Oft haben wir das Gefühl, die Zeit der wirklich lässigen Autos ist vorüber. Doch dann fanden wir uns im Ford Mustang GT „California Special“ wieder.
Der Ford Mustang ist so etwas wie die fahrende Antithese zu allem, was einem im Bereich Mobilität und Ökologie gerade so ins Gesicht springt. 449 PS aus einem laut bollernden V8 Saugbenziner, Verbrauch jenseits der 10 Liter, Convertible vulgo Cabrio. Als solcher sprengt er jede CO2-Bilanz, rettet dabei keine Bäume und bremst auch nicht für Tiere. Muss er auch nicht, sein dumpfes Grollen schreckt jeden Wald- und Wiesenbewohner schon von weitem auf. Gewitter im Anflug!
So mancher wird sich beim Lesen dieser Zeilen die Haare raufen und dabei laut „Wie können die nur!“ rufen. Dafür haben wir durchaus Verständnis. Es gab Momente, als wir mutterseelenallein einsame Landstraßen befuhren und Pässe erklommen und tatsächlich leichte Hemmungen hatten, den gesamten Klangteppich des V8 auszurollen. Auch beim frühmorgendlichen Start beschlich uns dieses Gefühl und wir hatten Sorge Anlassfall für die Gründung einer Nachbarschaftswache zu werden.
Tatsächlich aber erfuhren wir oft Sympathiebekundungen. Als Mustang-Fahrer grüßt man sich sowieso gegenseitig, dazu gesellten sich noch Cabriolenker aller möglichen Modelle und Passanten quer durch alle Generationen. Gewundert hat uns das freilich nicht, denn neben dem Ohrenschmaus sieht der Mustang ja auch noch unverschämt gut aus. Das Sondermodell „California Special“ liefert mit dem geschwärzten Grill, den „Color Swift“ California Special Aufklebern und den dunkelgrauen Alu-Rädern einen erfrischenden Kontrast zum ansonsten eher grimmig schauenden Mustang.
Schon schade, dass das limitierte Modell in Österreich bereits ausverkauft ist. Doch kein Grund für Traurigkeit, jedes „normale“ Mustang Cabrio feiert das offene Fahren genauso gut. Der Mustang ist dafür wie geschaffen, ist er doch quasi ein Sportwagen mit Manieren. Oder anders formuliert – ein lässiger Cruiser mit Kraft im Überfluss. 449 PS und 529 Newtonmeter katapultieren den US-Boy in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h, die Freude an diesen Urkräften außerhalb der Messwerte.
Trotzdem ist das Mustang Cabrio kein Auto für querdynamisches Dauerfeuer. Nicht das er nicht könnte, Brembo-Bremsanlage, adaptives MagneRide-Fahrwerk und die 10-Gang Automatik wären dazu durchaus in der Lage. Aber eigentlich will er das gar nicht, bzw. will er nicht, dass sein Fahrer das ständig will. Hin und wieder ist ja okay, aber lieber soll er doch in den komfortablen Ledersportsitzen lümmeln, entspannt am großen Lenkrad drehen, die feine Verarbeitung bewundern oder die kinderleichte Bedienung schätzen.
Das gefällt auch den Mitfahrern, immerhin bietet der Mustang auch auf der Rückbank gute Platzverhältnisse und mit 332 Litern ein beachtliches Kofferraumvolumen. Das elektrische Stoff-Faltverdeck verfügt über eine beheizbare Scheibe, generell ist die Ausstattung generös, wenn auch nicht überbordend. So würden wir auch den Preis einordnen, ab € 84.030,00 ist der Ford Mustang GT Convertible zu haben. Für ein Stück Einzigartigkeit eigentlich recht überschaubar.
Echt lässig:
Ungefilterter V8 Sound.
Echt stressig:
Kann der Verbrauch werden. Aber man weiß ja auf was man sich einlässt.
Echt fett:
Dass dann doch alle schauen und eine Freude haben.
Echt jetzt:
Dass der Nachfolger schon ante portas steht. Und wieder mit V8.
Daten Ford Mustang GT Convertible 5.0L V8
Motor: Achtzylinder Saugbenziner
Leistung: 449 PS
Max. Drehmoment: 529 Nm / 4600 U.
Testverbrauch: 11,9 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 4,8 Sek
Preis ab EUR 84.030,00