Weil die Fahrdynamik hält was Design und Akustik versprechen ist der Ford Focus ST eine Kaufempfehlung für alle die noch Benzin im Blut haben.
Wir drücken den roten Startknopf, lauschen dem grantig rumorenden Turbo-Vierzylinder – und werden sentimental. Nicht dass es etwas neues wäre, dass uns kompakte Sportler ziemlich genau mitten ins Herz treffen. Doch der Gegenwind für ökologisch nicht mehr zeitgemäße Modelle wird zunehmend rauer. Und es ist kein wind of change, mehr ein wind of good-bye. Und mittendrin der Ford Focus ST.
„ST“ wohlgemerkt, kein ST-Line. Die ist ja ziemlich gut gemacht, Amateure müssen schon zwei-dreimal hinschauen, was sie für den Focus ST eh disqualifiziert. Der Top-Focus ist ein Auto für Kenner, für Feinspitze. Die sehen auf den ersten Blick die roten Brembo-Bremsen, den Heckspoiler, die aggressive Formensprache, die markanten 19-Zöller und die zwei chromumrandeten Auspuffendrohre. Und wissen, hier steht kein Blender, hier steht einer der fahraktivsten Vorderradler überhaupt.
Wem das noch nicht reicht: Handschalter. Der ST hat wahlweise ein 6-Gang-Schaltgetriebe, ergo dessen drei Pedale, wobei wir die Kupplung aus Gewohnheit im wahrsten Sinne des Wortes einige Male links liegen ließen. Ein Druck auf den Startknopf und einen Hinweis (vom Kupplungspedalassistent?) später das Pedal zu benutzen trafen gar liebliche Klänge auf unser Trommelfell. „Lieblich“ für uns, „nervig“ für Nachbarn, in jedem Fall aber ein lautes und markantes Ereignis.
Und das ohne Druck auf eine Sport-Irgendwastaste. Es gibt auch keinen Eco-Modus, keine Zylinderabschaltung und wer was Hybrides will, muss das selber mitnehmen. Der Focus ST versteht sich als kompromissloser Sportler, der vor dem Alltag nicht in die Knie geht. Eher umgekehrt. Wenn 280 PS und 420 Newtonmeter anreißen und der bollernde Sound durch Mark und Bein geht, hat sich der Alltag unterzuordnen. Das Triebwerk begeistert mit hoher Drehfreude und Kraft im Überfluss, die aktive Mitarbeit via knackig zu führendem Ganghebel maximiert das Erlebnis Focus ST.
Entsprechend feiert der ST auch querdynamisch ein Fest. Hier werden Mensch und Maschine final eins, zumindest bis die Maschine dem Menschen seine Grenzen aufzeigt. Umgekehrt? Eher nicht, wenn dann auf abgesperrter Strecke und einem Racer statt Journalisten hinter dem Lenkrad. Wer trotzdem auf ein gewisses Maß an Restkomfort hofft, der wird nicht enttäuscht. Die Sport-Performance Sitze mögen in ihrer Struktur an Schraubstöcke erinnern, sind in echt aber wie eine zweite Haut. Eng anliegend, aber auf langstreckentaugliche Art und Weise.
In der Hinsicht lässt sich auch die adaptive Fahrwerksregelung nicht lumpen. Hart aber nie unfair vermag es bekannte Haftungsgrenzen zu verschieben ohne das einem dabei jeder Kieselstein direkt in die Bandscheiben einschießt. Ob das unter „Komfort“ fällt wissen wir nicht, die Bedienung tut es auf jeden Fall. Der 13,2 Zoll große Screen ist ein Vorbild an Benutzerfreundlichkeit und kristallklaren Bildern. Passt gut zum fein verarbeiteten und mit sportlichem Flair versetzten Interieur.
Also alles gut? Ja. Auch die Ausstattung passt, sportliche Gimmicks, Matrix-LED, Ford SYNC4, nützliche Assistenzsysteme, ist alles mit an Bord. Und zum Preis von 48.040,00 EUR sagen wir nur: Kaufen. Am besten zwei davon.
Echt lässig:
Wie schön gelebte Unvernunft sein kann.
Echt stressig:
Für andere vielleicht der Sound. Für einen selber ist alles so wie es sein muss.
Echt fett:
Dass es via optionalem „Track Pack“ noch ärger geht.
Echt jetzt:
Dass wir sicher sind, dass er als Kombi mit Automatik auch ein wilder Hund ist.
Daten Ford Focus ST
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 280 PS
Max. Drehmoment: 420 Nm / 3200 U.
Testverbrauch: 9,2 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 5,7 Sek
‘Preis ab EUR 34.680,00