir.
Denn der Mustang ist, ob einem das jetzt gefällt oder nicht, eine Ikone, ein Ritterschlag für jede Hauseinfahrt. Ihn zu kritisieren wäre so was wie Majestätsbeleidigung, wäre, als würde man eine Weltanschauung kritisieren. Na und, dachten wir uns, spätestens beim Interieur fährt die journalistische Keule auf ihn nieder. Denkste. Germanisches Premiumlevel erreicht das Interieur zwar nicht, aber hochwertig und bedienerfreundlich ist es allemal. Keine Selbstverständlichkeit für einen aus der neuen Welt, der als Draufgabe für vergleichweise wenig Geld über den Ladentisch geht. Das Abenteuer Mustang startet bereits ab EUR 44.400,00.
Was er kann:
Die lang geschürten hohen Erwartungen erfüllen.
Was er nicht kann:
In der Masse untertauchen. Will er auch nicht.
Extralob gibt es:
Für das Treffen des europäischen Geschmackes.
Ändern würden wir:
Trotz allem, wir wären lieber V8 gefahren.
Daten Ford Mustang 2.3 EcoBoost
Motor: 4-Zylinder Benzin-Turbomotor
Hubraum: 2.300 ccm
Leistung: 317 PS
Max. Drehmoment: 432 Nm bei 3200 U/min
Testverbrauch: 9,6 Liter
Vmax: 234 km/h
0 auf 100 km/h: 5,9 Sek.
Preis ab EUR 44.400,00