So mutig es war den Mach-E unter dem „Mustang“-Label zu lancieren, so schlüssig wird es mit dem neuen Top-Modell GT.
Wollen wir über die Farbe reden? Müssen wir fast, bei der Schreikraft. „Grabber Blue Metallic“ heißt sie, genannt wird sie von allen freilich „Schlumpfblau“. „Smurf Blue Metallic“ im Englischen, klingt dann schon wieder cool, so lange niemand mit dem Google Translator zu hantieren beginnt. Und steht dem Ford auch gut, betont sie doch schwarze Details wie Grill, Schürzen und getönte Scheiben sowie die roten Brembo-Bremsen weitaus intensiver als die gern genommenen monotonen Farbtöne.
Doch genug der Farbenlehre, es geht ja um etwas ganz Anderes. Um 487 PS Spitzenleistung und 860 Newtonmeter in erster Linie. Werte, die auch unter den leistungsschwangeren E-Autos Respekt einflößen. Und das ist gut so, denn Ungeübte landen bei vollem Tritt auf das Pedal schneller im Kartoffelacker als sie selbigen benennen können. In 4,4 Sekunden beschleunigt der GT von 0 auf 100 km/h, eine beeindruckende Zahl, die den Wumms aus dem Stand trotzdem nur unzureichend widergeben kann.
Eh klar will man derart Arges ausgiebig erleben, folglich kippt man ganz von selber in den „Temperamentvoll“-Modus, landet unweigerlich in der straffsten Abstimmung des adaptiven Sport-Fahrwerkes und, wie es der Zufall will, auf einer so einsamen wie kurvigen Landstraße. Der Mach-E GT verfügt in derartigem Gefilde über ein hohes Spaßpotential. Massiver Schub am Kurvenausgang, mächtige Rekuperation und bissige Bremsen am Kurveneingang haben schon etwas Aufheiterndes in einer aktuell eh so ernsten Welt.
Freilich, einen Sportwagen per se darf man sich nicht erwarten. Dafür ist der Mach-E auch als GT schlicht zu schwer und zu groß. Vielleicht liegt hier auch die größte Ähnlichkeit zu seinem fossilen Namensvetter. Schon wild und ungezügelt, aber doch mit einem gewissen Augenzwinkern. Sonst verbindet die Beiden nicht viel, ein paar Designzitate hier, ein paar Mustangs dort. Wer mag kann auch noch die feinen Platzverhältnisse in Reihe Eins und die perfekt sitzenden Sportsitze als Bindeglied klassifizieren.
Gerade über das Interieur entzieht sich der Mach-E den eh nicht stimmigen Vergleichen. Souverän verarbeitet, mit einer wohl dosierten Anzahl an klassischen Tasten am Lenkrad, ist die wahre Attraktion der riesige Touchscreen im 15,5“ Format. Klar inspiriert von diesem einen E-Pionier, dessen Name uns gerade entfallen ist, aber doch mit eigenem Charakter, wie der Lautstärkenregler im XXL-Format verrät. Eh klar wird alles über das Wunderding gesteuert oder konfiguriert. Das funktioniert auf allen Ebenen souverän, verspieltes wie das Öffnen der Türen via Zahlencode lassen wir uns da gerne gefallen.
Detto die Reichweite. Realistische 420 Kilometer sind recht ordentlich, zumal diese keine rein defensive Fahrweise voraussetzen. Der 88 kWh Akku wird mit maximal 150 kW geladen, bezahlt wird der Ford Mustang Mach-E mit Euro, 81.900,00 an der Zahl. Matrix-LED, Alcantara, Soundsystem, alle gängigen Assistenzsysteme und was man sich sonst noch unter „Vollausstattung“ vorstellen kann ist inkludiert.
Echt lässig:
Endlich ein gelungener künstlicher Motorsound.
Echt stressig:
Das Überspringen der finanziellen Latte.
Echt fett:
Der Mut, gutes zu kopieren und dann besser zu machen. Stichwort Touchscreen.
Echt jetzt:
Wie rasch wir die Kombi aus „Mustang“ und „Elektro“ lieb gewonnen haben.
Daten Ford Mustang Mach-E GT
Motor: 88 kWh Lithium-Ionen-Batterie
Leistung: 487 PS
Max. Drehmoment: 860 Nm
Reichweite: ca. 420 km
Vmax: 200 km/h
0 auf 100 km/h: 4,4 Sek
Preis ab 81.900,00